Netanjahu in USA angekommen: Neue Verhandlungen über Waffenruhe-Deal
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ist zu Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump und dessen Nahost-Gesandten Steve Witkoff in Washington eingetroffen.
„Dies ist ein wichtiges Treffen, das das tiefe Bündnis zwischen Israel und den Vereinigten Staaten stärkt und unsere Zusammenarbeit verbessern wird“, schrieb der israelische UN-Botschafter Danny Danon, der Netanjahu am Flughafen empfing, am Sonntagabend (Ortszeit) auf der Plattform X. Heute sollen laut dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten in Washington die Verhandlungen über die nächste Phase des Waffenruhe-Deals zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas beginnen.
Netanjahu wird sich nach Angaben seines Büros zunächst mit Witkoff treffen und über Israels Verhandlungsposition sprechen. „Die wirklich ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase“ des Abkommens mit der Hamas würden aber erst nach der Unterredung mit Trump beginnen, sagte ein hochrangiger israelischer Beamter der US-Nachrichtenseite „Axios“. „Davor wird nichts Bedeutendes passieren.“
Das Gespräch mit Trump soll dem Vernehmen nach am Dienstag stattfinden, offiziell wurden bislang keine Details zum Programm bekanntgegeben. Netanjahu kündigte an, er werde mit Trump unter anderem „über einen Sieg über die Hamas“ sprechen.
Schicksal der deutsch-israelischen Frau ungewiss
Im Rahmen des ersten Waffenruhe-Abkommens hat die Hamas am Wochenende drei weitere israelische Geiseln freigelassen.
Yarden Bibas, Ofer Kalderon und Keith Siegel wurden an zwei getrennten Orten im Gazasteifen am Samstag an das Rote Kreuz übergeben. Über das Schicksal von Bibas‘ deutsch-israelischer Frau Shiri und ihrer beiden Kinder herrscht weiterhin Ungewissheit, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich besorgt.
Alle drei am Samstag freigelassen Geiseln wurden von der israelischen Armee zurück nach Israel gebracht. Es war die vierte Freilassung von israelischen Geiseln im Rahmen des am 19. Januar in Kraft getretenen Abkommens für eine Waffenruhe im Gazastreifen.
Im Austausch für die drei Männer wurden 183 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen.
Besonders bewegt weltweit das Schicksal des 35-jährigen Familienvaters Bibas. Er war bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden.
Seine ebenfalls verschleppte Frau Shiri Silberman-Bibas und seine damals achteinhalb Monate und vier Jahre alten Söhne Kfir und Ariel sind bislang nicht aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. Die Hamas erklärte sie bereits für tot, die israelischen Behörden bestätigten dies bislang nicht.
Bundeskanzler Scholz äußerte sich ebenfalls besorgt über das Schickals von Shiri Silberman-Bibas, die auch deutsche Staatsbürgerin ist, und ihrer beiden Söhne. „Wir bangen um sie“, erklärte er.
Berichte: Hamas-Delegation reist nach Moskau
Laut Berichten der russischen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti wird eine Hamas-Delegation unter der Leitung des stellvertretenden Politbüro-Chefs Mussa Abu Marsuk heute in Moskau eintreffen. Die Kreml-Gäste wollten die russische Seite über Fortschritte bei der Umsetzung des Waffenruhe-Abkommens im Gaza-Krieg informieren, schrieb Tass unter Berufung auf eine Quelle in der Hamas-Führung. Außerdem ist demnach geplant, Russland um Hilfe bei der Linderung der humanitären Krise im Gazastreifen zu bitten.
Israel weitet Einsatz im Westjordanland aus
Die israelische Armee weitet derweil eigenen Angaben zufolge ihren Einsatz im nördlichen Westjordanland aus und ist nun auch in Tamun aktiv. Israelische Bodentruppen und Bulldozer seien zu einer Razzia in Flüchtlingsvierteln in der Gegend vorgedrungen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die israelische Armee teilte mit, sie habe in dem Ort Waffen gefunden. Auch in Dschenin, das rund 25 Kilometer weiter nördlich liegt, gehe das Militär weiter gegen militante Palästinenser vor.
Bei ihrem im Januar begonnenen Einsatz im Norden des Westjordanlands hat Israels Militär eigenen Angaben zufolge bislang 50 militante Kräfte getötet, 15 davon mit Luftangriffen. Mehr als 100 gesuchte Verdächtige seien festgenommen, Dutzende Waffen beschlagnahmt und Hunderte Sprengsätze zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Abbas fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrats
Palästinensische Medien berichten, Israels Armee habe in Dschenin 20 Gebäude in die Luft gesprengt. Das israelische Militär bestätigte, in der Gegend der Stadt 23 Gebäude zerstört zu haben, die unter anderem zur Herstellung von Sprengstoff oder als Waffenlager genutzt worden seien. Aufnahmen zeigten, wie nach Sprengung der Gebäude dunkler Rauch über der Stadt lag. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte auch angesichts der „Zerstörung ganzer Wohnblöcke“ in Dschenin und im Ort Tulkarem eine außerordentliche Sitzung des UN-Sicherheitsrats. (dpa/red)
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