Naher Osten: Iranischer Angriff auf Ziele Israels oder der USA befürchtet
Nach dem Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus wird in dieser Woche mit einer Reaktion des Iran gerechnet. Erzfeind Iran schwor Rache und macht Israel für den Angriff verantwortlich. „Die Widerstandsfront ist bereit für alle möglichen Vergeltungsszenarien und keine israelische Botschaft weltweit ist sicher davor“, sagte General Jajhja Rahim-Safawi. Er ist ein Berater des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei.
Seitdem wird ein Angriff auf Ziele Israels oder der USA befürchtet. Beide Länder sind daher in höchster Alarmbereitschaft.
Die israelische Armee traf nach eigenen Angaben auch weitere Vorbereitungen für einen möglichen Krieg an der Grenze zum Libanon. Es sei „eine neue Phase in der Vorbereitung des Nordkommandos auf den Krieg abgeschlossen“ worden, teilte das Militär am Sonntag mit.
Die Armee sei damit in der Lage, „alle benötigten Soldaten innerhalb weniger Stunden einzuberufen und auszurüsten und sie für defensive und offensive Einsätze an die Front zu bringen“.
Rache des Iran: Angriff auf Israel oder die USA
Viele Szenarien sind im Zusammenhang mit dem Iran denkbar. Darunter die, dass der Iran über die Hisbollah Israel angreifen lässt. Auch andere Terrormilizen wie die Huthi und die Hamas werden vom Iran unterstützt oder auch gesteuert, mit Waffen und anderem versorgt.
Ein direkter Luftangriff des Iran auf Israel ist ebenfalls eines der möglichen Szenarien, im Gespräch ist auch ein massiver Angriff mit iranischen Shahed-Kamikazedrohnen. Israel hat nach einer Lagebeurteilung beschlossen, die Personalstärke der Luftverteidigung zu erhöhen und Reservisten der Raketenabwehr einzuberufen, teilte das israelische Militär mit.
Bei dem Angriff auf die Botschaft Anfang April waren zwei Brigadegeneräle der für Auslandseinsätze zuständigen Al-Kuds-Brigaden und fünf weitere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Zudem kamen sechs syrische Staatsbürger ums Leben. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht, sie werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte des Landes.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und den Terroristen der Hamas am 7. Oktober kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und der mit der Hamas verbündeten schiitischen Hisbollah-Miliz, die über ein großes Arsenal an Kurz- und Mittelstreckenraketen verfügen soll.
Abzug im Süden, Gazastreifen zerstückeln
Israel hatte am Wochenende seine Soldaten nach monatelangen erbitterten Kämpfen aus dem südlichen Gazastreifen abgezogen. Die Streitkräfte hätten dies getan, „um sich zu erholen und sich auf zukünftige Operationen vorzubereiten“, erklärte ein Armeevertreter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Laut der israelischen Epoch Times werden die Aktivitäten in Chan Junis in Form von gezielten Razzien auf Basis bereitgestellter geheimdienstlicher Informationen fortgesetzt. Das Ziel ist es, die Zerstückelung des Gazastreifens aufrechtzuerhalten, da dies der „Hebel“ für einen Deal mit der Hamas sei, um die Geiseln nach Hause zurückzubringen.
Die Streitkräfte gehen demnach im Süden des Gazastreifens in „Phase drei“ über, die gezielte geheimdienstliche Razzien und Operationen beinhaltet. Das Militär konzentriert sich dabei nicht nur auf gezielte Angriffe, sondern auch auf die Vorbereitung auf verschiedene Bedrohungen, einschließlich möglicher Szenarien gegen den Iran und den Angriff in Rafah.
Beschlagnahmte Computer der Hamas
Die Razzien basieren auf Geheimdienstinformationen, die von verhafteten Terroristen und beschlagnahmten Computern im feindlichen Gebiet gesammelt wurden. Mit Hilfe dieser Informationen gelangen die Streitkräfte an Orte, die ihnen zuvor unbekannt oder verborgen waren.
Die Armee sucht diese Anlagen auf und zerstört sie, während dort versteckte Terroristen eliminiert werden. Der Fokus liegt nun auf dem Einsatz gegen das verbliebene Hamas-Bataillon in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens und die vier Bataillone in Rafah.
Die Armee gab auch bekannt, dass die Leiche einer Geisel in Chan Junis geborgen wurde. Die Stadt gilt als wichtiger Stützpunkt der radikalislamistischen Hamas.
An einer möglichen Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens hält Israel fest. „Unsere Streitkräfte bereiten sich auf die Fortsetzung ihrer Missionen in der Region Rafah vor“, erklärte Verteidigungsminister Joav Gallant am 7. April.
Ähnlich hatte sich zuvor bereits Netanjahu geäußert. Er sei entschlossen, die Hamas „im gesamten Gazastreifen“ auszulöschen, „einschließlich Rafah“. Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA und Deutschland, hatten sich gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. In der an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt befinden sich mehr als 1,5 Millionen geflüchtete Bewohner des Gazastreifens.
Ende des Krieges „noch lange nicht in Sicht“
Israels Generalstabschef Herzi Halevi machte derweil deutlich, dass ein Ende des Krieges noch lange nicht in Sicht ist. „Der Krieg in Gaza dauert an, und wir sind weit davon entfernt, aufzuhören“, sagte Halevi. Ranghohe Funktionäre der Hamas hielten sich in dem abgeriegelten Küstengebiet weiter versteckt. „Wir werden sie früher oder später erreichen.“
„Wir werden keine Hamas-Brigaden aktiv lassen – in keinem Teil des Gazastreifens“, sagte Halevi. Die Zeit werde kommen, in der die Hamas nicht länger das Küstengebiet kontrolliere und die Sicherheit Israels bedrohe, sagte auch Verteidigungsminister Galant.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat immer wieder erklärt, dass hierzu ein Einmarsch in Rafah und die Zerschlagung der dort verbliebenen letzten Bataillone der Hamas unerlässlich sei. In der an Ägypten grenzenden Stadt suchen derzeit mehr als eine Million Palästinenser auf engstem Raum Schutz vor den Kämpfen.
Zwei Tage Verhandlungspause
Gleichzeitig kommt in die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Hamas-Geiseln Bewegung. Bei den Gesprächen in Kairo seien bei mehreren strittigen Punkten des zur Diskussion stehenden Abkommens „bedeutende Fortschritte“ erzielt worden, so der staatsnahe ägyptische Fernsehsender „Al-Kahera News“ unter Berufung auf einen ranghohen Vertreter Ägyptens.
Nach Angaben von „Al-Kahera News“ verließen die Delegationen Katars und der radikalislamischen Hamas die ägyptische Hauptstadt. Sie würden „innerhalb von zwei Tagen zurückkehren, um die Bedingungen des Abkommens zu finalisieren“.
Die Delegationen der USA und Israels reisen nach Informationen des Senders ebenfalls „in den nächsten Stunden“ aus Kairo ab. Die Beratungen sollen innerhalb der nächsten 48 Stunden fortgesetzt werden, hieß es in dem Bericht weiter.
Die Hamas hatte am Samstag betont, sie rücke von ihrer Forderung nach einem vollständigen Waffenstillstand und dem Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen nicht ab. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, dass „Israel zu einer Einigung bereit ist“. Zugleich machte er deutlich, dass es ohne die Rückkehr der Geiseln „keinen Waffenstillstand“ geben werde.
(afp/dpa/red)
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