Naher Osten: Verhandlungen um zweimonatige Feuerpause und Freilassung aller Geiseln
Vermittler bemühen sich im Krieg zwischen der Hamas und Israel um eine neue Waffenruhe. Die Hoffnung auf ein mögliches neues Abkommen zur Befreiung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Gegenzug für eine längere Kampfpause sei gestiegen, berichtete die Zeitung „The Times of Israel“ in der Nacht.
Heute wird der britische Außenminister David Cameron zu Gesprächen in Israel erwartet. Er wolle seine Besorgnis über die hohe Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen zum Ausdruck bringen und sich für eine dauerhafte Waffenruhe einsetzen, berichtete die Zeitung „Jerusalem Post“.
Auch der italienische Außenminister Antonio Tajani will im Nahen Osten Gespräche führen. Treffen sind in Beirut, Tel Aviv, Jerusalem und Ramallah geplant.
Hamas angeblich offen für Gespräche über Geiselfreilassung
Die Hamas soll sich einem Medienbericht zufolge offen für Verhandlungen über eine Freilassung einiger israelischer Geiseln gezeigt haben. Die Islamisten hätten Vermittlern erklärt, sie seien zu Gesprächen über die Freilassung der weiblichen Zivilisten und Kinder im Gegenzug für eine „signifikante“ Feuerpause bereit, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf ägyptische Beamte.
Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November vergangenen Jahres hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.
Die Hamas knüpfte bislang jegliche weitere Geiselfreilassungen an ein Ende des Krieges. Terroristen halten israelischen Regierungsangaben zufolge noch immer rund 130 Menschen fest, die sie bei ihrem Überfall am 7. Oktober aus Israel in den Gazastreifen entführt hatten. Darunter seien israelische Soldatinnen, so das „Wall Street Journal“. Die israelische Regierung geht davon aus, dass noch 105 Geiseln am Leben sind und viele von ihnen in dem unterirdischen Tunnel-Netzwerk der Hamas festgehalten werden.
Israel soll nach Informationen des Nachrichtenportals „Axios“ eine zweimonatige Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung sämtlicher Geiseln vorgeschlagen haben.
Das Angebot sei den Vermittlern aus Ägypten und Katar übergeben worden, die sich derzeit bemühen, die Kluft zwischen den unterschiedlichen Forderungen zu überbrücken. Die jüngste Entwicklung sei zwar positiv, bedeute aber nicht, dass eine Einigung unmittelbar bevorstehe, schrieb das „Wall Street Journal“. Die Gespräche könnten laut ägyptischen Beamten immer noch scheitern.
US-Militär reagiert mit Gegenschlag auf Angriff im Irak
Das US-Militär griff unterdessen im Irak drei Einrichtungen, die von der Miliz Kataib Hisbollah und anderen mit dem Iran verbundenen Gruppen im Irak genutzt würden, aus der Luft an, wie das zuständige Regionalkommando des US-Militärs auf der Plattform X, vormals Twitter, in der Nacht mitteilte. Terroristen hatten vor wenigen Tagen Raketen auf den Stützpunkt Ain Al-Assad abgefeuert.
Bewaffnete Huthi-Truppen verübten mehrere Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer, die zu Unterbrechungen der weltweiten Lieferketten führten. Experten vermuten, dass es sich hierbei um einen weiteren strategischen Schachzug des Irans handelt, nachdem dieser vermutlich die Hamas zu Angriffen auf Israel angestiftet hat.
Fachleute nehmen zudem an, dass China versucht, die Aufmerksamkeit der USA vom Pazifik abzulenken, indem es den Konflikt im Nahen Osten schürt. Es gibt Hinweise darauf, dass die bei den Angriffen im Roten Meer verwendeten Raketen aus China stammen.
Wegen des Gaza-Kriegs ist die Sicherheitslage in der gesamten Region angespannt. Dabei stehen die Truppen der USA – des wichtigsten Verbündeten Israels – auch im Visier proiranischer Milizen. Der Iran will mit ihnen eine „Achse des Widerstands“ gegen Israel schaffen. In den vergangenen Wochen haben sie ihre Angriffe auf US-Stützpunkte im Irak sowie im benachbarten Syrien verstärkt.
Hamas soll „aufhören, sich hinter Zivilisten zu verstecken“
Die USA fordern seit Ende Dezember von der internationalen Gemeinschaft auch deutlichere Worte zum Vorgehen der Hamas. „Was mir auffällt, ist, dass wir immer wieder hören, wie viele Länder auf ein Ende dieses Konflikts drängen, das wir alle gerne sehen würden“, sagte damals US-Außenminister Blinken.
Aber: „Ich höre praktisch niemanden, der von der Hamas verlangt, aufzuhören, sich hinter Zivilisten zu verstecken. Dass sie ihre Waffen niederlegen, dass sie sich ergeben.“
Der Gaza-Krieg könne nicht damit enden, dass die Hamas-Terroristen an Ort und Stelle blieben und ihre Absicht erklärten, die Angriffe vom 7. Oktober wiederholen zu wollen. „Das ist nicht im Interesse Israels. Es ist nicht im Interesse der Region. Es ist nicht im Interesse der Welt.“
Israels Armee: mehr als 100 Terroristen in Chan Junis getötet
Unterdessen hat Israels Armee in der Gegend von Chan Junis im Süden des Gazastreifens nach eigenen Angaben Dutzende weitere Terroristen getötet. Es seien am Dienstag mehr als 100 Terroristen im Westen der Stadt „eliminiert“ worden, teilte Armeesprecher Daniel Hagari am Abend mit. Die Angaben lassen sich bisher nicht unabhängig prüfen.
Die Armee hatte die Stadt, die als Hochburg der Hamas gilt, am Vortag nach eigenen Angaben umstellt. Israel vermutet dort in unterirdischen Tunneln die Führungsleute der Hamas wie auch israelische Geiseln.
Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübten. Sie ermordeten dabei 1.200 Menschen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 25.000 Menschen getötet. Die Zahl lässt sich nicht unabhängig verifizieren.
Wieder Schusswechsel an Israels Grenze zum Libanon
Derweil kam es auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon wieder zu Gefechten.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari teilte am Abend mit, israelische Kampfjets hätten im nördlichen Nachbarland „Terrorziele angegriffen und eine wichtige militärische Einrichtung zerstört, die von der Terrororganisation Hisbollah benutzt und auch von iranischen Kräften betrieben wurde“. Genauere Angaben machte der Armeesprecher nicht. (dpa/red)
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