Echtheit bestätigt: Neues Video zeigt IS-Anführer al-Baghdadi

Ein neues Video scheint den mehrfach für tot erklärten IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zu zeigen. In dem von der IS-Miliz veröffentlichten Video bezieht sich al-Bagdadi auf das Ende der Gefechte um die IS-Bastion Baghus im März.
Titelbild
Ein Video von 2019 soll Abu Bakr al-Baghdadi zeigen.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times29. April 2019

+++ Update +++

21:55 Uhr: Echtheit wurde bestätigt

Das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site und der irakische IS-Experte Hischam al-Haschemi identifizierten den Mann in dem Video als al-Bagdadi.

Das von den USA unterstützte Bündnis, das den IS im Irak und Syrien bekämpft hatte, erklärte hingegen, es versuche noch, den „Wahrheitsgehalt des Videos unabhängig bestätigen“ zu lassen.

Spezialisten überprüfen die Echtheit

Ein neues Video soll den bereits vielfach für tot erklärten Anführer der islamistischen Terrororganisation „Islamischer Staat“, Abu Bakr al-Baghdadi zeigen.

Das US-Beratungsunternehmen „Site Group“, das sich auf die Analyse solcher Informationen aus IS-Kreisen spezialisiert hat, veröffentlichte am Montag Bilder aus einem Film, der eine Person zeigt, die neben einem Maschinengewehr sitzt und mit mutmaßlichen Gefolgsleuten spricht. Es wäre das erste Mal seit fast genau fünf Jahren, dass ein aktuelles Bild von al-Baghdadi öffentlich wird.

Das Video soll insgesamt 18 Minuten lang sein und sei auf den üblichen Kanälen des IS verbreitet worden, berichtet „Site“. In dem Film spreche die Person, bei der es sich um al-Baghdadi handeln soll, über Krieg gegen „Kreuzfahrer“ und über Schlachten in Syrien, was nahelege, dass der Film erst vor Kurzem aufgenommen worden sei.

Auf Englisch gibt „Site“ den Namen des Filmes mit „In the Hospitality of the Emir of the Believers“ an. Al-Baghdadi lobe darin auch die Sri-Lanka-Angreifer, wobei an dieser Stelle der Ton „möglicherweise durch eine spätere Aufnahme hinzugefügt“ worden sei, wie „Site“ skeptisch anmerkt. Demnach seien die Anschläge auf Sri Lanka Rache für Baghouz gewesen, einer der letzten IS-Rückzugsorte, der dem IS wieder abgerungen wurde.

Unklar ist, wann das Video aufgenommen wurde. Al-Bagdadi spricht darin jedoch von den monatelangen Kämpfen um Baghouz, dem letzten Rückzugsort der Dschihadistenmiliz in Syrien, der im März fiel. „Der Kampf um Baghouz ist vorbei“, sagt der IS-Führer. Der Kampf des IS gegen den Westen sei jedoch eine „lange Schlacht“. Al-Bagdadi droht in dem Video, der IS werde „Rache nehmen“ für seine getöteten Kämpfer. „Es wird noch mehr passieren nach diesem Kampf“, sagt er.

Der Aufenthaltsort ist unbekannt

Das Video zeigt anscheinend den 47-Jährigen mit gekreuzten Beinen auf einem Polster. Er spricht zu drei Männern, deren Gesichter unkenntlich gemacht wurden. Al-Bagdadi trägt einen langen grauen Bart, der offenbar mit Henna gefärbt wurde. Er spricht langsam und macht sekundenlange Pausen mitten in seinen Sätzen.

Der einzige bekannte öffentliche Auftritt des IS-Anführers war Anfang Juli 2014 im nordirakischen Mossul, bei dem er alle Muslime zum Gehorsam gegenüber dem „IS-Kalifat“ aufgerufen hatte. Seitdem veröffentlichte seine Gruppe in unregelmäßigen Abständen Audiobotschaften, die von al-Bagdadi stammen sollen.

Die letzte Aufnahme wurde im August 2018 veröffentlicht, acht Monate nachdem der Irak den Sieg über den IS erklärt hatte. In der Öffentlichkeit wurde der Iraker, der an Diabetes leidet, jedoch nicht wieder gesehen.

„Er ist nur von drei Menschen umgeben: Seinem älteren Bruder Dschumua, seinem Fahrer und Leibwächter Abdellatif al-Dschuburi, den er seit seiner Kindheit kennt, und seinem Kurier Saud al-Kurdi“, sagte der Dschihadismus-Experte Hischam al-Haschemi im März. Er vermutete die vier in der weitläufigen Badia-Wüste im Zentrum Syriens.

Die „Universität des Dschihad“ ist ein Gefängnis

Geboren wurde al-Bagdadi 1971 als Sohn einer armen Familie im zentralirakischen Samarra unter dem Namen Ibrahim Awad al-Badri. Als Junge begeisterte er sich für Fußball und träumte davon, Anwalt oder Soldat zu werden, doch seine mangelhaften Noten und seine schlechten Augen verhinderten beides. So studierte er schließlich in Bagdad Theologie, bevor er nach der US-Invasion 2003 als Anführer einer Dschihadistengruppe in den Untergrund ging.

Die Journalistin Sofia Amara, die einen Dokumentarfilm über ihn gedreht hat, sagt, er mache nicht den Eindruck eines „brillanten Mannes“, sondern erscheine eher als „geduldig und arbeitsam“. Doch habe der „geheime Planer“ schon früh „eine sehr klare Vorstellung“ von der Organisation gehabt, die er schaffen wollte. Als er 2004 im Februar von der US-Armee im Gefängnis von Bucca inhaftiert wurde, knüpfte er dafür wichtige Kontakte.

Das Gefängnis im Südirak galt als „Universität des Dschihad“, da dort radikale Islamisten mit Militär- und Geheimdienstleuten des gestürzten Baath-Regimes von Saddam Hussein zusammenkamen. „Alle haben gemerkt, dass dieser schüchterne Typ ein feiner Stratege ist“, sagt Amara über al-Bagdadis Zeit in Bucca.

Als er im Dezember 2004 aus Mangel an Beweisen freikam, schloss er sich dem Al-Kaida-Führer Abu Mussab al-Sarkawi an. Als erst al-Sarkawi und dann sein Nachfolger getötet wurden, übernahm der einstige Theologiestudent aus Samarra 2010 unter dem Namen Abu Bakr al-Bagdadi die Führung der Extremisten im Irak.

Indem er frühere Offiziere Saddam Husseins anwarb, machte er aus seiner Guerillagruppe eine schlagkräftige Truppe und nannte sie Islamischer Staat (IS). Sie überrannte im Sommer 2014 die nordirakische Großstadt Mossul und drang binnen weniger Wochen bis vor Bagdad vor.

Die USA hat ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt

Nach der Zerschlagung des „IS-Kalifats“ blieb der Verbleib des IS-Führers zunächst ein Rätsel. Es war unklar, ob al-Bagdadi sich mit seinen letzten Kämpfern in der syrischen Wüste versteckt hatte, im Irak untergetaucht oder längst tot war. Mehrfach wurde er bereits für tot erklärt, mindestens einmal wurde er verletzt. Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) ausgesetzt.

Als Anführer des IS wird al-Baghdadi verantwortlich gemacht für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ethnische Säuberungen und Strafen wie Enthauptungen, Kreuzigungen, Ertränkungen und Verbrennungen bei lebendigem Leib. Für die Ergreifung al-Baghdadis ist von der Regierung der Vereinigten Staaten eine Belohnung in Höhe von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt worden. (dts/dpa/afp)



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