Nadelöhr der Balkanroute: Spielfeld hat täglich über 4000 neue Migranten

Täglich kommen über 4000 Migranten aus Slowenien an - wenn Deutschland sagt, es macht die Grenze dicht, dann gibt es ein großes Problem.
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Es gibt viel zu wenig Feldbetten. Viele müssen im Freien übernachten.Foto: Erwin Scheriau/dpa
Epoch Times25. Oktober 2015

Irgendwann hat sich der Müll zwischen den Zelten so hoch getürmt, dass Moritz Abel es nicht mehr ausgehalten hat. Der Rot-Kreuz-Freiwillige hat im Flüchtlingslager an der slowenisch-österreichischen Grenze Zweige aus einem Busch geschnitten und sich mit Klebeband einen Besen gebastelt. Jetzt fegt er den Müll zusammen, lässt sich nur kurz stören: „Es sind viel zu wenig Helfer hier“, sagt er. „Die Einsatzkräfte sind völlig überfordert.“

Wenn so viele Menschen an einem Ort seien, könnten die Zustände nicht optimal sein, räumt Polizeisprecher Wolfgang Braunsar ein. Mit Unterstützung von Soldaten des Bundesheeres kümmern sich seine Leute darum, die 2800 Flüchtlinge in der Nähe von Spielfeld im Süden der Steiermark an einem Ort zu halten und ihre Abfahrt in Bussen zu organisieren.

Täglich kommen hier nach seinen Angaben mehr als 4000 Menschen aus Slowenien an. Der Ort ist seit einer Woche ein Nadelöhr auf dem Weg der Flüchtlinge über die Türkei und Griechenland nach Mitteleuropa. Weil Ungarn die Grenze erst zu Serbien und dann zu Kroatien mit einem Zaun dichtgemacht hat, mussten sich die Menschen auf ihrer Flucht einen neuen Weg suchen.

Das prekäre System der Balkanroute hängt entscheidend von Deutschland ab. „Wenn Deutschland sagt, wir machen die Grenze völlig dicht, dann können wir die Leute nicht weiterbringen“, sagt Chefinspektor Braunsar. Die Busse bringen die Flüchtlinge nach Graz. Dort fahren Sonderzüge in andere Landesteile, in Unterkünfte in der Steiermark, Kärnten oder im Bundesland Salzburg. Der Busfahrer bekommt sein Ziel von einer Stelle für das „zentrale Transportmanagement“ in Wien – je nachdem, in welcher Unterkunft wieder Plätze frei geworden sind, weil die Menschen weiter nach Deutschland fahren konnten.

„Heute läuft alles in geordneten Bahnen ab“, freut sich Braunsar. „Mitte der Woche aber sind einige tausend Personen durchgebrochen und wollten auf der Bundesstraße und der Bahnstrecke nach Deutschland laufen.“ Die Polizei habe sie schließlich wieder in das Lager zurückgebracht. Über dem Lager kreist ein Hubschrauber.

Es gibt viel zu wenig Feldbetten. In den Zelten liegen die Menschen auf Holzpaletten, wie sie sonst von Gabelstaplern für den Transport von Gütern verwendet werden. Zum Schutz gegen die nächtliche Kälte hat das Rote Kreuz auch Isolierfolie verteilt. Um die Versorgung kümmert sich das Rote Kreuz. 

Die meisten Menschen sitzen apathisch auf dem Asphaltboden des Grenzübergangs. Unter ihnen sind viele Familien mit kleinen Kindern. Sie wirken gefasst, äußern nur leise ihren Unwillen über die schwierige Lage. „Es ist schrecklich“, sagt der 30-jährige Kurde Hamad aus dem Iran. „Es gibt doch keinen Grund, uns hier festzuhalten. Wir sind keine Wilden. Wir haben sehr unterschiedliche Ziele, aber jetzt müssen wir alle erstmal hier bleiben und warten.“

Er wolle in Deutschland, England oder Norwegen ein neues Leben aufbauen, sagt der 26 Jahre alte Englisch-Lehrer Hawar Anwar aus der irakischen Stadt Kirkuk. Er habe es dort nicht mehr ausgehalten, weil es immer wieder Kämpfe mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegeben habe. „Die Polizei in Bulgarien hat mich gezwungen, mich mit Fingerabdruck zu registrieren. Jetzt habe ich Angst, dass ich irgendwann nach Bulgarien abgeschoben werde.“

In Spielfeld lächeln nur noch die Kinder. Die erst ein Jahr alte Elia aus Afghanistan hat auf dem Asphalt eine Stufe entdeckt, turnt daran herum, mal aufrecht, mal muss sie die Hände zu Hilfe nehmen. „Ich möchte so sehr, dass sie in Frieden groß werden kann“, sagt ihr Vater und fügt hinzu: „Inschallah“ – so Gott will. (dpa)



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