Österreich kündigt nationalen Impfnachweis und Ende von AstraZeneca-Impfungen an
Während auf EU-Ebene noch über ein Corona-Impfzertifikat verhandelt wird, hat Österreich für Anfang Juni die Einführung eines nationalen Corona-Impfnachweises angekündigt.
Der Nachweis über eine Corona-Impfung werde ab dem 4. Juni elektronisch über einen QR-Code erfolgen, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA am Dienstag in Wien. Zuvor hatte er erklärt, sein Land werde die Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin auslaufen lassen.
Die heimische Umsetzung des Impfnachweises werde dem für Ende Juni angekündigten EU-weiten QR-Code zu Corona-Impfungen entsprechen, führte Mückstein laut APA aus.
Auf EU-Ebene zeichnen sich allerdings schwierige Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Mitgliedstaaten und EU-Parlament über den digitalen Impfnachweis ab. Vor dem Beginn der Gespräche am Dienstagabend gab es „noch viele offene Fragen“, wie die SPD-Europaabgeordnete Birgit Sippel der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Ab Mittwoch weitreichende Lockerungen der Corona-Beschränkungen
In Österreich treten am Mittwoch weitreichende Lockerungen der Corona-Restriktionen in Kraft. Nach monatelangem Lockdown dürfen Restaurants und Cafés, aber auch Hotels und Kultureinrichtungen wieder öffnen.
Dabei gilt die sogenannte 3-G-Regel für Geimpfte, Getestete und Genesene. Die Nutzung ist demnach nur Menschen mit einer Corona-Impfung, einem negativen Corona-Test oder dem Nachweis einer überstandenen Corona-Infektion erlaubt.
Die erste Dosis des Corona-Vakzins von AstraZeneca wird laut Mückstein voraussichtlich nur noch bis Anfang Juni in Österreich verabreicht. Danach liefen diese Impfungen aus, sagte der österreichische Gesundheitsminister am Montagabend dem Privatsender Puls 24. Er begründete die Entscheidung mit Lieferverzögerungen sowie mit Vorbehalten in der Bevölkerung.
Vereinzelt mitunter tödliche Thrombosen nach AstraZeneca-Impfungen
Mückstein, der selbst Arzt ist, versicherte, dass es sich bei dem Mittel um einen sicheren Impfstoff mit einem hohen Schutz gegen Corona-Infektionen handele. Diejenigen, die bereits eine erste Dosis AstraZeneca erhalten hätten, bekämen auch eine zweite Dosis davon. Für spätere Auffrischungsimpfungen würden aber voraussichtlich andere Vakzine genutzt.
Weil im Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen vereinzelt mitunter tödliche Thrombosen aufgetreten waren, haben Norwegen und das EU-Land Dänemark die Impfungen mit dem Mittel bereits eingestellt.
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA versichert allerdings, dass der Nutzen des AstraZeneca-Impfstoffs die Risiken deutlich überwiege. In vielen EU-Ländern, darunter Deutschland, wird das Vakzin mittlerweile grundsätzlich für ältere Menschen empfohlen, weil die Thrombosen vornehmlich bei jüngeren Geimpften aufgetreten waren.
Die EU-Kommission hat AstraZeneca verklagt, nachdem der britisch-schwedische Konzern unter Verweis auf Produktionsprobleme im ersten Quartal nur 30 Millionen statt der vereinbarten 120 Millionen Impfdosen an die Europäische Union geliefert hatte. Auch für das zweite Quartal rechnet Brüssel mit deutlichen Engpässen.
40 Prozent der „impfbaren Bevölkerung“ hat eine Dosis erhalten
In Österreich haben laut Gesundheitsministerium mittlerweile etwa 40 Prozent der „impfbaren Bevölkerung“ mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten, 14,62 Prozent haben demnach einen vollständigen Impfschutz. Für 2022 und 2023 hat das Land mehrere Millionen Impfdosen bestellt und setzt dabei vornehmlich auf die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.
EU-weit wurden inzwischen mehr als 200 Millionen Corona-Impfdosen verabreicht. Mindestens 52,9 Millionen Bürger und damit fast zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung in der EU wurden bis Dienstag vollständig geimpft, wie eine Berechnung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben aus den einzelnen EU-Staaten ergab. Die Daten deuten darauf hin, dass die EU ihr Ziel erreichen könnte, bis Ende Juli 70 Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Union zu immunisieren.
Am weitesten fortgeschritten ist die Impfkampagne in Malta. Dort wurden bereits 32,5 Prozent der Einwohner vollständig geimpft, während die Quote in Bulgarien bei 6,1 Prozent lag. Deutschland liegt in dieser Statistik mit 11,2 Prozent hinter Frankreich (13,5 Prozent), Italien (14,6 Prozent) und Spanien (15,4). (afp)
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