Österreich: Umfragewerte für Strache-Partei – jeder Fünfte hält ihn für wählbar
Der ehemalige österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der am Mittwoch (26.2.) offiziell seine Rückkehr in die Politik verkündet hatte, darf sich über günstige Umfragedaten freuen. In der wöchentlichen Umfrage des Instituts Research Affairs für die Zeitung „Österreich“ haben fünf Prozent der befragten Bürger bei der Sonntagsfrage angegeben, für die derzeit als „Die Allianz für Österreich“ (DAÖ) firmierende Plattform Straches stimmen zu wollen.
Damit würde eine Strache-Partei auf Anhieb den Einzug in den Nationalrat schaffen – obwohl die „Bürgerbewegung“, die er in seiner jüngsten Aschermittwochsrede ankündigte, bislang nur in Wien existiert, und das erst in der Aufbauphase. Während die DAÖ bundesweit einen Prozentpunkt zulegt, fällt die FPÖ um einen weiteren Zähler auf elf Prozent. Research Affairs ist das bislang einzige Institut, das die DAÖ in Umfragen regelmäßig als Option nennt.
Potenzial von 19 Prozent in Österreich, 26 Prozent in Wien
Insgesamt verfügt Strache derzeit über ein maximales Wählerpotenzial von 19 Prozent, analysierte Politik-Experte Thomas Hofer am Donnerstagabend im Interview mit oe24-Chefredakteur Wolfgang Fellner. Damit hält fast jeder fünfte Österreicher den langjährigen FPÖ-Chef ungeachtet der Ibiza-Affäre und der Spesenvorwürfe für wählbar.
In Wien seien es sogar 26 Prozent – und damit ein fast so hoher Prozentsatz wie die FPÖ bei ihrem letzten Gemeinderatswahlantritt mit HC Strache im Jahr 2015 insgesamt verbuchen konnte (31 Prozent). Unter FPÖ-Wählern sei es bundesweit eine Mehrheit von 53 Prozent, die Strache für wählbar halte – unter Wiener FPÖ-Anhängern seien es sogar 72 Prozent. Die höchsten Zustimmungswerte erlange Strache mit 27 Prozent bei den Berufstätigen in der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren.
Thomas Hofer sieht die FPÖ in der Defensive, während Strache von der öffentlichen Aufmerksamkeit und seinem Bekanntheitsgrad profitiere. Bei den Wahlen in Wien hält Hofer ein Überraschungsergebnis Straches für möglich. Die wirklich schwierige Aufgabe werde für ihn allerdings werden, österreichweit Strukturen aufzubauen.
SPÖ: Mehrheit der eigenen Anhänger glaubt an politisches Überleben Rendi-Wagners
Die ÖVP mit Sebastian Kurz liegt den Zahlen von Research Affairs zufolge mit 39 Prozent konstant deutlich voran. Die SPÖ kommt aus ihrem Tief mit 17 Prozent nicht heraus. Thomas Hofer führt dies darauf zurück, dass die Partei, nachdem sie bereits in der Arbeiterschaft dauerhaft an Rückhalt verloren habe, nun auch bei den Pensionisten als ihrer letzten verbliebenen Hochburg die Führungsrolle eingebüßt habe.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die in einer demnächst beginnenden Mitgliederbefragung auch die Vertrauensfrage stellen wird, hat zudem mit vergleichsweise mageren Beliebtheitswerten im eigenen Zielpublikum zu kämpfen. So würden derzeit nur 60 Prozent der befragten Wähler mit SPÖ-Präferenz ihren Verbleib an der Parteispitze befürworten, 40 Prozent würden ihren Rücktritt befürworten. Allerdings rechnet eine Mehrheit von 62 Prozent der SPÖ-Anhänger damit, dass mehr als die Hälfte der Mitglieder bei der Befragung für ihren Verbleib im Amt stimmen werde.
Die Grünen bleiben bei 17 Prozent, die liberalen Neos kommen derzeit auf zehn Prozent. Mit der schwarz-grünen Koalition im Bund sind derzeit 57 Prozent der Österreicher zufrieden.
Strache will „Bürgerbewegung“ statt Partei
HC Strache selbst hat in einem ausführlichen Exklusivinterview mit Wolfgang Fellner am Donnerstagabend ein zweistelliges Ergebnis in Wien als Wunschresultat ausgegeben. In die Politik zurückgekehrt sei er, weil so viele Wähler dies verlangt hätten:
„Ich bin seit meinem Rückzug von vielen Wählern kontaktiert worden, denen nicht gefallen hat, wie mit mir umgegangen wurde – auch ich war sehr enttäuscht von meinen Nachfolgern – und wie sich die FPÖ jetzt aufstellt. Da hat man den Eindruck, die wollen eine zweite ÖVP werden. Viele haben mich deshalb gebeten, zurückzukommen und in Wien anzutreten.“
Der Ex-FPÖ-Chef äußerte sich zuversichtlich, noch einmal in der Lage zu sein, ein politisches Projekt aufzubauen, nachdem er 2005 bereits die FPÖ erfolgreich von einem Umfragewert unter fünf Prozent nach oben gebracht habe.
Er strebe jedoch eine „Bürgerbewegung“ an, die nicht wie eine herkömmliche Partei funktionieren solle. Diese soll ein neues Projekt und keine Abspaltung von einer Partei darstellen und auch so wahrgenommen werden.
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