Neue JFK-Akten enthüllt: Brisante Geheimdienstverstrickungen und alte Rätsel

Die US-Regierung hat 63.000 bislang geheime Akten zur Ermordung von John F. Kennedy freigegeben. Neue Dokumente zeigen, wie Geheimdienste alternative Theoretiker überwachten, Medien beeinflussten und mutmaßliche Insider wie Gary Underhill auf rätselhafte Weise ums Leben kamen. Welche neuen Erkenntnisse bieten die Akten wirklich?
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Die jüngst freigegebenen JFK-Akten geben vor allem Aufschluss über die Praxis der Geheimdienstarbeit der CIA während der 1960er-Jahre.Foto: Saul Loeb/AFP/Getty Images
Von 21. März 2025

Am Mittwoch, 19. März, hat die US-Regierung der Öffentlichkeit knapp 63.000 Seiten bislang geheim gehaltener Akten im Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident John F. Kennedy (JFK) im Jahr 1963 veröffentlicht. Bislang zeichnen sich keine wesentlichen neuen Erkenntnisse zu dem Attentat in Dallas selbst ab.

Einige der nun veröffentlichten Dokumente machen jedoch deutlich, wie schnell bereits unmittelbar nach dem Mord Spekulationen über mögliche Hintermänner die Runde machten. Zugleich illustrieren sie, welche Aufmerksamkeit die Sicherheitsdienste Personen zuteilwerden ließen, die Zweifel an der These nährten, Lee Harvey Oswald wäre der alleinige Täter gewesen.

Underhill beschuldigte CIA-Zirkel der Mitwisserschaft

Ein nun veröffentlichtes Dokument bezog sich auf einen früheren Geheimdienstmitarbeiter namens Gary Underhill. Dieser wurde am 8. Mai 1964 tot in seiner Wohnung in Washington, D.C. aufgefunden – der Gerichtsmediziner ging von Selbstmord aus.

Gary Underhill sei dem Bericht zufolge seit dem Attentat aufgewühlt gewesen und habe sogar um sein Leben gefürchtet. Er soll Freunden gegenüber geäußert haben, es gäbe innerhalb der CIA Zirkel, die ein eigenes Spiel spielten. Diese würden unter anderem mit Waffen und Betäubungsmitteln handeln – und ihm nach dem Leben trachten, weil er darüber Bescheid wüsste. Deshalb spielte er mit dem Gedanken, das Land zu verlassen. Er hielt eine Verwicklung dieser Kreise in den Kennedy-Mord für wahrscheinlich.

Underhill schrieb für das linksgerichtete Politikmagazin „ The New Republic“. Sein Kollege Asher Brynes, der die Leiche fand, äußerte Zweifel an der Darstellung, dieser habe Selbstmord begangen. Der tödliche Schuss sei hinter dessen linkem Ohr eingedrungen, eine Waffe sei links von der Leiche am Boden aufgefunden worden. Underhill sei jedoch Rechtshänder gewesen.

Johnson äußerte Unmut über schlechtes Image des Geheimdienstes

In der Akte hieß es auch, dass Underhill als Experte für limitierte Kriegsführung und kleine Waffen galt und er im Pentagon und in der CIA ein hohes Maß an Autorität genossen und Zugang zu Entscheidungsträgern gehabt habe.

Der Kriminalitätsforscher und -autor John Leake erklärte gegenüber der amerikanischen Ausgabe der Epoch Times, der Tod des Agenten könne tatsächlich etwas damit zu tun gehabt haben, was er aufgedeckt habe. Zumindest der Teil, wonach er um illegale Handlungen gewusst habe, könnte auf Tatsachen beruhen:

„Underhill war 1964 zu viel erfahren, um unbegründete Behauptungen aufzustellen. Ich würde eine große Summe darauf wetten, dass er wusste, wovon er sprach.“

Der CIA eilte in jener Zeit in der breiten Öffentlichkeit der Ruf voraus, in unsaubere Machenschaften verwickelt zu sein. Dies drang laut einer neu veröffentlichten JFK-Akte sogar zu Präsident Lyndon B. Johnson durch, der 1964 bei einem Treffen mit Agenten Unmut darüber äußerte, dass der Dienst „immer mit schmutzigen Tricks in Verbindung gebracht“ werde. Er mahnte die Gesprächspartner, der Dienst möge sich darum bemühen, vom Image der Heimlichtuerei und Intrigen wegzukommen.

CIA hatte Auge auf Autoren und wollte „Peinlichkeitspotenzial“ minimieren

Wie aus den Akten hervorgeht, zeigte sich der US-Geheimdienst sensibel, was Personen anbelangte, die alternative Theorien zum Kennedy-Attentat aufstellten. Eine Person, über die es eine Akte bei der CIA gab, war unter anderem der deutsch-amerikanische Autor Joachim Joesten. Neben zahlreichen politischen Sachbüchern über Personen der Zeitgeschichte schrieb dieser auch mehrere Bücher, die sich mit dem JFK-Attentat und Oswald befassten.

Eines davon trug den Titel „Lee Harvey Oswald: Assassin or Fall Guy?“ („Lee Harvey Oswald: Mörder oder Sündenbock?“) und wurde schon im Jahr 1964 veröffentlicht. Eine Dienstanweisung der CIA hatte einen „vollständigen Check“ bezüglich Joesten und dessen Verlobter zum Gegenstand. In New York soll auch das FBI diese in ihrer Wohnung befragt haben, während sich Joesten in Hamburg aufhielt.

Einige der neu veröffentlichten Akten gingen auch auf das „Peinlichkeitspotenzial“ ein, das missglückte Aktionen aufwiesen, die im Kontext von CIA-Aktivitäten mit Blick auf Kuba und Miami stünden. Als Beispiel angeführt wurde der gescheiterte Plan des Exil-Kubaners Rolando Masferrer, der 1967 eine Invasion auf Haiti plante – mit dem Ziel, von dort aus einen Umsturz auf Kuba durchzuführen.

Dass dessen Anklage durch das Justizministerium nicht zum Skandal für den US-Geheimdienst wurde, sei „teilweise Glückssache und teilweise der freundlichen und kooperativen Haltung dieser Pressekontakte“ geschuldet.

Der Journalist „AMCARBON-1“ als Zukunftshoffnung

Aufschlussreich mit Blick auf die Geheimdienstarbeit ist auch eine Akte, in der – unter Verwendung von Tarnnamen – eine Beurteilung der „Medienarbeit“ der CIA in den Jahren 1962 bis 1964 enthalten war. Darin werden beispielsweise Namen von Journalisten genannt, die man als Hoffnungsträger betrachte und deren Karriere Förderung verdiene.

Ein Kontakt, der als Lateinamerika-Spezialist gelte, solle demnach „entwickelt und zum Zwecke der Ausbeutung genutzt“ werden, weil er ein „langfristiges Potenzial“ habe. Auf Nachhaken der CIA soll dieser Quellen preisgegeben haben, die dieser für seine Arbeit nutze. Außerdem befand sich eine Bilanz der Zusammenarbeit mit dem Journalisten in der Akte, der als „AMCARBON-1“ bezeichnet wurde.

Dazu gehörten unter anderem eine „Sensationsgeschichte“, die man gemeinsam entwickelt habe, und die Diskreditierung eines Carlos Bandin. Dieser war offenbar Führer einer revolutionären Organisation auf Kuba. Die „JMWAVE-Station“ – eine von der CIA kontrollierte Radiostation von Exilkubanern – soll demnach erfolgreich genutzt worden sein, um diesen wegen seiner „übertriebenen Behauptungen“ in Misskredit zu bringen. Bei „AMCARBON-1“ soll es sich um den Journalisten Al Burt vom „Miami Herald“ gehandelt haben.

Staatsanwalt Jim Garrison überwacht

Aus den neu veröffentlichten Akten geht unter anderem auch hervor, dass der britische MI-5 der CIA mitgeteilt habe, dass die linkspazifistische Bertrand Russell Peace Foundation den Anwalt Jim Garrison  kontaktiert habe – und mutmaßlich nach einem Artikel gefragt habe.

Der Bezirksstaatsanwalt aus New Orleans war Hauptprotagonist des Oliver-Stone-Kinofilms „JFK – Tatort Dallas“, der Anfang der 1990er-Jahre Staub aufgewirbelt hatte. Der Erfolg des Films hatte zur Folge, dass der Kongress die Freigabe der Kennedy-Akten von 2017 vorverlegte.

Im Jahr 1968 soll der Chef des australischen Geheimdienstes, Charles Spry, bei CIA-Direktor Richard Helms interveniert haben. Er drängte darauf, das Dokument CD-971 der Warren-Kommission, das Berichten zufolge Telefonanrufe mit der Botschaft in Canberra im Jahr 1963 betraf, geheim zu halten. Helms soll bestätigt haben, dass die von dem australischen Kollegen angesprochenen Punkte „jeden Grund liefern, das Dokument aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“.



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