Olympia-Eröffnungsfeier – bisher so geheim, das es nicht einmal eine Generalprobe gibt
Werden Akrobaten am Baugerüst der Pariser Kathedrale Notre-Dame turnen? Wird ein U-Boot aus der Seine aufsteigen? Kurz vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris wird viel über die Zeremonie spekuliert.
Bislang steht nur fest, dass auf und entlang der Seine am Freitag etwas ganz Besonderes stattfinden soll – und das Programm derzeit zu den bestgehüteten Geheimnissen zählt. Es ist das erste Mal, dass eine olympische Eröffnungsfeier nicht in einem Stadion stattfindet.
Hunderte Boote mit Sportlern
„Wozu sollen wir Kulissen bauen, wenn wir die schönsten der Welt haben?“, sagte Regisseur Thomas Jolly, der die knapp vierstündige Eröffnungsfeier konzipiert hat. Mehrere tausend Sportler sollen auf knapp hundert Booten die Seine herunterfahren, von der Austerlitz-Brücke im Osten der Stadt vorbei an Notre-Dame und Louvre bis zum Eiffelturm.
Die etwa 326.000 Zuschauer verteilen sich an den Ufern und auf den Brücken. Ein Drittel hat die Plätze teuer bezahlt, zwei Drittel der Zuschauer sind eingeladen, unter ihnen mehr als hundert Staats- und Regierungschef aus aller Welt, auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der israelische Präsident Isaac Herzog.
Olympische Eröffnungsfeiern waren schon häufig bombastisch: 1984 flog in Los Angeles ein „Rocketman“ durchs Stadion, 2008 ließ China exakt 2008 Trommler simultan trommeln und 2012 sprang die Queen mit James Bond per Fallschirm aus einem Hubschrauber – wenn auch nur in einem Trickfilm.
Französische Klischees humorvoll betrachten
Die Pariser Eröffnungsfeier hingegen solle „kein Macho- und Heldenspektakel“ werden, sondern mit Humor französische Klischees auf die Schippe nehmen und dabei Multikulti feiern, sagen die Organisatoren. „Diversität existiert. Es ist eine Realität, gegen die man nur vergeblich politisch ankämpfen kann“, meinte Jolly.
Der Regisseur arbeitete unter anderem mit der preisgekrönten Schriftstellerin Leïla Slimani und einem Historiker zusammen, um das Programm zu entwerfen. Es ist so geheim, dass es nicht einmal eine Generalprobe gibt, sondern immer nur einzelne Teile geübt wurden – und kürzlich waren Akrobaten auf dem Gerüst von Notre-Dame zu sehen.
BMX und Skateboards auf schwimmenden Plattformen
Die Zeitung „Le Parisien“ berichtet, dass BMX- und Skateboard-Sportler auf schwimmenden Plattformen auf der Seine ihre Künste zeigen werden.
Etwa 3.000 Tänzer und Schauspieler sind an der Zeremonie beteiligt, sie tragen einheitliche Kostüme, eine Mischung aus mittelalterlicher Uniform und Kapuzenjacke, hergestellt aus recycelten Materialien. Auch Breakdance, der in diesem Jahr erstmals eine olympische Sportart ist, soll bei der Feier zur Aufführung kommen.
Das musikalische Repertoire soll Chöre, ein Symphonieorchester, auch Pop und elektronische Musik umfassen. Die Sängerinnen Lady Gaga und Céline Dion wurden bereits in Paris gesichtet. Seit Wochen wird zudem darüber spekuliert, dass auch die französisch-malische Sängerin Aya Nakamura auftreten soll.
Derzeit ist die Wettervorhersage für Freitag perfekt: höchstens 26 Grad und kein Regen. Wenn dies so bleibt, dann dürfte der größte Teil der Schau im warmen Abendlicht stattfinden, das von den historischen Gebäuden in Paris besonders schön reflektiert wird.
Ein spektakulärer Sonnenuntergang könnte das i-Tüpfelchen der Eröffnungsfeier werden – bevor dann ein Leuchtfeuer aus Laserstrahlen entfacht werden soll.
Barrieren unter Brücken für den Notfall
Während das Publikum von der Darstellung gebannt sein wird, sind zugleich mehr als 40.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um Zwischenfälle zu verhindern. Sämtliche Boote auf der Seine werden auf Sprengstoff untersucht.
Unter mehreren Brücken sind Barrieren angebracht, die im Notfall im Fluss herabgelassen werden können. Etwa 800 Elitesoldaten, unter ihnen Taucher und Drohnenexperten, passen auf, dass nichts passiert.
Wer in Paris nicht dabei sein kann, dem bleibt der Bildschirm. Es wird damit gerechnet, dass mehr als eine Milliarde Menschen die Zeremonie anschauen werden, die als bislang aufwändigste Live-Übertragung überhaupt gilt.
„Wir wollen eine Feier, die von so vielen Menschen wie möglich mitgefeiert wird“, sagte Jolly. „Dabei sind diejenigen, die in ihrer Diversität zusammenleben wollen, in der Mehrheit“, fügte er hinzu.
Offen ist auch noch, wer der letzte Träger der Olympischen Fackel sein wird, die seit dem 8. Mai durch Frankreich getragen wurde. 1992 hatte ein paralympischer spanischer Bogenschütze das olympische Feuer auf spektakuläre Weise mit einem abgeschossenen Pfeil entzündet. Wie und vom wem das Feuer dieses Jahr entzündet wird, dürfte bis zur letzten Minute geheim bleiben. (afp/red)
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