Papst Franziskus: NATO „bellte vor der Haustür“ und löste Russlands Invasion aus

In einem Interview mit dem „Corriere Della Sera“ hat Papst Franziskus dem Westen eine Mitverantwortung für den Krieg in der Ukraine attestiert. Demnach kann nach seiner Einschätzung das Verhalten der NATO vor den Grenzen Russland provoziert haben.
Titelbild
Papst Franziskus.Foto: Franco Origlia/Getty Images
Von 5. Mai 2022

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In einem jüngst geführten Interview mit dem italienischen „Corriere Della Sera“ hat Papst Franziskus erklärt, dass eine „vor der Haustür Russlands bellende NATO“ die vom Kreml befohlene Invasion in der Ukraine begünstigt haben dürfte.

Auch sei er sich unsicher darüber, ob es sinnvoll sei von anderen Ländern, die Ukraine mit noch mehr Waffen zu unterstützen. Über die Aussagen des katholischen Kirchenoberhauptes berichtete unter anderem das „Wall Street Journal“.

NATO hat „Russlands Wut gegenüber der Ukraine angestachelt“

Franziskus übte gleichzeitig auch Kritik am Vorgehen des Kremls. Er warf Russland „Brutalität“ in der Kriegsführung vor und mahnte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, den Moskauer Patriarchen Kyrill, dieser dürfe sich „nicht zum Messdiener Putins machen“. Kyrill hatte die russische Militäroperation von einem religiösen Standpunkt aus verteidigt.

Im „Corriere“ erklärte der Papst, Russland sei von einer „Wut“ gegenüber der Ukraine erfüllt, „von der ich nicht weiß, ob sie provoziert wurde, die aber vielleicht durch die Präsenz der Nordatlantikpakt-Organisation in den Nachbarländern begünstigt wurde“.

Papst Franziskus hatte seit Beginn der Invasion das Leid der Ukrainer beklagt und die Invasion verurteilt. Gleichzeitig nahm er jedoch auch im „Corriere“-Interview von einer einseitigen Schuldzuweisung an Russland Abstand.

„Andere Staaten haben Konflikt ausgelöst“

„In der Ukraine waren es andere Staaten, die den Konflikt ausgelöst haben“, erklärte Papst Franziskus in dem Interview. Er nannte aber keine konkreten Beispiele dafür, welche Staaten er dabei meinte. Das Kirchenoberhaupt beklagte zudem eine Vielzahl von Konflikten, die durch unterschiedliche Interessensträger geschürt würden, und nannte neben dem Ukraine-Krieg noch „Syrien, Jemen, Irak, ein Krieg nach dem anderen in Afrika“.

Auf die Frage, ob er es für vertretbar halte, der Ukraine mehr Waffen zu liefern, antwortete Franziskus:

„Ich weiß nicht, wie ich antworten soll – ich bin zu weit weg – ob es richtig ist, die Ukrainer mit Waffen zu versorgen. […] Was klar ist, ist, dass in diesem Land Waffen getestet werden… Kriege werden zu diesem Zweck geführt: um die Waffen zu testen, die wir hergestellt haben.“

Papst Franziskus will nach Moskau reisen

Patriarch Kyrill erklärte unterdessen der Nachrichtenagentur „Interfax“ zufolge am Dienstag in der Erzengel-Kathedrale des Kremls in einer Predigt: „Wir wollen mit niemandem in den Krieg ziehen, Russland hat nie jemanden angegriffen.“ Stattdessen habe das Land „lediglich seine Grenzen verteidigt“.

Papst Franziskus erklärte, er sei bereit, nach Moskau zu reisen, um sich mit Präsident Wladimir Putin zu treffen und zum Frieden aufzurufen. Der Kreml habe bislang jedoch nicht auf das Angebot reagiert.



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