Pariser Gastronom: Olympische Sicherheit erinnert an COVID-Einschränkungen
Alain Fontaine, Präsident der französischen Vereinigung der Maîtres-Restauratoren und Inhaber des Restaurants Le Mesturet, erläutert die Auswirkungen der Beschränkungen für Verkehr und Freizügigkeit auf Händler und Geschäfte. Sein Lokal befindet sich im Zentrum der Hauptstadt.
Fontaine sagt:
Paris ist seit drei Wochen praktisch von Touristen verlassen. Wir werden die Party verpassen. Das ist hart. Sehr hart.“
Die Euphorie der Gastronomen ist nur wenige Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele wegen eines Rückgangs der Besucherzahlen auf halbmast. Wie beurteilen Sie diese Situation, mit der Bars, Cafés und Restaurants konfrontiert sind?
Die aktuelle Situation der Gastronomen ist zumindest unerwartet. Im Vorfeld der Olympischen Spiele waren die Geschäftsleute begeistert und hofften, von den positiven Auswirkungen eines massiven Zustroms von Touristen zu profitieren, der auf zehn bis fünfzehn Millionen Besucher geschätzt wird.
Als Bürger bin ich froh und stolz, dass unser Land dieses Ereignis beherbergt. Es wird zweifellos die Geschichte der Olympiaden prägen, sei es auch nur durch seine Eröffnungszeremonie. Aber in diesem Fall spricht der Unternehmer zu Ihnen. Während wir ein außergewöhnlich gutes Jahr erwartet haben, ist die Hauptstadt seit drei Wochen praktisch von Touristen verlassen. Das bedeutet, dass der übliche Tourismus mit seinen jährlichen Besuchern in diesem Jahr abwesend ist. Ersetzt wird er durch olympische Touristen, die in den kommenden Tagen ankommen werden. Es handelt sich also um eine Änderung des touristischen Profils.
Diese Situation ist umso schwieriger, als viele Unternehmen ihre Mitarbeiter in den Urlaub oder ins Homeoffice geschickt haben und so die Restaurants ihrer gewohnten Kundschaft für die Mittagstische beraubt wurden. Das Geschäftsleben ist also auf einem Nullpunkt, noch schlimmer als in den Vorjahren. Auch die eingerichteten Sicherheitszonen erschweren die Situation und entleeren weitgehend das Zentrum von Paris.
Einschränkungen wie die Verpflichtung, seinen QR-Code in der grauen Zone vorzulegen, auch für Fußgänger, teilen Paris in zwei Teile und hindern Menschen am rechten und linken Ufer daran, die Geschäfte des anderen Ufers zu besuchen.
Hinzu kommen ungünstige Wetterbedingungen: Regen im Juni und Juli sowie ein instabiles politisches Umfeld. All dies führt zu einem deutlichen Rückgang der Besucherzahlen in unseren Restaurants. Im ersten Julizeitraum ging die Frequenz im innerstädtischen Bereich um 20 bis 30 Prozent runter. Die Geschäfte, die in den abgesperrten Zonen liegen, verzeichnen sogar einen Rückgang von 60 bis 80 Prozent.
Wir hoffen auf eine Verbesserung der Situation nach der Eröffnungsfeier, aber es wird kompliziert bleiben. Die Informationen zum „Spielepass“ [Anmerkung der Redaktion: „le pass Jeux“, der digitale Besucherpass, der zum Eintritt in die Sicherheitszonen berechtigt] und den Berechtigungen im Straßenverkehr sind bei Touristen und Parisern nicht gut genug verbreitet worden.
Wir sind davon überzeugt, dass die Olympischen Spiele außergewöhnlich sein werden. Doch dazu kommen unser Zwiespalt und unsere Enttäuschung als Gastronomen. Wir werden nicht an der Party teilnehmen. Wir werden vom Kuchen nichts abbekommen. Das ist hart. Sehr hart.
Sehen Sie einen Mangel an Kommunikation seitens der Behörden in Bezug auf die Barrieren, die in den Straßen von Paris vor vielen Einrichtungen installiert sind?
Wir verstehen die Sicherheitsbelange. Sicherheit ist wie Gesundheit: wichtig. Die Frage ist, ob die Sicherheitsbedrohung tatsächlich bis zu diesem Punkt gestiegen ist. Man weiß es nicht. Ich glaube es nicht. Bekannt ist hingegen die Tatsache, dass die Sicherheitsmaßnahmen auf ihr maximales Niveau gebracht wurde, zum Beispiel mit Barrieren und Gittern.
Wir Gastronomen wurden darüber informiert, dass es ein verstärktes Sicherheitskonzept geben würde. Doch wir wussten nicht, dass es Barrieren vor unseren Läden geben würde. Das ist ganz klar: Es gab einen Mangel an Kommunikation seitens der Präfektur.
Außerdem hätten diese Gitter durch Plexiglas ersetzt werden können. Auch wenn wir eine der spektakulärsten Zeremonien aller Zeiten erleben werden, sehen wir unschöne Gitter vor Cafés und Restaurants und Schranken auf den Straßen. Das ist kein attraktives Bild. So ist es heute im Zentrum von Paris möglich, einen Kaffee hinter einem Gitter zu trinken, was alles andere als romantisch ist.
Halten diese schweren Sicherheitsvorkehrungen, die für die Olympischen Spiele entwickelt wurden, Touristen davon ab, sich in Paris zu bewegen?
Die Touristen werden kommen. Es ist jedoch möglich, dass sie bestimmte Bereiche meiden, indem sie in letzter Minute herausfinden, dass ein QR-Code benötigt wird. Dieses Wochenende war für die Gastronomen auf der Île de la Cité katastrophal, da die meisten Touristen nicht wussten, dass ein Pass für den Zugang obligatorisch war.
Die vielen Fake News, die über die Olympischen Spiele zirkulierten, aber auch negative Botschaften wie zum Beispiel die Verdoppelung der Preise für öffentliche Verkehrsmittel könnten einige Touristen abschrecken. Es wurde weltweit bekannt, dass die Region, nicht die Stadt Paris, diese Tarife verdoppelt hat.
Der Rückgang der Besucherzahlen ist auch im Hotelgewerbe zu sehen. Hat diese Weigerung der Franzosen und Touristen vielleicht auch damit zu tun, eine Situation, die mit der COVID-Pandemie vergleichbar ist, nicht noch mal erleben zu wollen? Immerhin funktioniert der Spielepass ähnlich wie der Gesundheitspass.
Auf jeden Fall! Nicht nur waren Pariser und Touristen auf diesen Pass schlecht vorbereitet, sie wollen auch die COVID-19-Zeit nicht noch einmal erleben. Damals hatten die Franzosen Schwierigkeiten, den Gesundheitspass zu akzeptieren. Für ein Ereignis wie die Olympischen Spiele kann man sich vorstellen, dass sie noch zurückhaltender sind, diesen QR-Code zu benutzen.
Was die Schwierigkeiten der Hotellerie betrifft, so sind die Pariser Paläste voll, aber die Drei-Sterne-Hotels leiden unter einer Besucherquote von 70 Prozent, die niedriger ist als im Juli 2023.
Man muss aber in zwei Punkten optimistisch bleiben. Erstens werden die Last-Minute-Buchungen höchstwahrscheinlich schon am Donnerstag oder Freitag zunehmen. Und die 10 bis 15 Millionen Touristen werden kommen, da die Flüge bereits gebucht sind. Nun bleibt abzuwarten, wie sie konsumieren werden. Wenn sie hauptsächlich in die geplanten „Fanzonen“ in Paris gehen, wird uns das nicht viel helfen. Zweitens: Können sie auf die Orte zugreifen, die sie besuchen möchten? Und werden sie gut über die Zugangsmodalitäten informiert sein? Das sind im Moment unbeantwortete Fragen.
Sie setzen auf Last-Minute-Buchungen in der Hoffnung, dass 15 Millionen Touristen nach Frankreich kommen?
Diese Zahl von 15 Millionen Touristen könnte durch Last-Minute-Buchungen tatsächlich erreicht werden. Wir werden in einem Bereich von 10 bis 15 Millionen Besuchern sein, allerdings im ganzen Land. Denn die olympischen Städte beschränken sich nicht nur auf Paris. Dazu gehören auch Marseille, Lyon, Nizza … und sogar Tahiti zum Surfen.
Sie sagen, dass ein Entschädigungsfonds eingerichtet werden soll, um den Gastronomen zu helfen. Worum geht es?
Um den Umsatzverlust auszugleichen, soll in Zusammenarbeit mit der Präfektur ein Entschädigungsfonds aufgesetzt werden. Aber das wird wahrscheinlich nicht ausreichen, denn die Entschädigungen werden wohl erst Ende des Jahres ausgezahlt. Einige von uns laufen dann Gefahr, bereits den Schlüssel unter die Tür gelegt zu haben. Wir benötigen Hilfe. Es könnte notwendig sein, die Sozialabgaben für einen Monat auszusetzen. Diese Händler und Gastronomen sind leicht zu identifizieren, je nachdem, in welchen Sicherheitszonen sie arbeiten.
Ein letztes Wort?
Es leben die Olympischen Spiele! Mögen wir Gastronomen auch davon profitieren.
Das Interview mit Alain Fontaine ist im Original in der französischen Epoch Times erschienen und wurde hier in einer gekürzten Fassung wiedergegeben.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion