Niederlande genehmigt Speicherung von 37 Millionen Tonnen CO₂ unter der Nordsee
Der Hohe Rat, das oberste Verwaltungsgericht der Niederlande, hat am Mittwoch ein umstrittenes Projekt zur Speicherung von CO₂ in leeren Gasfeldern unter der Nordsee genehmigt. Die Umweltschutzauflagen des Projekts Porthos würden eingehalten, die Arbeiten daran könnten fortgesetzt werden, erklärte das Gericht. Eine Umweltschutzorganisation hatte dagegen geklagt.
Porthos ist die Abkürzung für Port of Rotterdam CO₂ Transport Hub and Offshore Storage. Im Hafen von Rotterdam soll dort entstehendes Kohlenstoffdioxid verdichtet und durch eine Unterwasser-Pipeline zu den leeren Gasfeldern rund 20 Kilometer vor der Küste geleitet werden, die nach Unternehmensangaben mehr als drei Kilometer unter dem Meeresgrund liegen. 2,5 Millionen Tonnen CO₂ sollen dort jährlich 15 Jahre lang gespeichert werden. Insgesamt könne die Speicherung 37 Millionen Tonnen CO₂ aufnehmen.
Das Gericht erklärte, die Regierung habe „auf Basis objektiver Daten“ gezeigt, dass Porthos keines der acht Schutzgebiete zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten gefährde, die zum EU-weiten Netz Natura 2000 gehören. Die Richter räumten ein, dass das Projekt die Emissionen „vorübergehend und begrenzt“ steigen lasse.
Prestigeobjekt mit 102 Millionen Euro Förderung
Porthos stellt für die Niederlande ein Prestigeobjekt dar. Es ist das größte Projekt, durch das die Niederlande ihre CO₂-Emissionen senken will. Das nordwesteuropäische Land hat es sich zum Ziel gemacht, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden. Zudem will die niederländische Regierung erreichen, die CO₂-Emissionen um 49 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Dabei sieht die niederländische Klimavereinbarung vor, dass die Hälfte der angestrebten CO₂-Reduzierung der Industrie bis 2030 durch sogenannte CCS-Systeme (Carbon Capture & Storage) wie das Porthos-Projekt erreicht werden soll.
Von der Europäischen Union wurde Porthos als Projekt von gemeinsamem Interesse anerkannt und eine Förderung in Höhe von 102 Millionen Euro gewährt. 2024 soll mit dem Bau der Infrastruktur begonnen werden und ab 2026 soll das System betriebsbereit sein.
Der Industriedienstleister Bilfinger übernimmt verschiedene Engineering-Leistungen für das Porthos-Projekt im Hafen von Rotterdam. Wie der CEO des Unternehmens Anfang des Jahres mitteilte, hat die „Mitarbeit für uns eine strategische Bedeutung“.
Geliefert werde das CO₂ von Air Liquide, Air Products, Exxon Mobil und Shell. Die Unternehmen würden es in ihren Industrieanlagen nahe Rotterdam auffangen und anschließend in die geplante Pipeline einspeisen, die durch den Rotterdamer Hafen läuft.
Laut Bilfinger würden im Umfeld des Hafens rund 14 Prozent aller CO₂-Emissionen in den Niederlanden entstehen. Mit Porthos soll es gelingen, diese Emissionen um ca. 10 Prozent zu reduzieren.
Technologie umstritten
Die Umweltorganisation MOB, die zuvor gegen Porthos geklagt hatte, kritisierte am 16. August, die Niederlande würden auch weiterhin die Fossile-Energien-Branche subventionieren, die ohnehin schon „unverhältnismäßige Profite“ mache. Die Speicherung von CO₂ sei eine „verzweifelte Reaktion“ – Regierung und Wähler müssten endlich „wirklich handeln“, um den Klimawandel zu bekämpfen. Laut MOB seinen die Niederlande von der Erderwärmung und einem steigenden Wasserspiegel besonders betroffen. Ein Drittel des Landes liegt unter dem Meeresspiegel.
Unter Umweltschützern und Wissenschaftlern ist die Technologie umstritten. Die Verflüssigung und Einspeicherung von CO₂ ist energieintensiv, außerdem könnten Gefahren durch undichte Lagerstätten drohen. Überdies sehen die Kritiker das System als Scheinlösung, die das globale Grundproblem zu hoher CO₂-Emissionen nicht beseitigen kann.
Weltweit befinden sich rund 200 Projekte im Betrieb oder in Planung, die Technologie steckt insgesamt aber noch in den Kinderschuhen und ist sehr teuer. Die Nordsee gilt als geeignetes Einlagerungsgebiet, weil sich dort viele nach jahrzehntelanger Förderung erschöpfte Öl- und Gasfelder befinden.
(mit Material von afp)
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