Paris kritisiert Straßburg: Bau der größten Moschee Europas – Stadt unterstützt mit 2,5 Millionen Euro
Der Neubau einer Großmoschee sorgt in Straßburg für Streit – nachdem die Stadtverwaltung (Grüne) entschied, den Bau mit 2,5 Millionen Euro zu unterstützen. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin wirft der Straßburger Bürgermeisterin Jeanne Barseghian deshalb eine „Finanzierung ausländischer Einflussnahme“ auf französischem Boden vor.
Dahinter steht die islamistische Bewegung Milli Görus, die in Deutschland wiederholt vom Verfassungsschutz beobachtet wurde und enge Verbindungen zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat.
Die Regierung in Paris sieht in dem Moscheebau eine unzulässige „Einflussnahme“ der Türkei auf Muslime in Frankreich.
Bau ist bereits weit fortgeschritten
„Das, was hier gebaut wird, ist die größte Moschee in Europa“, brüstet sich Milli Görus in einem deutschsprachigen Werbevideo auf YouTube, mit der die Bewegung mit Hauptsitz in Köln zu Spenden aufruft. Die „Eyyûb-Sultan-Moschee“ in dem Straßburger Vorort Meinau soll Platz für 2500 Gläubige bieten, der Bau ist bereits weit fortgeschritten.
Milli Görus ist der Regierung in Paris ein Dorn im Auge, und das nicht nur wegen der verfassungsrechtlichen Bedenken in Deutschland. Die Bewegung weigert sich, einen Wertekodex zur „Vereinbarkeit“ des islamischen Glaubens mit der Republik zu unterschreiben, den Präsident Emmanuel Macron von Islam-Verbänden in Frankreich verlangt.
Der Name der Moschee bezieht sich auf Eyyûb Sultan, arabisch Abu Ayyub al-Ansari, ein islamischer Krieger, der als einer der Eroberer von Konstantinopel gilt.
Rathaus zeigt sich von Kritik überrascht
Straßburg zählt zu den französischen Städten, in denen islamistische Netzwerke besonders aktiv sind. Manche Terrorismusexperten gehen davon aus, dass sich rund zehn Prozent der als „Gefährder“ geführten Muslime in dem umliegenden elsässischen Verwaltungsbezirk Bas-Rhin aufhalten.
Das seit Juni grün geführte Rathaus in Straßburg äußerte sich dennoch „sehr überrascht“ über den Vorwurf von Innenminister Darmanin. Bürgermeisterin Barseghian verwies darauf, dass der Moscheebau lange vor ihrer Amtszeit geplant worden sei.
Zudem verlange die Stadt von Milli Görus im Gegenzug für die Millionen-Subvention nicht nur „einen klaren Finanzierungsplan“, sondern auch „eine Bestätigung der Werte der Republik“.
Dafür stellt Milli Görus allerdings Forderungen: Der von Macron geforderte Wertekodex, der unter anderem die Gleichberechtigung von Männern und Frauen festschreibt, sei nur von „zwei oder drei“ Muslim-Vertretern vorbereitet worden, sagte der Regionalbeauftragte von Milli Görus, Eyup Sahin, der Nachrichtenagentur AFP. „Wenn wir eine Charta unterzeichnen sollen, muss das eine sein, zu der wir alle gemeinsam beigetragen haben.“
Eine letzte Chance zur Verständigung gibt es noch: In den kommenden Tagen will sich Innenminister Darmanin mit dem französischen Muslim-Dachverband CFCM treffen und erneut über den Wertekodex beraten. Denn neben Milli Görus zweifeln auch andere islamische Gruppen die Absprache mit der Regierung an. (afp)
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