Neue Dynamik der US-Wähler: Was Trump den Wahlsieg ermöglicht hat
Was tiefere Motivanalysen der Wähler zu den US-Wahlen deutlich machen, ist, dass es dem entscheidenden Anteil davon um Themen statt um Personen ging. Unter allen Befragten erklärten 51 Prozent, von Donald Trump eine schlechte Meinung zu haben. Nur 47 gaben an, ihn als positiv wahrzunehmen. Bei Kamala Harris war dieses Verhältnis mit 48 zu 50 Prozent jedoch auch nicht deutlich günstiger.
Relevanter für den Wahlausgang war jedenfalls, dass 70 Prozent aller Wähler überzeugt waren, das Land bewege sich in eine falsche Richtung. Das war – trotz der damaligen Corona-Krise – ein Plus von 10 Prozent gegenüber 2020.
Überwältigender Wunsch nach Wandel
Mit 56 Prozent wünschte sich eine deutliche Mehrzahl aller Wähler einen „substanziellen Wandel“ im Land. Weitere 27 Prozent wollten sogar eine „vollständige Umgestaltung“ der Art und Weise, wie die USA regiert würden. Dazu äußerten sechs von zehn Befragten, mit der Amtsführung des scheidenden Präsidenten Joe Biden unzufrieden zu sein.
Unter Wählern in ländlichen Regionen konnte Trump seinen Vorsprung gegenüber 2020 von 22 auf 26 Prozentpunkte ausbauen. Demgegenüber schrumpfte der Vorsprung von Harris in den Städten auf 28 – Biden lag dort um 33 Punkte voran. Auch in den Vorstädten lag Harris nur noch mit sechs Prozentpunkten voran, gegenüber zehn Punkten bei der Wahl, zu der Biden antrat.
Selbst in den Bevölkerungsgruppen, die am stärksten für Harris votierten, wie Frauen mit Hochschulausbildung, blieb ihr Rückhalt hinter jenem von Biden 2020 zurück. Demgegenüber baute Trump seinen Vorsprung in Kernzielgruppen wie ländlichen Wählern, weißen Evangelikalen, Weißen ohne Collegeabschluss und Männern aus.
Trump gewinnt unter afroamerikanischen und hispanischen Männern
Dazu kommen signifikante Zugewinne unter Hispanien (41 Prozent; plus sechs Prozentpunkte), Afroamerikanern (15 Prozent; plus sieben) und jungen Wählern (46 Prozent; plus zehn). In all diesen Gruppen war der Stimmenzuwachs für Trump unter männlichen Wählern überdurchschnittlich.
Unter männlichen Afroamerikanern legte der republikanische Kandidat zwölf Punkte zu, bei unter-30-Jährigen 14 und unter Hispanien immer noch acht. Trump gewann auch die Katholiken mit neun Punkten Vorsprung für sich. Diese hatten sich schon 2016 als eine der entscheidenden Wechselwählergruppen gezeigt. Unter regelmäßigen Gottesdienstbesuchern – aller Konfessionen – lag Trump mit 22 Prozentpunkten voran.
Harris konnte ihren Vorsprung unter Personen ohne Religionszugehörigkeit (40 Prozentpunkte) sowie jüdischen (34) und muslimischen Wählern (32 Punkte) behaupten. Im Bereich der jüdischen Wähler unterscheidet sich jedoch das Wahlverhalten praktizierender und orthodoxer Juden deutlich von dem säkularisierter.
Unter muslimischen Wählern können die Republikaner gegenüber den 2000er-Jahren langsam an Boden gewinnen. George W. Bush erhielt in dieser Community 2004 nur 10 Prozent der Stimmen.
Wirtschaft schlechter als in der Corona-Zeit
Mitentscheidend für den Wahlausgang war der Umstand, dass 54 Prozent der Wähler Trump zutrauten, das Land durch eine Krise zu steuern. 52 Prozent bescheinigten ihm, grundsätzlich richtige politische Ideen zu haben. Harris kam in diesen Bereichen auf geringere Anteile.
Von allen Befragten der „Fox-News“-Wählerbefragung erklärten 40 Prozent, der Zustand der Wirtschaft sei „nicht gut“, weitere 24 Prozent sahen ihn als „eindeutig schlecht“ an. Vor vier Jahren taten dies trotz Corona nur 14 Prozent. Außerdem sagten unter dem Eindruck der Inflation fast dreimal mehr Wähler, es ginge ihnen wirtschaftlich immer schlechter, als Befragte das Gegenteil behaupteten.
Für 39 Prozent der Wähler war auch der Komplex „Wirtschaft/Jobs“ das bedeutendste Thema. Danach folgte mit 20 Prozent die Einwanderung. Die Abtreibung, auf die vor allem die Demokraten als Mobilisierungsthema setzten, war nur für 11 Prozent wichtig. Acht Prozent nannten das Gesundheitssystem als relevantes Thema, den Klimawandel nur 7 Prozent.
Chefberaterin: „Faschismus“-Vorwurf hatte keine Wirkung
Erste Demokraten machen unterdessen bereits Running Mate Tim Walz für das schlechte Ergebnis verantwortlich. Unter ihnen ist die Top-Beraterin der Parteispitze Lindy Li, die von der „falschen Entscheidung“ bei der Wahl des Kandidaten für die Vizepräsidentschaft sprach.
Harris hatte sich für Walz anstelle des ebenfalls in der Auswahl befindlichen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, entschieden. Dieser galt als moderater – und möglicherweise auch eloquenter. Walz lieferte bei seiner Vizedebatte mit JD Vance keine überzeugende Vorstellung ab. Zwar konnten Harris und er sich den Bundesstaat Minnesota sichern, wo Walz als Gouverneur amtiert, am Wahlabend holte Trump jedoch Pennsylvania.
Li kritisierte zudem, dass die Versuche, Trump in die Nähe des „Faschismus“ zu rücken, nicht gefruchtet hätten. Eine „auf die Zukunft gerichtete“ Strategie wäre hilfreicher gewesen, so Li. Zudem sei Harris selbst nicht in der Lage gewesen, den Wählern zu erklären, was sie in ihrer Politik von Amtsinhaber Joe Biden unterscheidet.
Ecken und Kanten von Trump bereits eingepreist
Auch die „Fox-News“-Analyse ließ erkennen: Radikale Aussagen, charakterliche Defizite oder andere Vorwürfe gegen Trump seien der Bevölkerung längst bekannt gewesen. Wer Trump deshalb grundsätzlich ablehnte, habe ihn schon 2016 und 2020 nicht gewählt. Andere hätten diese jedoch in ihre Wahlentscheidung eingepreist – und dem Großteil seiner Anhänger sei dies von vornherein egal.
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