Nigeria: Amnesty macht Shell für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich
Amnesty International hat dem Ölkonzern Shell vorgeworfen, an schweren Menschenrechtsverletzungen in Nigeria in den 90er Jahren beteiligt gewesen zu sein.
Shell habe die Niederschlagung von Protesten in den Ölfördergebieten im Niger-Delta durch die damalige Militärregierung befürwortet und aktiv unterstützt, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in einem Bericht. Dafür müsse der britisch-niederländische Konzern in Nigeria, aber auch in Großbritannien und Niederlanden strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Shell habe bei der Niederschlagung der Proteste in der Region Ogoniland „unbestreitbar“ eine „Schlüsselrolle“ gespielt, erklärte die Amnesty-Expertin Audrey Gaughran. Nun gebe es die Grundlagen für strafrechtliche Ermittlungen.
Shell habe Nigerias Militär „wiederholt ermutigt“, gegen die Proteste in Ogoniland vorzugehen, erklärte Amnesty in einem Bericht. Dem Konzern sei klar gewesen, dass es dabei zu außergerichtlichen Hinrichtungen, Vergewaltigung, Folter und Brandstiftung in Dörfern kommen würde.
Im Oktober 1993 habe das Unternehmen sogar selbst Soldaten ins Dorf Korokoro transportiert, wo die Sicherheitskräfte dann das Feuer auf Demonstranten eröffnet hätten, heißt es in dem Bericht. Ab 1995 habe Shell den nigerianischen Behörden Helikopter, Schiffe und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, um in der Region für „Sicherheit“ zu sorgen. Der Konzern soll demnach sogar Militärangehörige bezahlt haben.
Amnesty geht in dem Bericht auch auf eine mögliche Verwicklung Shells in die Hinrichtung des Menschenrechtsaktivisten und Schriftstellers Ken Saro-Wiwa ein, der Proteste gegen Umweltzerstörung und für mehr Rechte für das Ogoni-Volk im Niger-Delta angeführt hatte. 1995 war er zusammen mit acht weiteren Aktivisten von der Militärregierung hingerichtet worden.
Amnesty forderte die Behörden in Nigeria, den Niederlanden und Großbritannien auf, Ermittlungsverfahren gegen Shell wegen der mutmaßlichen Beteiligung an den Menschenrechtsverletzungen einzuleiten.
Shell wies die Vorwürfe der Menschenrechtsorganisation zurück. Das nigerianische Tochterunternehmen erklärte, Shell habe Nigerias Behörden „niemals“ zu Gewalttaten aufgefordert oder diese unterstützt. Über die Hinrichtung von Saro-Wiwa sei der Konzern damals „schockiert und traurig“ gewesen.
Nigeria ist mit rund zwei Millionen Barrel pro Tag der größte Ölproduzent Afrikas, Shell ist dort traditionell einer der größten Ölförderer. Aus Ogoniland musste sich der Konzern 1993 angesichts der Unruhen zurückziehen, er betreibt aber noch zahlreiche Pipelines in dem Gebiet. Shell wurde in der Vergangenheit auch immer wieder für schwere Ölverschmutzungen im Niger-Delta verantwortlich gemacht. (afp)
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