Papst kritisiert vor US-Kongress Waffenlieferungen und Todesstrafe
Es war die erste Rede eines Papstes vor dem Kongress in Washington. Die Todesstrafe, die in Teilen der USA nach wie vor legal ist, gehöre abgeschafft.
Der Argentinier wurde mit langem Applaus empfangen. Seine etwa 50-minütige Ansprache vor den Mitgliedern der beiden Parlamentskammern wurde 40 Mal von Beifall unterbrochen.
Der Papst rief dazu, keine Angst vor Fremden zu haben: „Die meisten von uns sind einst selber Fremde gewesen.“ Angesichts der weltweiten Flüchtlingskrise forderte er unter großem Applaus eine menschliche, gerechte und brüderliche Reaktion. „Wir dürfen nicht über ihre Anzahl aus der Fassung geraten, sondern müssen sie vielmehr als Personen sehen, ihnen ins Gesicht schauen“, sagte er.
Die Todesstrafe, die in 31 von 50 US-Bundesstaaten immer noch legal ist, verstoße gegen die Unantastbarkeit eines jeden Lebens, kritisierte der Papst. „Ich ermutige auch alle, die davon überzeugt sind, dass eine gerechte und notwendige Bestrafung niemals die Dimension der Hoffnung und das Ziel der Rehabilitierung ausschließen darf“, appellierte der Papst.
Auch religiösen Fundamentalismus verurteilte Franziskus. „Unsere Welt ist in zunehmendem Maß ein Ort gewaltsamer Konflikte, von Hass und brutalen Grausamkeiten, die sogar im Namen Gottes und der Religion verübt werden“, mahnte er. Es sei jedoch Ausgewogenheit nötig, um diese Art von Gewalt zu bekämpfen, und zugleich Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und persönliche Freiheit zu schützen.
Einige zuvor erwartete Streitpunkte erwähnte Franziskus nur am Rande, etwa den Kapitalismus, den er in früheren Ansprachen scharf kritisiert hatte. Er forderte lediglich, die Politik dürfe kein Sklave von Wirtschaft und Finanzwesen sein und warnte vor ungerechten Strukturen und Handlungen. Auch umstrittene Fragen der Ehe- und Sexualmoral der Kirche wie die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner, Verhütung oder Abtreibung sprach der Papst nicht konkret an.
Vor seiner Rede traf der Papst John Boehner, den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses. Der republikanische Politiker hatte Franziskus in den Kongress eingeladen.
Vor dem Kapitol verfolgten Zehntausende Menschen die Rede auf Leinwänden. Nach der Ansprache zeigte Franziskus sich dort auf einem Balkon, winkte den Menschen zu und grüßte die Menge.
Am Mittag (Ortszeit) traf Franziskus in einer kirchlichen Einrichtung in der Innenstadt mit etwa 200 Obdachlosen und Bedürftigen zusammen.
Am Nachmittag wollte der Papst nach New York weiterreisen. Dort wird er unter anderem eine Rede vor den Vereinten Nationen halten. Franziskus bleibt bis Sonntag in den USA.
(dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion