Österreich: Neun von zehn zusätzlichen Arbeitsplätzen gehen an Migranten
Während Deutschland seine Arbeitskräfte-Lücken zukünftig mit erhöhten Arbeitszeiten für Rentner und berufsfähige Frauen deckeln will, geht Österreich einen anderen Weg. Wie „Der Standard“ berichtet, dürfte sich in Österreich der Trend fortsetzen, dass vor allem ausländische Staatsbürger neue Stellen antreten. Dies gehe aus einer von der Wiener GmbH Synthesis-Forschung für das Arbeitsmarktservice (AMS) erstellten Simulation der künftigen Entwicklungen am heimischen Arbeitsmarkt hervor.
Derzeit werden in österreichischen Unternehmen 60.000 neue Stellen geschaffen. Im Jahr 2020 sollen es nur noch 37.400 sein. „2019 werden rund drei von vier zusätzlichen Beschäftigungsverhältnissen mit Personen besetzt sein, die eine andere als die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. Im Jahr 2020 trifft dies auf neun von zehn zusätzlichen Arbeitsplätzen zu“, heißt es in der Analyse der Forschungsgruppe.
In Österreich könnte damit der Anteil der ausländischen Beschäftigten von 17,9 Prozent (2015) auf 22 Prozent im kommenden Jahr steigen.
Die zunehmende Alterung der Bevölkerung und der damit verbundene durch das Rentenalter erreichte Arbeitsausfall würden in Österreich gedämpft, heißt es. Die Beschäftigten stünden hier etwas länger im Berufsleben. Zudem wären mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt geströmt – eine Folge des starken Wirtschaftswachstums, so der Standard. Ab 2020 wird sich dieses Bild jedoch abschwächen, sagt AMS-Chef Johannes Kopf.
Die Frauenbeschäftigung würde weniger stark steigen. Auch die Bereitschaft der Älteren, weiterhin zu arbeiten, dürfte sinken. Entsprechend würden dann ab 2020 nicht mehr drei von vier Stellen durch Ausländer besetzt, sondern eher neun von zehn.
Deutschland setzt auf Alte und Frauen
In Deutschland hingegen gibt das Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) der Regierung eine andere Empfehlung. Statt auf die Arbeitskräfte der Migranten zu zählen, richtet sich der Aufruf an die zukünftigen Rentner und Frauen – vor allem westdeutsche Frauen. Denn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer aus den 1950er und 1960er Jahren werden spätestens ab 2020 ein Loch in den Arbeitsmarkt reißen, der 2030 seinen Höhepunkt erreichen soll.
Um dieses Loch zu stopfen, empfehlen die Forscher eine lebenslange Bildung, um die „Pro-Kopf-Produktivität“ zu erhöhen. Das BiB plant in seiner Prognose eine Erhöhung der Arbeitszeit für über 55-Jährige ein. Zudem ist geplant, noch mehr westdeutsche Frauen auf dem Arbeitsmarkt einzuführen:
Im Gegensatz zu Österreich gehen die Forscher also in Deutschland davon aus, dass sich der Aufwärtstrend der arbeitendenden Bevölkerung weiterhin fortsetzt. Ein Denkansatz wie in Österreich, dass die kurz vor der Rente stehenden Beschäftigten lieber weniger statt mehr arbeiten, ist in Deutschland nicht erkennbar. Auch die Option, dass Migranten die auf dem Arbeitsplatz im Jahr 2030 klaffende Lücke füllen, wurde in der Studie der BiB nicht in Erwägung gezogen. (sua)
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