„Oh wie schön ist Panama“ – oder doch nicht? Bewohner umgesiedelt

Rund 1.200 Indigene in Panama beziehen neue Häuser auf dem Festland. Ihre bisherige Siedlung – ohne Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen und Strom – lag nur einen halben Meter über dem Meeresspiegel. Nicht alle sind davon begeistert.
Titelbild
Umgesiedelt: Indigene vom Volk der Guna am 29. Mai 2024 vor ihren neuen Häusern in Nuevo Carti, Guna Yala Comarca, an der Karibikküste auf dem Festland Panamas.Foto: Martin Bernetti/AFP via Getty Images
Epoch Times30. Mai 2024

Rund 1.200 Indigene in Panama haben neue Häuser auf dem Festland erhalten. „Ich bin aufgeregt. Die Häuser sind schön“, sagte Vidalma Yanez der Nachrichtenagentur AFP.

Einige andere künftige Bewohner sind nicht so begeistert, sie fürchten um ihre traditionelle Lebensweise. Die Umsiedlung auf das rund 15 Minuten Bootsfahrt entfernte Gebiet auf dem Festland soll in der kommenden Woche beginnen.

Neue Siedlung weitab vom Meer

Die neue Siedlung in dem mittelamerikanischen Land, die von der Regierung für 12,2 Millionen Dollar gebaut wurde und der Gemeinde gehört, besteht aus Häusern mit jeweils zwei Schlafzimmern, einem Wohn- und Esszimmer, einer Küche, einem Bad und einer Waschküche – alle mit Wasser- und Stromanschluss.

Die Menschen, die der Gruppe der Guna angehören, hatten kein Trinkwasser, keine sanitären Einrichtungen und keine verlässliche Stromversorgung. Sie lebten vom Fischfang, der Ernte stärkereicher Pflanzen, der Herstellung traditioneller Textilien und dem Tourismus.

Jedes Haus ist etwa 41 Quadratmeter groß und steht auf einem Grundstück von 300 Quadratmetern. Jedes Haus ist für eine Familie gedacht.

„300 Häuser werden hier gebaut. Aber wir haben große Familien, sie bestehen normalerweise aus zwölf Personen. Das wird schwierig“, sagt Blas López Morales vom Umzugskomitee der Guna. Die für Nuevo Cartí geplanten Häuser entsprächen nicht der an das Klima angepasste Bauweise der Gina, für einige Bewohner passen sie nicht zu ihrer Kultur.

Ihre bisherige Insel Carti Sugtupu hat die Fläche von fünf Fußballfeldern – und platzte aus allen Nähten. Hier lebten 1.500 Menschen, es gab keine Freiflächen. Carti Sugtupu ist eine von 49 besiedelten Inseln in dem Gebiet. Alle liegen zwischen 50 Zentimetern und einem Meter über dem Meeresspiegel.

Luftaufnahme des Viertels Nuevo Cartí in Carti Port, Guna Yala Comarca, an der Karibikküste auf dem Festland Panamas, aufgenommen am 29. Mai 2024. Foto: Martin Bernetti/AFP via Getty Images

Der Umsiedlungsplan hat zahlreiche Verzögerungen erfahren, seit er in den 1990er-Jahren erstmals vorgeschlagen wurde. Das letzte versprochene Übergabedatum am 25. September 2023 wurde verpasst. Probleme wie administrative Schwierigkeiten, COVID-19-Beschränkungen und mangelnde Budgetierung verzögerten das Projekt.

Während die neuen Häuser fertig sind, fehlen in Nuevo Cartí bis Ende Mai 2024 laut Luftaufnahmen noch grundlegende Dienste wie Wasser- und Abwasserentsorgung. 

Traditionelle Lebensweise vs. „klassisches Arbeitsmodell“

Die Guna-Gemeinschaft auf Gardi Sugdub lebt traditionell von Subsistenzwirtschaft und einer engen Verbindung zum Meer. Auf dem Festland werden sie gezwungen sein, ihre Lebensweise anzupassen und in das „klassische Arbeitsmodell“ überzugehen. Es wird ihre Form des Zusammenlebens und ihr Verhältnis zum Konsum und zur Natur stark verändern.

Solidarität und gegenseitigen Hilfe zwischen den Mitgliedern dieser engen Gemeinschaft, die durch das Leben auf einer kleinen Insel gefördert wird, könnte auf dem Festland verloren gehen.

(afp/red)



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