Nobelpreisträger: Nächste Finanzkrise könnte durch Notenbanken ausgelöst werden
Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Myron Scholes warnt davor, dass die nächste Finanzkrise durch die Notenbanken ausgelöst werden könnte.
„Manchmal ist es einfach, zu kaufen und sehr schwer, jemanden zu finden, der einem das Gekaufte wieder abnimmt. Wenn das nicht mit Fingerspitzengefühl gemacht wird, kann da schnell etwas schiefgehen“, sagte er der „Welt am Sonntag“ (27. August 2017) mit Blick auf die billionenschweren Anleihekaufprogramme der Notenbanken.womöglich
Finanzmarkt ist daran gewöhnt, im Zweifelsfall gerettet zu werden
Für problematisch hält der Experte vor allem, dass sich die Finanzmärkte nach mehreren Jahren mit Anleihekaufprogrammen daran gewöhnt haben, dass stets Liquidität im Überfluss vorhanden ist.
„Und sie können sich seit der Krise auch sicher sein, im Zweifel von den Notenbanken gerettet zu werden. Wenn die Rundum-Sorglos-Versicherung jetzt aufgekündigt wird, kann das zu einem bösen Erwachen führen“, warnte Scholes.
„Wenn es eine Lektion gibt, dann die, dass es immer Krisen geben wird. Einige größer, einige kleiner, aber eine Welt ohne Krisen ist nicht vorstellbar.“
Sobald die Fed oder auch die EZB die Bilanz reduziert …
Der preisgekrönte Ökonom, der 1997 für seine Finanzmarkterkenntnisse ausgezeichnet wurde und ein Jahr später mit dem Hedgefonds LTCM das Finanzsystem an den Rand des Kollapses brachte, sorgt sich um die Reaktion der Finanzmärkte, sobald eine der beiden führenden Notenbanken der Welt, allen voran die US-Federal Reserve und die Europäische Notenbank (EZB), ihre durch die Rettungskäufe der vergangenen Jahre enorm aufgeblähte Bilanz reduzieren wird.
„Es könnte schon ausreichen, wenn Mario Draghi und Kollegen einfach die Expansion stoppen. Das könnte das Signal aussenden, dass früher oder später die Bilanz wieder geschrumpft wird“, sagte Scholes. In der Folge könnten die Zinsen steigen.
Passiere dies zu schnell, würde das zu Verwerfungen führen, mit erheblichen Ansteckungseffekten: „Dann würden die Aktienkurse fallen und wiederum die Zinsen für Unternehmensanleihen steigen. Ein Teufelskreis, der eine Liquidierung von Anlagen nach sich ziehen könnte.“ (dts)
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