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Finnland

Neues KKW: Finnischer Strompreis um 75 Prozent gesunken

Kernenergie ist in Finnland wichtiger Teil der dortigen Energiewende. Der neue Reaktor Olkiluoto 3 liefert dem Land so viel Strom, dass das Nordland nun einen deutlichen Energieüberschuss hat – was ganz neue Herausforderungen mit sich bringt.

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Das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto.

Foto: iStock

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Lesedauer: 6 Min.

Der April 2023 war ein prägnanter Monat für Europas Atomkraftnutzung. Deutschland hat seine letzten Kernkraftwerke ausgeschaltet, Finnland sein fünftes in Betrieb genommen – das KKW Olkiluoto 3. Dieser Europäische Druckwasserreaktor (EPR) stellt den aktuellen Stand der Technik dar. Er ist der technische Nachfolger der sogenannten Konvoi-Kraftwerke, wie sie jüngst hierzulande abgeschaltet wurden. Der Reaktor ging mit 14 Jahren Verspätung in Betrieb.
Seit der Inbetriebnahme dieses neuen Reaktors hat Finnland ein Stromproblem anderer Art – ein Überangebot. Sauberer Strom ist so reichlich vorhanden, dass der Energiepreis am 17. Mai, also einen Tag nach der Inbetriebnahme, kurzzeitig ins Minus rutschte, berichtet „Business Insider“. In den darauffolgenden Stunden pegelte sich der Marktpreis bei 0,3 Cent pro Kilowattstunde ein.

Stromsparen jetzt nicht mehr nötig

Das bedeutet, dass der durchschnittliche Energiepreis für jenen Tag „leicht“ unter null lag, sagte Jukka Ruusunen, Geschäftsführer des finnischen Netzbetreibers Fingrid, gegenüber dem öffentlich-rechtlichen finnischen Sender Yle. Ruusunen verkündete den Finnen auch:
„Jetzt gibt es genug Strom, und er ist fast emissionsfrei. Sie können also mit gutem Gewissen Strom verbrauchen.“
Dabei erinnerte sich der Geschäftsführer an den Engpass in den Monaten vor Inbetriebnahme des neuen KKW. „Letzten Winter konnte man nur darüber reden, wo man mehr Strom herbekommt. Jetzt denken wir intensiv darüber nach, wie wir die Produktion begrenzen können. Wir sind von einem Extrem zum anderen übergegangen“, erklärte Ruusunen.
Ein Überangebot an Strom birgt die Gefahr, dass die Energiepreise am Markt zu niedrig sind und kaum mehr Ertrag für die Energieversorger bringen. „Die Stromproduktion muss auch für Kernkraftwerke rentabel sein. Wenn der Preis besonders niedrig ist, kann es zu Situationen kommen, in denen die Produktion eingeschränkt wird.“ Das sagte die Kommunikationsmanagerin des Kraftwerksbetreibers TVO, Johanna Aho, wie „WinFuture“ berichtet.
Wenn die Anlagen zu viel Strom produzieren, greifen normalerweise die großen Übertragungsnetzbetreiber ein, indem sie die leicht zu regelnden Erzeuger zwangsweise herunterfahren.

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Strompreis fällt um über 75 Prozent

Allein das KKW Olkiluoto 3 kann laut „Blackout News“ bis zu 15 Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Mit seinen 1.600 Megawatt verbindet Olkiluoto 3 zwei weitere Reaktoren mit jeweils 890 Megawatt Leistung. Das Kraftwerk befindet sich in Eurajoki im Westen von Finnland.
Die durchschnittlichen Spotstrompreise fielen im April auf 60,55 Euro pro Megawattstunde. Deutlich weniger als noch im Dezember, wo diese bei 245,98 Euro pro Megawattstunde lagen. Das ist ein Rückgang von 75,38 Prozent.
Im Dezember bereitete sich Finnland noch auf fortlaufende Stromausfälle aufgrund des hohen Energiebedarfs für das Heizen im Winter vor. Aufgrund der Entwicklungen im Ukraine-Krieg entschied sich das an Russland angrenzende Land, auf die Stromimporte aus dem großen Nachbarstaat zu verzichten.
„In Finnland schätzen die Menschen alles, was kohlenstofffrei ist – und Kernkraft ist kohlenstofffrei. Aber dann liegt es an diesen internationalen Diskussionen, all diese Einschränkungen zu treffen“, sagte Ruusunen.

Ausbau der Windenergie

Trotz des steigenden Anteils der Kernenergie geht Fingrid davon aus, dass Windkraft aufgrund steigender Investitionen bis 2027 die größte Energiequelle sein wird.
Allerdings sagte der Chef des finnischen Netzbetreibers auch, dass die Kunden im „Zentrum“ eines Stromsystems auf Basis von Wind- und Solarenergie stehen müssen. Das Energieniveau des Windes verändere sich aufgrund der schwankenden Windgeschwindigkeit ständig, sagte Ruusunen.
Derzeit machen die fünf finnischen KKW 40 Prozent der gesamten Stromversorgung aus. Die Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von rund 5.700 Megawatt decken laut „Electricitymaps“ 34 Prozent des Strombedarfs ab.
Aufgrund des Stromüberschusses beliefert das nordeuropäische Land Teile seine Nachbarländer Estland und Schweden mit Energie.
Olkiluoto 3

Anteile der Stromquellen in Finnland am 31. Mai 2023.

Foto: mf/Epoch Times, Daten: Electricitymaps

Atom-Allianz

Seit Februar beteiligt sich Finnland mit zehn weiteren EU-Staaten an einem Bündnis zur „verstärkten Kooperation“ bei der künftigen Forschung und Nutzung von Kernenergie. Deutschland nimmt nicht an der Allianz teil, da es aus dieser Form der Energieerzeugung ausgestiegen ist. Epoch Times berichtete.
Die Staaten der europäischen Nuklear-Allianz wollen bei Industrieprojekten und bei den Lieferketten der Atomwirtschaft enger zusammenarbeiten. Zudem wolle man „einheitliche Sicherheitsvorschriften im Einklang mit der besten internationalen Praxis“ festlegen.
„Atomenergie ist eines der vielen Instrumente für das Erreichen unserer Klimaziele, für die Produktion der Strom-Grundlast und für die Versorgungssicherheit“, heißt es in der veröffentlichten Erklärung der elf EU-Länder.

Kommentare

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Herbert Streitvor 2 Jahren

in Mallorca, kostet der Strom in Spanien ca. 0,106 Euro für die KW/h in der Hauptzeit.... Dazu noch monatlich Eur 10.- für Zähler. in der Nebenzeit 3 Cent pro kWh

Deutschland zahlt sich dumm und dämlich

Olafvor 2 Jahren

Man stelle sich vor, wir hätten noch alle Akw's an Laufen und würden die neuste Generation an Fusionsreaktoren bauen, die kaum bis keine Abfälle haben und absolut sicher sind und neben Strom auch gleich Wärme erzeugen mit der man durchaus Heizen kann. Nebenbei für die Abfälle noch ein Thorium-AKW das die Abfälle wieder verwendet um Energie zu erzeugen.

Das hieße was?

Strompreis für Selbsterhaltungs, also fast Null, kaum Gefahren und Abfälle die anstehen verstromen die Thorium-Awk's wieder.

Selbstversorgung, Unabhängigkeit, viele Chancen und Möglichkeiten, mehr Wohlstand, mehr Sicherheit, mehr Freiheit, hohe Versorgungsgrad und naja... mehr Utopie.

Was tut die Reichenherrschaft, um ihr System zu erhalten... Alles abreißen, dreckiger Kohlestrom, nicht taugliche Wind- und Sonnenenergie die nicht grundlastfähig ist.. Strom zukaufen, Strom rationieren.

Dystopie, Ängste, Armut, Wirtschaftskollaps, weniger Wohlstand, keine Sicherheit, keine Selbstversorgung, keine Freiheit und vieles mehr und das mit Vorsatz...

Und dieses Szenario ist nur eines von vielen, die völlig verdreht und falsch laufen und auch noch so getan wird als würde es nicht anders gehen. Z.B. im sogenannten Arbeistleben, Wirtschaft, Finanzsystem, Politik, Bildung, Medizin/Pharma, unterdrückte Technologien. Gemachte Fehlpolitik zum Erhalt eines Minderheitensystems...

Egal wie fortschrittlich wir werden, es wird nicht besser, sondern schlechter.

Wer glaubt denn das dies normal und natürlich ist? Dies ist alles gemacht und gewollt.

Wir leben mit den richtigen Entscheidungen schon längst in Vorstufen zur Utopie. Aber es gibt da Leute, die können mit ihrem schwindenden Privilegien und Machtverlust nicht leben und betreiben aggressive Politik gegen die Freiheit, gegen die Menschen...

Und das Problem ist, von alleine werden die nicht aufhören damit.

Antikfanvor 2 Jahren

In Deutschland, statt nach Verstand in der Welt den Strompreis für Bürger zu reduzieren, hat man ihn mit Abgaben und Steuer auf die Steuer mit der Unsinnsampel zum Stromweltmeister gekürt. Wo bleiben die Weltmeister Pokale ? Das Ausland lacht über die dümmste Energiewende Deutschlands und deren eigene Bürger werden unterstützt, im Gegensatz zum grünen Deutschland, wo noch arbeitende brave Bürger ausgenommen werden mehr als eine Weihnachtsgans. Die neuen Statistiken belegen das. Vom Minilohn bleiben 51 % beim Staat und 49 % bei dem fleißigen deutschen Bürger. Wer ist so dumm und geht noch morgen zur Maloche ?