Nationale Sicherheit: Thinktanks sehen USA nicht für wachsende Bedrohungen gerüstet

Ein neuer Bericht der RAND Corporation deckt gravierende Mängel in der Verteidigungsstrategie der USA auf. In einer Zeit geopolitischer Spannungen und technologischer Fortschritte sei das Land nicht ausreichend auf mögliche Konflikte mit China, Russland oder anderen potenziellen Gegnern vorbereitet.
Titelbild
Nahaufnahme von Marineschiffen auf einem Militärstützpunkt außerhalb der Stadt Norfolk in Virginia (USA). Die Stadt hat eine bedeutende maritime Geschichte und beherbergt den größten Marinestützpunkt der Welt, die Naval Station Norfolk.Foto: virsuziglis/iStock
Von 3. Januar 2025

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Analysten der RAND Corporation haben in einem jüngst veröffentlichten Bericht Kritik an der 2022 in Kraft gesetzten Nationalen Verteidigungsstrategie geübt. Diese sei überholt, meint die dazu gebildete Kommission der Forschungseinheit zur nationalen Sicherheit innerhalb des Thinktanks. Die USA seien nicht ausreichend auf einen möglichen Krieg vorbereitet, lautet das Fazit der Forscher.

Dies sei besonders in der gegenwärtigen Situation alarmierend. Neue Technologien, steigende geopolitische Spannungen und ein besserer Zugang böswilliger Akteure zu fortgeschrittenen Waffen verstärkten die Bedrohung.

RAND Corporation: „Ernsteste Lage für die USA seit 1945“

In dem Bericht heißt es, das Land sei in gefährlicher Weise unvorbereitet für den Fall eines direkten militärischen Konflikts, in dem eine Nation mit robusten Streitkräften involviert sei. Beispielhaft nennt der Bericht das kommunistisch geführte China oder die Russische Föderation.

Die RAND Corporation bezeichnet die derzeitige Lage für die USA als „die ernsteste und am meisten herausfordernde, in der sich das Land seit 1945 befunden hat“. Sie beinhalte das Potenzial für einen größeren Krieg bereits in absehbarer Zeit.

Besorgniserregend ist insbesondere der Ausbau von Partnerschaften, die explizit gegen die USA gerichtet seien. Diese zeichneten sich beispielsweise zwischen China, Russland, dem Iran und Nordkorea ab. Sie trügen zum Eskalationspotenzial von Konflikten bei und könnten die USA in „ein Multitheater oder einen globalen Krieg“ ziehen. Die US-Militärplanungen bezögen diese Möglichkeit nicht mit ein.

Peking bereitet sich auf Konfrontationen vor

Das Büro für Regierungsverantwortlichkeit (GAO) räumt dies indirekt ein. Die Einrichtung deutet auf ihrer Website an, dass zwei Jahrzehnte fast durchgehender Konflikte die Verteidigungsbereitschaft der US-amerikanischen Streitkräfte erodiert hätten. Auch das Kommando der US-Armee für Training und Doktrin (TRADOC) hat 2024 vor fehlender Vorbereitung auf großangelegte Kampfoperationen gewarnt.

Im Zehn-Jahres-Ausblick der Einheit ist von „zunehmend gefährlichen Herausforderungen“ die Rede. Zu den Gründen dafür zähle die rasante Entwicklung von militärischer Technologie, etwa durch Künstliche Intelligenz. Dazu komme die systemische Herausforderung durch China und dessen kommunistisches Regime.

In dem Bericht heißt es, China baue „eine hochmoderne Armee“ auf, die „in der Lage sein soll, die USA regional und notfalls in einem gemeinsamen Mehrfrontenkrieg zu besiegen“. Mit Blick auf Russland sei nicht nur der Ukraine-Krieg zu beachten. Das U.S. Naval Institute warnte erst jüngst auch vor einer möglichen direkten Konfrontation in der Arktis.

Peking rüstet mit massiver Geschwindigkeit auf

Ebenfalls im Jahr 2024 berichtete das Center for Strategic and International Studies (CSIS), dass China fünf- bis sechsmal schneller als die Vereinigten Staaten in Munition und fortschrittliche Kriegswaffen investiere. Zudem verfüge das Regime in Peking über eine schätzungsweise 230-mal größere Schiffsbaukapazität.

Dies stelle ein besonderes Risiko dar, angesichts der zunehmenden Spannungen im Indopazifik und auf der koreanischen Halbinsel. Die USA, so das CSIS, verfüge derzeit nicht über Kapazität, Reaktionsfähigkeit, Flexibilität und Bedarfsdeckungsfähigkeit, um mit der Rüstungsproduktion Pekings Schritt zu halten. Es seien „dringende Änderungen“ in diesem Bereich vonnöten.

Im Gespräch mit der englischsprachigen Epoch Times erklärt Sicherheitsexperte Anthony Mele, Chef des Thinktanks AMI Global Security, die USA hätten mittlerweile auch einen „inneren Feind“. Als diese definierte er unter anderem kriminelle Banden, die aus lateinamerikanischen Ländern eingesickert seien. Diese verfügten über Waffen und könnten diese jederzeit von innen heraus gegen die USA richten.

AMI Global Security: Eigene Außenpolitik der USA sei Grundlage der meisten Probleme

Mele betont, die USA hätten es teilweise selbst in der Hand, ein Eskalationsrisiko zu minimieren. Dazu sei eine Änderung der Politik erforderlich, insbesondere mit Blick auf Russland. Der Sicherheitsexperte kritisierte die Entscheidung des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden, der Ukraine Angriffe auf russisches Territorium mit US-Waffen zu erlauben.

Russland habe auf den Beschuss von Kursk prompt mit einer Verschärfung seiner Nukleardoktrin geantwortet. Dies sei auch nachvollziehbar, denn das Verhalten der Biden-Regierung sei vergleichbar mit dem Werfen von Feuerwerkskörpern durch das Fenster des Nachbarn:

„Irgendwann kommen sie über die Straße und schlagen dir ins Gesicht.“

Der Ukraine-Konflikt sei ein „Stolperdraht für den Dritten Weltkrieg“, betonte Mele. Die USA müssten „lernen, besser im Sandkasten zu spielen“. Ihre Außenpolitik sei die Grundlage für die meisten Probleme, die das Land habe. Hoffnung auf eine bessere Außendiplomatie gebe ihm der designierte Präsident Donald Trump:

„Er ist ein Geschäftsmann, der weiß, wie man einen Deal macht. Niemand wird einen Atomkrieg gewinnen. Punkt.“

Für Terroristen und Kriminelle wären Massenvernichtungswaffen „nicht teuer“

Evan Ellis vom U.S. Army War College warnt gegenüber der Epoch Times auch vor nicht staatlichen Akteuren, die versuchten, in den Besitz nuklearer Waffen zu kommen. Dies sei kein bloßes theoretisches Szenario:

„Das Erschreckende ist, dass diese Technologien für kriminelle Gruppen mit Milliarden US-Dollar auf dem Konto nicht teuer sind.“

Mit neuen Technologien wie dem 3D-Druck sei auch die technische Barriere immer niedriger. Zudem hätten kriminelle oder terroristische Gruppen durch den Einsatz einer solchen Waffe weniger zu verlieren als staatliche Akteure, die auch an das Wohl von Bevölkerungen und Volkswirtschaften denken müssten.



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