Österreich: Sebastian Kurz profitiert als Corona-Krisenmanager – ÖVP bei 41 Prozent
Seit knapp einer Woche ist die Zahl der aktiven Corona-Fälle in Österreich rückläufig. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist auf weniger als ein Drittel des bisherigen Höchstwerts vom 26. März gesunken. Gleichzeitig hält sich die Zahl der täglichen Heilungen deutlich über jener der Neuinfizierten. Die positive Entwicklung an Österreichs Corona-Front nützt der amtierenden Bundesregierungen unter Bundeskanzler Sebastian Kurz.
In der jüngsten Umfrage von Research Affairs für „oe24“ unter 1.000 Befragten zwischen 2. und 7. April steigert sich die ÖVP von Kanzler Kurz um einen weiteren Prozentpunkt auf 41 Prozent. Das stellt den bisher höchsten Wert der Partei unter seiner Obmannschaft dar und ihren höchsten insgesamt seit den 42,3 Prozent bei den vorgezogenen Nationalratswahlen des Jahres 2002.
Bürger in Österreich billigen Regierungsarbeit in der Corona-Krise
Ihr Koalitionspartner, die Grünen, können ebenfalls von der Corona-Situation profitieren und kommen auf 19 Prozent (plus 1). Ihnen gereicht, wie auch schon von anderen Umfrageinstituten festgestellt wurde, zum Vorteil, dass ihr Gesundheitsminister Rudolf Anschober in den Augen der Österreicher als Krisenmanager eine gute Figur macht. Insgesamt liegen die Regierungsparteien bei zusammen 60 Prozent – ein plus von insgesamt neun Prozent gegenüber der Nationalratswahl im September des Vorjahres.
Keine der Oppositionsparteien kann derzeit Gewinne verbuchen. Die SPÖ stagniert bei 18 Prozent, die FPÖ verliert einen weiteren Punkt und kommt nur noch auf zehn Prozent – ihr schlechtester Wert seit 2002. Die letzte Nationalratswahl, bei der die Freiheitlichen einstellig geblieben sind, war 1986 mit 9,7 Prozent – nur wenige Wochen nach der Übernahme des Parteivorsitzes durch Jörg Haider, der allerdings von einem Vergleichsergebnis von 4,9 Prozent aus dem Jahr 1983 ausgehen konnte.
Die liberalen Neos verlieren ebenfalls einen Prozentpunkt auf sieben. Die Corona-Krise trifft auch das neue politische Projekt von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache zur Unzeit. Zwar dürfte die Ibiza-Affäre, die ihn im Vorjahr sein Amt und den FPÖ-Vorsitz gekostet hatte, im Zeichen der Pandemie weiter in Vergessenheit geraten sein. Seine bislang nur in Wien und Teilen des Burgenlandes präsente Plattform DAÖ stagniert derzeit jedoch bei drei Prozent und würde nicht in den Nationalrat kommen.
Droht Sebastian Kurz ein „Churchill-Effekt“?
In der Kanzlerfrage würde Sebastian Kurz auf 50 Prozent kommen, den höchsten Wert eines amtierenden Bundeskanzlers seit Bruno Kreisky (1970-83). Insgesamt sehen derzeit 73 Prozent Kanzler Kurz positiv, 76 Prozent beurteilen die schwarz-grüne Regierungskoalition positiv. Sogar 81 Prozent sind mit dem Krisenmanagement des Kabinetts in Sachen Corona zufrieden.
Dass Kurz sich damit jetzt schon eine lange Kanzlerschaft für die Zeit nach der Krise gesichert haben könnte, sei jedoch keine ausgemachte Sache, meint Publizist Peter Sichrovsky auf seinem Blog „Schlaglichter“. Er mahnt, Dankbarkeit sei keine politische Kategorie, und hält einen „Churchill-Effekt“ für denkbar.
Der englische Kriegspremier hatte noch am 8. Mai 1945 den Sieg der Freiheit verkündet – und verlor drei Monate später die Unterhauswahl gegen den eher farblosen Labour-Politiker Clement Attlee.
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