Pariser Vorort: Tödliche Gewalt unter Jugendlichen
Wenige Monate vor den Olympischen Sommerspielen in Paris wird einer der Austragungsorte von einer Welle der Gewalt unter Jugendlichen erschüttert. Der Tod eines 14-Jährigen und eines 18-Jährigen bei zwei brutalen Auseinandersetzungen hat Bewohner und Behörden der Pariser Vorstadt Saint-Denis aufgerüttelt.
Die Verwaltung hofft, die Lage mit mehr Polizisten sowie verstärkten Sicherheitsmaßnahmen vor den Schulen in den Griff zu bekommen.
Angriff mit Basballschläger
Der 18-jährige Gymnasiast war am Mittwochmorgen in der Nähe seiner Schule attackiert worden und am Samstag seinen schweren Verletzungen erlegen. Nach Angaben aus Polizeikreisen schlugen die Angreifer mit Baseballschlägern auf ihn ein.
Die Stadtverwaltung sprach von einer äußerst brutalen Tat, die wie eine „Strafexpedition“ gewirkt habe. „Die Angreifer haben ihr Opfer auf dem Boden liegen lassen.“ Der 18-Jährige musste von Ärzten in ein künstliches Koma versetzt werden.
Eine weitere Tat in Paris
Nur Stunden nach dem Angriff wurde in einer Metrostation in dem nördlich von Paris gelegenen Vorort ein 14-Jähriger erstochen. Einen Tag später stellte sich ein 19-Jähriger der Polizei. Er wurde wegen Totschlags in Untersuchungshaft genommen, wie die Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilte.
Der 19-Jährige gab demnach an, auf einem Bahnsteig der Metro auf eine Gruppe Jugendlicher gestoßen zu sein, mit denen er schon vorher aneinandergeraten war. Um einer schweren Schlägerei zuvorzukommen, bei der er unterlegen wäre, habe er ein Messer gezückt, auf das erste Mitglied der Gruppe eingestochen und sei anschließend mit der Metro geflohen. Der 14-Jährige starb noch am Tatort.
Kein direkter Zusammenhang beider Taten
Nach Angaben des Staatsanwalts des Départements Seine-Saint-Denis, Eric Mathais, gab es keinen direkten Zusammenhang zwischen den beiden Gewalttaten.
Der Bürgermeister von Saint-Denis, Mathieu Hanotin, sagte nach dem Tod des 14-Jährigen, seit vergangener Woche gebe es „starke Spannungen“ in seiner rund 113.000 Einwohner zählenden Stadt. Es seien „zahlreiche Schlägereien“ zwischen jungen Bewohnern verschiedener Stadtteile registriert worden.
Die Polizeipräsenz auf den Straßen der Stadt wurde deswegen verstärkt. Es gab seitdem Dutzende Festnahmen. Zudem wurde ein Verbot von Menschenansammlungen angeordnet, das bis Montag gilt.
Die Behörden forderten Eltern außerdem auf, ihre Kinder über das Wochenende zu Hause zu behalten. Am Sonntag dann kündigte Bürgermeister Hanotin zusätzlichen Schutz der Schulen an, wenn der Unterricht am Montag wieder losgeht.
Die Gewalt schadet dem Ruf von Saint-Denis, das in wenigen Monaten im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit stehen wird, wenn dort ein Teil der Olympischen Sommerspiele (26. Juli bis 11. August) ausgetragen wird. In Seine-Saint-Denis, einem der ärmsten Départements Frankreichs, befindet sich dann auch das Olympische Dorf. (afp)
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