Neues Abkommen unterzeichnet: Stromtrasse aus Aserbaidschan wird gebaut
Europa sucht Alternativen: Eine neue, 1.195 km lange Stromleitung wird Aserbaidschan ab 2026 mit Europa verbinden. Im Oktober kündigte Viktor Orbán die Leitung an und am 17. Dezember wurde das Abkommen über eine strategische Partnerschaft für Energieentwicklung und -transport unterzeichnet. An der Veranstaltung nahm auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teil.
Die Regierungen von Aserbaidschan, Georgien, Rumänien und Ungarn arbeiten gemeinsam an dem Projekt. Die Unterzeichnung fand im Cotroceni-Palast in Bukarest (Rumänien) statt. Neben dem rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis waren auch der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev, der georgische Premierminister Irakli Garibashvili, der rumänische Premierminister Nicolae Ciucă und der ungarische Premierminister Viktor Orbán anwesend.
Das Abkommen bildet den finanziellen und technischen Rahmen für den Bau der Stromleitung für erneuerbare Energien (Wind, Solar) und ihren Transport nach Ungarn und in den Rest Europas. Zwischen Rumänien und Aserbaidschan ist ein Unterseekabel durch das Schwarze Meer mit einer Kapazität von bis zu 1.000 Megawatt vorgesehen, berichtet das rumänische Nachrichtenportal „Transtelex“. 1.000 Megawatt ersetzt die Leistung eines Kraftwerkes.
Außerdem ist es geplant, Rumänien und Georgien auch mit einem Glasfaserkabel für schnelle Internet-Datenübertragung zu versorgen.
Georgien könnte ein Stromdrehkreuz werden
Die Präsidentin der Europäischen Kommission begrüßte die Vereinbarung. Sie betonte, dass diese Initiative die beiden Ufer des Schwarzen Meeres verbinden wird. Von der Leyen:
Die zwei Ufer des Schwarzen Meeres waren noch nie so nah beieinander“.
Es sei nicht nur im Interesse der EU, sondern ermöglicht auch den Stromtransport nach Moldawien, in den Westbalkan und in die Ukraine. Zu letzterem sagte sie, dass es auch die Abhängigkeit der Ukraine von Russland bei der Energieversorgung deutlich verringern würde.
„Es geht nicht nur darum, eine neue geopolitische Situation zu bewältigen. Es geht darum, unsere Zukunft mit sauberen, erschwinglichen und sicheren Energiequellen zu gestalten, und das sind die erneuerbaren Energiequellen“, sagte von der Leyen.
Sie fügte hinzu, dass Georgien dank dieses Projekts ein Stromdrehkreuz werden könnte und sich in den EU-Strommarkt integrieren kann.
In seiner Rede würdigte der georgische Präsident Irakli Garibaschwili, dass Georgien aufgrund seiner geografischen Lage eine Brücke zwischen dem Westen und Zentralasien bilden kann. Er betonte auch, dass sein Land sein Energie- und Kommunikationsnetz bereits im Einklang mit europäischen Standards modernisiert.
Orbán: eine einzigartige Investition
Für den ungarischen Premier Viktor Orbán geht eine Ära zu Ende: „diese Ära in der europäischen Wirtschaftsgeschichte“, als „wir billige Rohstoffe und Energie aus Russland importierten, im Austausch für westliche Technologie. Dies führte zu wirtschaftlichem Wachstum und militärischer Sicherheit für beide Seiten.“
Aber die neue Ära habe keine Strategie. „Deshalb ist ein strategisches Vakuum entstanden“, sagte Orbán. Er fügte an, dass „in dieser Situation nur Innovation die Lösung ist, und die gerade angekündigte Pipeline ist eine wirklich innovative Investition.“
Die konkrete Lösung für die derzeitige Krise ist nach Ansicht des Regierungschefs, neue Energiequellen zu finden und nach Europa zu liefern: „Diese Pipeline wird die längste unterseeische Stromleitung der Welt sein.“
Eine Win-win-Situation am Horizont
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew sieht eine Win-win-Situation. Europa müsse seine Energiesicherheit erreichen und Aserbaidschan brauche einen Markt, um seine enormen Ressourcen zu verkaufen. Er sagte:
Heute beginnen wir, eine neue Brücke zwischen Aserbaidschan und Europa zu bauen. Unser Land wird zu einem wichtigen Stromlieferanten für Europa, vor allem im Bereich der grünen Energie.“
Alijew betonte, dass sein Land im vergangenen Jahr 8,2 Milliarden Kubikmeter Gas in die EU exportiert hat, im Jahr 2022 bereits 11,3 Milliarden Kubikmeter und im nächsten Jahr 11,6 Milliarden Kubikmeter. Die Steigerung beruht darauf, dass ab Januar mit Gaslieferung nach Rumänien begonnen wird, schreibt „Transtelex“.
Kritik der Fachwelt
Das rumänische Nachrichtenportal, das über das Ereignis berichtet, weist auf kritische Stimmen von Fachleuten hin. Sie bezweifeln vor allem die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit des Projekts. Ein anderer Punkt ist die neu entstehende Abhängigkeit von der aserbaidschanischen Führung. Kritiker fragen:
Wie viel besser ist es, die Abhängigkeit von der russischen Führung durch die aserbaidschanische zu ersetzen?“
Sie warnen, dass es entlang der neuen Route „mindestens 3-4 intensive lokale Konflikte in der Gegend“ gibt. Daher stelle sich zu Recht die Frage: Gefährde dies nicht das Projekt?
Andere Kritik regt sich an der Art und Weise der Stromerzeugung. Der Geschäftsführer von T-Energy Consultancy Ltd., József Turai, sagte „Transtelex“, dass er „nicht wirklich glaubt, dass der in Aserbaidschan und Georgien erzeugte Strom wirklich grün sein könnte“. Der Fachmann geht davon aus, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung Aserbaidschans im Jahr 2021 weniger als 5 Prozent betrug. Er fügte hinzu, dass „die Projektinhaber das zwar auch wissen, aber sie versprechen Investitionen in die Windkraft“.
Die Rolle Ungarns war auch ein Thema der Kritiker. Der ehemalige Europaabgeordnete István Szent-Iványi (Liberale) betonte beispielsweise:
Ungarn wurde in dieses Partnerschaftsabkommen aufgenommen, weil es die einzige Möglichkeit ist, eine signifikante EU-Unterstützung zu erhalten. Dieses Projekt wird aber im Wesentlichen von der Europäischen Union finanziert.“
Nach Ansicht des Politikers spielt Ungarn keine besondere Rolle in diesem Abkommen. Aber jede Lösung, die eine alternative Energiequelle bedeutet, sei gut. Das berichtete das ungarische Portal „Hírklikk“.
Frühstens ab 2026 kommt das neue Versorgungsnetz
Noch ein paar technische Daten zur geplanten Stromtrasse. Die Machbarkeitsstudie für das Projekt kostet 2,5 Millionen Euro. Sie wird von der Weltbank übernommen und soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.
Anschließend werde es weitere drei bis vier Jahre dauern, bis das Projekt abgeschlossen ist. Die Europäische Kommission hat zur Finanzierung 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt, berichtet „Euronews“.
Dem rumänischen Präsidenten zufolge sei der nächste Schritt der Bau des Unterseekabels durch das Schwarze Meer. Gleichzeitig soll der Seeverkehr von Constanta nach Georgien ausgebaut werden, um die Verbindung mit Aserbaidschan und Zentralasien zu verbessern.
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