NATO-Admiral warnt: „Unternehmen müssen auf ein Kriegsszenario vorbereitet sein“
Der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer, hat Unternehmen in Europa vor zu großer Abhängigkeit von China gewarnt. Am Montag, 25.11., sprach er vor dem Think-Tank „European Policy Center“ in Brüssel. Dabei wies er darauf hin, dass strategische Entscheidungen von Unternehmen nicht ohne Konsequenzen für die Sicherheit ihres Landes hätten.
„Naivität ist gefährlich“: Admiral Bauer über Chinas geopolitische Macht
Die Erfahrungen vom europäischen Bruch mit Russland sollen dem niederländischen Offizier zufolge auch mit Blick auf China Beachtung finden. Westliche Unternehmen, die dort investierten oder in deren Lieferkette China eine große Bedeutung habe, gingen ein erhebliches Risiko ein. Vor allem im Fall eines Konflikts käme das zum Tragen:
Wir sind naiv, wenn wir glauben, dass die Kommunistische Partei diese Macht niemals nutzen wird.“
Die Unternehmen müssten „auf ein Kriegsszenario vorbereitet sein“, und entsprechend ihre Produktion, Logistik und Vertriebslinien anpassen. Auch wenn es das Militär sei, das Schlachten gewinne, entschieden Volkswirtschaften den Krieg. Ähnlich, wie Russland Gazprom nutzen konnte, um die Gaszufuhr zu drosseln, könne sich dieses Szenario auch mit Blick auf Chinas KP-Regime wiederholen.
Lieferketten im Fokus: Von Seltenen Erden bis pharmazeutischen Produkten
Bauer warnte, dass KP-Machthaber Xi Jinping einseitig Beschränkungen für die chinesische Industrie verhängen könnte. Diese hätten potenziell massive Auswirkungen auf die globale Lieferkette.
Die Abhängigkeit der weltweiten Lieferketten von Seltenen Erden sei erheblich. Von diesen würden 60 Prozent dort gefördert und 90 Prozent verarbeitet. China liefere auch entscheidende Inhaltsstoffe für pharmazeutische Produkte, etwa Beruhigungsmittel, Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente oder solche gegen niedrigen Blutdruck.
Bauer wies auf die jüngsten Sabotageakte in der Ostsee hin und zog eine Parallele zwischen Energieverträgen mit Russland und Lieferketten nach China:
Wir dachten, wir hätten einen Deal mit Gazprom, aber in Wirklichkeit hatten wir einen Deal mit Herrn Putin. Das Gleiche gilt für die chinesische Infrastruktur und Waren. Wir haben in Wirklichkeit ein Geschäft mit Xi.“
Eskalation im Südchinesischen Meer möglich
Die Energiepartnerschaft mit Russland reicht allerdings zurück in die 1970er Jahre. Gazprom hatte noch verlässlich Gas geliefert, als nach dem – vom Westen unterstützten – gegen Russland gerichteten Staatsstreich in der Ukraine 2014 ein Bürgerkrieg im Osten des Landes ausgebrochen war.
Demgegenüber ist die Bedeutung Chinas als Handelspartner für den Westen erst seit den 1990er Jahren gestiegen. Der WTO-Beitritt des KP-Regimes im Jahr 2001 hat diese noch weiter gesteigert. Der aggressiven Politik Pekings gegenüber Taiwan und Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres wie den Philippinen gingen keine nennenswerten westlichen Interventionen in der Region voraus.
Admiral Bauer betonte, dass eine maximale Vermeidung von Abhängigkeit erforderlich sei, um das Druckpotenzial Chinas gegenüber dem Westen zu minimieren:
„Wenn wir sicherstellen können, dass alle wichtigen Dienstleistungen und Güter geliefert werden können, egal was passiert, dann ist das ein wichtiger Teil unserer Abschreckung.“
Trump will US-Wirtschaft durch Zölle von China entkoppeln
In den USA will der designierte Präsident Donald Trump die Unabhängigkeit von China und die Rückverlagerung von Lieferketten durch Zölle fördern. Im Wahlkampf hatte er pauschale Zölle von bis zu 60 Prozent auf Einfuhren aus China vorgeschlagen. Auf diese Weise soll es auch für US-Unternehmen attraktiver werden, aus China zurückzukehren und stattdessen wieder in den USA zu produzieren.
Sicherheitsexperten aus dem privaten und öffentlichen Bereich haben dennoch gewarnt, dass die Hersteller bei wichtigen Komponenten für Güter des täglichen Bedarfs auf chinesische Produzenten angewiesen sind. Viele Unternehmen deuteten gegenüber Investoren und Kunden auch an, dass sie mit Preiserhöhungen rechnen müssen. Dies sei mit der Suche nach alternativen Herstellern und Montagebetrieben verbunden.
Auch in Deutschland bemühen sich Unternehmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und ihre Präsenz in China zu verringern. So haben Möbelhersteller ihre Investitionen dort seit 2022 um 29 Prozent reduziert. Auch die Automobilindustrie reduzierte ihre Abhängigkeit einer ifo-Umfrage aus dem Frühjahr 2024 zufolge um 17 Prozentpunkte.
Diversifizierung auch für deutsche Unternehmen ein Thema
Bisher nicht eingepreist war dabei das VW-Werk in Xinjiang, dessen Schließung der Konzern erst jüngst ankündigte. Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten und elektrischen Ausrüstungen haben ebenfalls Schritte zur Reduzierung der Abhängigkeit unternommen. Im Bereich der chemischen Industrie ist diese jedoch weiterhin leicht im Steigen begriffen.
Bei der Umfrage gab etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) der befragten Industrieunternehmen an, derzeit auf wichtige Produkte aus China angewiesen zu sein. Im Februar 2022 traf das noch auf fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) zu. 38 Prozent der Unternehmen gaben an, ihre Einfuhren aus China weiter reduzieren zu wollen.
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