Norwegen will Deutschland mehr Gas liefern – stößt aber an Grenzen
„Es ist ist nicht so, dass wir politisch einfach bestimmen können, wir liefern jetzt noch mehr“, sagte Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Störe am Montag bei einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Oslo. Norwegen habe seine Gasausfuhren erhöht und liefere derzeit „maximal das, was wir liefern können“.
Scholz äußerte sich „dankbar“. Norwegen sei „ein besonderer Partner für Deutschland“, sagte Scholz. „Unsere Energiepartnerschaft wollen wir ausbauen und vertiefen.“
Der Kanzler hatte zuvor in Oslo an einem Treffen des Nordischen Ministerrats teilgenommen. Neben Scholz und Störe waren auch die Ministerpräsidentinnen von Schweden, Dänemark, Finnland und Island mit dabei. Wichtigste Themen waren die Energieversorgung und die Sicherheitslage angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine.
Norwegen liefert derzeit so viel Gas und Öl wie noch nie nach Deutschland und Europa. Für Deutschland ist das Königreich – nach Russland – der zweitgrößte Gaslieferant. Inzwischen deckt Norwegen mehr als 30 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs, die Einfuhren sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs deutlich gestiegen. Damit konnte Norwegen einen Teil der Importe aus Russland ersetzen.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat das norwegische Energieministerium die Förderlizenzen für drei große Offshore-Felder angepasst, so dass dort noch mehr Erdgas gewonnen werden kann. Die Produktions- und Pipelinekapazitäten sind nun allerdings maximal ausgelastet.
Norwegen will neue Ressourcen erschließen
Für Norwegen gehe es nun darum, neue Ressourcen zu erschließen, um Exporte weiter erhöhen zu können, sagte Regierungschef Störe bei dem Treffen mit Scholz. Das Land werde Deutschland auch verstärkt mit Flüssiggas (LNG) aus der Anlage im nordnorwegischen Hammerfest beliefern.
Scholz und die Regierungschefinnen und -chefs der fünf nordischen Länder vereinbarten, bei der Energiewende künftig noch enger zusammenzuarbeiten. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte mit Blick auf die Gasimporte aus Russland: „Wir stehen vor einem herausfordernden Herbst.“ Finnlands Regierungschefin Sanna Marin warnte vor einem „kalten Winter“ und fügte hinzu: „Wir müssen unsere Bevölkerungen darauf vorbereiten, was auf dem Spiel steht.“
Islands Regierungschefin Katrin Jakobsdottir verwies auf die große Erfahrung ihres Landes mit erneuerbaren Energien – etwa der Geothermik und der Wasserkraft. Diese Expertise stelle Island gerne zur Verfügung.
Am Dienstag will Scholz politische Gespräche mit der schwedischen Regierung in Stockholm führen. Im Zentrum dürfte dabei die geplante Norderweiterung der Nato stehen. Jahrzehntelang hatten Schweden und sein Nachbar Finnland eine Politik der militärischen Neutralität verfolgt – doch der russische Angriffskrieg in der Ukraine führte zu einem Umdenken.
Der Prozess zur Aufnahme der beiden Länder in die Nato ist angelaufen. Deutschland unterstützt den Beitritt beider Ländern. (afp)
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