OECD-Chef warnt Industrieländer vor Impf-Egoismus
OECD-Generalsekretär José Ángel Gurría hat Deutschland und die anderen Industrieländer vor Egoismus bei ihrer Corona-Impfstrategie gewarnt. „Einige Länder haben viel zu viel Impfstoff, andere haben gar nichts“, sagte Gurría der „Welt“ (Montagsausgabe, 14. Dezember).
„Warum denken wir nicht an die fünf Milliarden Menschen in ärmeren Ländern?“, so der ehemalige mexikanische Außen- und Finanzminister, der im kommenden Mai die Führung der OECD nach 14 Jahren an der Spitze der Organisation abgeben wird.
Kanada habe sich 300 Millionen Impfdosen gesichert für 40 Millionen Einwohner. Die USA hätten 800 Millionen Impfdosen gekauft für eine Bevölkerung von etwas mehr als 300 Millionen Menschen. Auch Deutschland strebt mehr Impfdosen an als es Einwohner hat, wobei das Missverhältnis geringer ist als in den USA und Kanada.
Der Impfstoff müsse gerechter verteilt sein. „Das wäre klug für alle. Dieses Virus wird erst besiegt sein, wenn es überall auf der Welt besiegt ist.“ Die Corona-Pandemie sei „ganz eindeutig das größte multilaterale Problem, vor dem die Menschheit jemals gestanden ist“, sagte der OECD-Chef.
„Trotzdem haben wir dramatische Beispiele gesehen, wie die Krise auf rein nationaler Ebene bekämpft wurde. Bei der anstehenden Impfung haben wir noch einmal eine Chance, an das Gesamte zu denken und großzügiger zu sein.“ Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit Sitz in Paris versteht sich als globale Vereinigung der demokratischen Industrieländer. (dts)
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