NGO-Schiff „Alan Kurdi“ darf in Italien anlegen – Deutschland nimmt Teil der Migranten auf
Nach einer tagelangen Blockade des NGO-Schiffes „Alan Kurdi“ der deutschen Organisation Sea-Eye ist eine Einigung zur Verteilung der 88 Migranten an Bord erzielt worden. Deutschland und Frankreich nähmen 60 der aus dem Mittelmeer geretteten Migranten auf, teilte das italienische Innenministerium am Freitagabend mit. Portugal habe sich zur Aufnahme von fünf der Migranten bereit erklärt und Irland nehme zwei von ihnen auf.
Die vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa liegende „Alan Kurdi“ soll nun den Hafen von Tarent in der südostitalienischen Region Apulien ansteuern. Das Schiff hatte am Samstag vergangener Woche die Migranten aus dem Mittelmeer aufgenommen und war dabei nach eigenen Angaben „massiv“ von Einsatzkräften aus Libyen bedroht worden. Libysche Patrouillenboote hätten „Schüsse in die Luft und ins Wasser“ abgegeben, so die Organisation.
Nach der Aktion lag die „Alan Kurdi“ tagelang vor Lampedusa fest. Am Freitagmorgen fuhr sie in italienische Hoheitsgewässer. Kapitänin Bärbel Beuse begründete dies damit, dass die Lage an Bord „gespannt“ sei und die Nahrungsvorräte zur Neige gingen.
Am Freitag wurde ebenfalls eine Lösung für 15 Asylbewerber gefunden, die diese Woche von dem Schiff „Open Arms“ aus dem Mittelmeer gerettet worden waren. Wie die spanische Organisation Proactiva Open Arms im Onlinedienst Twitter mitteilte, durften die Migranten an Bord eines Schiffes gehen, dass sie in die maltesische Hauptstadt Valletta bringen sollte. Die Genehmigung sei allerdings erst „mit vielen Stunden Verspätung, mitten in einem Sturm und nach langem Warten auf die Instruktionen der maltesischen Behörden“ erfolgt.
Am Mittwoch hatten mehr als hundert Migranten nach fast zwei Wochen auf See das Schiff „Ocean Viking“ am italienischen Hafen Pozzalo verlassen dürfen. Deutschland, Frankreich und Italien hatten zuvor eine Vereinbarung zur Aufnahme der Menschen erzielt.
Die Aufnahme und Verteilung von im zentralen Mittelmeer aufgenommenen Migranten in Europa sorgt schon seit Langem für Streit. Die Innenminister von Deutschland, Frankreich, Italien und Malta einigten sich Ende September auf einen vorläufigen Verteilungsmechanismus. Demnach sollen aus Seenot Gerettete künftig innerhalb von vier Wochen auf die teilnehmenden EU-Staaten verteilt werden. Dies soll eine Übergangslösung sein, bis das derzeitige Asylsystem der EU, das sogenannte Dublin-Verfahren, überarbeitet werden kann.
Italien hatte unter einer Regierung aus Lega-Partei und der Fünf-Sterne-Bewegung seine Häfen für Migranten dicht gemacht. Die seit September amtierende Nachfolgeregierung fährt einen weniger restriktiven Kurs.
Innenministerin Luciana Lamorgese wies am Freitag die Darstellung ihres Vorgängers, Lega-Chef Matteo Salvini, zurück, Italien müsse sich vor einer „Invasion“ von Migranten schützen. „Ich habe keine solchen Informationen“, sagte die parteilose Ministerin der Zeitung „La Repubblica“. „Wir sind nicht mit einer Invasion konfrontiert.“ (afp/so)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion