Nach Trump-Angebot: Weiße Südafrikaner sehen Hoffnung auf ein neues Leben in den USA

Viele weiße Südafrikaner leiden unter der Politik der positiven Diskriminierung und befürworten Trumps Angebot, in die USA zu migrieren. Trotz der Hürden für Asylbewerber gibt es eine hohe Bereitschaft zur Auswanderung. Zehntausende schöpfen nun Hoffnung auf ein besseres Leben.
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Zehntausende weiße Südafrikaner unterstützen Trumps Dekret, das eine Umsiedlung von Af­ri­kaan­dern in die USA vorsieht.Foto: Marco Longari/AFP über Getty Images
Von 25. Februar 2025

Die tiefen Falten, die Wilhelm Snymans sonnenverbranntes Gesicht durchziehen, lassen ihn viel älter aussehen, als er tatsächlich ist. „Es ist auch der Stress der letzten sechs Jahre, der mich wie einen ou toppie [alten Mann] aussehen lässt“, sagte der 46-Jährige in der Nähe der US-Botschaft in Pretoria, Südafrika.

Snyman verlor im Jahr 2019 seinen Job in der Computerbranche. Seitdem konnte er keine feste Anstellung mehr finden. „Eines Tages rief mich der Chef ins Büro und sagte mir, dass er mich und einige andere weiße Mitarbeiter entlassen müsse. Er musste uns durch schwarze Angestellte ersetzen, weil es die Politik der positiven Diskriminierung der Regierung vorschreibt“, erzählte er der Epoch Times. „Zum Glück hat meine Frau noch Arbeit – aber es ist demütigend für einen Mann, jeden Tag zu Hause zu sitzen und nichts zu tun, außer hier und da ein paar Gelegenheitsjobs anzunehmen.“

Trumps Dekret und Unterstützung für weiße Südafrikaner

Am 7. Februar unterzeichnete US-Präsident Donald Trump ein Dekret, das US-Hilfen für Südafrika stoppt. Seitdem versammeln sich regelmäßig Gruppen von weißen Südafrikanern vor der US-Botschaft in Pretoria.

Die Verordnung wirft Präsident Cyril Ramaphosas Regierung „rassistisch motivierte Diskriminierung, einschließlich rassenbasierter Enteignung von Eigentum“ sowie eine „schockierende Missachtung der Rechte seiner Bürger“ vor.

Zudem machte Trump einen Vorschlag, der vielen weißen Südafrikanern Hoffnung auf ein besseres Leben macht: Die USA sollten bei der Umsiedlung von Af­ri­kaan­dern helfen.

Af­ri­kaan­der, auch Afrikaaner, Afrikander oder Buren genannt, sind die Nachkommen hauptsächlich niederländischer, französischer und deutscher Siedler, die im 17. Jahrhundert nach Südafrika kamen und deren Muttersprache Afrikaans ist. In dem Dekret heißt es auch, seine Regierung werde die „Umsiedlung afrikaanser Flüchtlinge“ fördern. Insbesondere „den Opfern ungerechter rassistischer Diskriminierung“ werde geholfen.

Snyman sagte dazu: „Ich werde alles dafür tun, um in die USA zu gelangen und für meine Familie ein neues Leben aufzubauen. Dort wird man uns nicht verachten, weil wir weiß sind.“

Das Dekret erklärte, die Politik in Südafrika sei „darauf ausgelegt, Chancengleichheit in Beschäftigung, Bildung und Wirtschaft abzuschaffen“. Es herrschten eine „hasserfüllte Rhetorik und staatliche Maßnahmen, die übermäßige Gewalt gegen rassisch missliebige Landbesitzer anheizen“.

Ramaphosa widersprach der Behauptung, dass weiße Südafrikaner gezielt Opfer rassistischer Gewalt seien. Er erklärte, die Regierungspolitik ziele darauf ab, die Ungleichheiten aus der Apartheid-Zeit zu beseitigen, als weiße Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen bevorzugt wurden. Er bestritt, dass weiße Einwohner Ziel einer Kampagne rassistischer Gewalt sind.

Der Präsident des regierenden African National Congress (ANC) und Präsident von Südafrika, Cyril Ramaphosa, während der offiziellen Bekanntgabe der Wahlergebnisse der Parlamentswahlen in Johannesburg, Südafrika, am 2. Juni 2024. Foto: Chris McGrath/Getty Images

Der Präsident erklärte weiter, weiße Südafrikaner seien nach wie vor die privilegiertesten Bürger des Landes.

„Das stimmt“, sagte Hermann Pretorius, Sprecher des South African Institute of Race Relations, einer Forschungsgruppe, die gesellschaftliche Veränderungen in Südafrika untersucht. „Aber das bedeutet nicht, dass nicht Hunderttausende weiße Menschen arm und arbeitslos sind. Ich könnte Sie jederzeit zu einer der Wellblechsiedlungen bringen, in denen die Bewohner fast ausschließlich weiß sind.“

Ursachen für das Gefühl der Ausgrenzung

Pretorius sagte auch, viele weiße Einwohner würden die Politik der positiven Diskriminierung (Affirmative Action) und der wirtschaftlichen Förderung schwarzer Südafrikaner (Black Economic Empowerment) durch den regierenden African National Congress (ANC) für ihr Gefühl der Ausgrenzung verantwortlich machen.

„Das sind die Af­ri­kaan­der, die versuchen werden, mithilfe von Trumps Verordnung in die USA zu gelangen“, so der Forscher.

Mehrere Gruppen, die sich für die Rechte der Af­ri­kaan­der einsetzen, bedankten sich bei Trump für sein Angebot. Es wurde jedoch auch betont, dass die meisten Af­ri­kaan­der in Südafrika bleiben würden, da sie sich trotz der vielen Herausforderungen dem Aufbau ihres Landes verpflichtet fühlten.

Weiße Südafrikaner, die US-Präsident Donald Trump und den gebürtigen Südafrikaner und US-Technologiemilliardär Elon Musk unterstützen, versammeln sich am 15. Februar 2025 vor der US-Botschaft in Pretoria. Foto: Marco Longari/AFP via Getty Images.

Medienberichterstattung über Trumps Angebot

In Schlagzeilen war zu lesen: „Südafrikas Af­ri­kaan­der lehnen Trumps Flüchtlingsangebot ab.“  Und: „Nein, danke: Weiße Südafrikaner lehnen Trumps Einwanderungsangebot ab.“

Vor der US-Botschaft sagte Suzette Steyn, 27, jedoch, dass die „sogenannten Af­ri­kaan­der-Gruppen kein Recht“ hätten, für die 4,5 Millionen weißen Af­ri­kaan­der des Landes zu sprechen.

„Wenn sie in einem Land glücklich sind, in dem man sich schrecklich fühlt, nur weil man weiß ist, und man keinen Job finden kann, weil man weiß ist, und nicht schlafen kann, weil man sich darüber Gedanken macht, ob Kriminelle ins Haus einbrechen, einen vergewaltigen oder töten, dann freut mich das für sie“, sagte Steyn gegenüber der Epoch Times.

„Es tut mir leid, aber für mich gibt es nichts, das ich in Südafrika aufbauen kann. Wenn ich dank Präsident Trump nach Amerika gehen kann, werde ich das tun.“

Ihre Freundin unterbrach sie und rief: „Wir sind Trumps Af­ri­kaan­der!“. Die Aussage löste bei der Menge Erheiterung aus.

Reaktionen von Lobbygruppen und Experten

Kallie Kriel, der CEO der Af­ri­kaan­der-Lobbygruppe Afriforum, sagte gegenüber der Epoch Times, seine Organisation habe bisher fast 30.000 Anfragen von Af­ri­kaan­dern erhalten, die Interesse daran haben, in die USA auszuwandern.

Gary Eisenberg, einer der führenden Einwanderungsanwälte Südafrikas, erklärte gegenüber der Epoch Times jedoch, der Prozess sei nicht einfach. Zudem meinte er, Trumps Einladung sei nicht so offen, wie sie klinge. „Es gibt viele, viele logistische Hürden“, sagte er.

Trumps Dekret beauftragt Außenminister Marco Rubio und die Ministerin für Heimatschutz, Kristi Noem, einen Plan auszuarbeiten, um die Umsiedlung von Af­ri­kaan­dern durch das US-Flüchtlingsaufnahmeprogramm (USRAP) zu erleichtern.

Der südafrikanische Bauer Tewie Wessels spricht am 15. Februar 2025 zu einer Gruppe weißer Südafrikaner, die US-Präsident Donald Trump vor der US-Botschaft in Pretoria, Südafrika unterstützen. Foto: Marco Longari/AFP.

Eisenberg erklärte dazu, dass eine weitere Exekutivanordnung von Trump das Programm USRAP am 20. Januar jedoch aussetzte. „USRAP ist genau der Weg, den afrikaanser Flüchtlinge gehen müssten. Aber das Programm ist weg“, so Eisenberg.

„Die Aussetzung bedeutet, dass es nun ein unbefristetes Verbot für die Aufnahme von Flüchtlingen in den USA gibt. Werden die US-Behörden dieses Verbot nur für weiße Südafrikaner umgehen? Es gibt keine Anzeichen dafür, dass so etwas passieren wird.“

Komplexität des Asylverfahrens

Die amerikanische Einwanderungsanwältin Karen-Lee Pollak sagte, selbst wenn Trump das Flüchtlingsprogramm wieder einführt, wäre das Einwandern in die USA für afrikaanser Flüchtlinge immer noch kompliziert. „Es gibt viele Details, die geklärt werden müssen, einschließlich der Frage, was ein Af­ri­kaan­der ist“, sagte sie gegenüber der Epoch Times.

Pollak ist in Dallas ansässig und hat Erfahrung darin, Menschen bei Asylfragen rund um die USA zu unterstützen. Der Prozess würde in der Regel 18 bis 24 Monate dauern, erklärte sie. Des Weiteren betonte sie, es sei üblich, dass Antragsteller ihren Status als Flüchtlinge bestätigen, indem sie ein Empfehlungsschreiben vom UN-Flüchtlingskommissariat erhalten. Danach müsse der Antragsteller ein Interview mit einem Flüchtlingsbeamten der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde (USCIS) führen.

„Der potenzielle Flüchtling müsste sehr überzeugend darlegen, warum er Asyl beantragt. Das bedeutet, glaubhaft nachzuweisen, dass Leib und Leben in Gefahr sind und weiterhin in Gefahr bleiben, wenn sie in Südafrika leben“, sagte die Anwältin.

Gefährdung durch Kriminalität in Südafrika

Sowohl Snyman als auch Steyn, begleitet von einem Chor von Afrikanern in der Pretoria-Hitze, sagten, dies stelle kein Problem dar. „Als ich noch einen schönen Mercedes fuhr, wurde ich überfallen. Ich habe immer noch alle Unterlagen zu diesem Fall“, erklärte Snyman.

Steyn sagte: „Das ist Südafrika! Wir leben jeden Tag in Angst um unser Leben. Gehen Sie zu irgendeinem Südafrikaner und er wird ihnen darüber berichten, welchem Verbrechen er zum Opfer gefallen ist. Das sollte doch genug sein, um Asyl zu bekommen?“

Südafrika hat eine der höchsten Raten von Gewaltkriminalität weltweit. Wobei Mord, Vergewaltigung und bewaffneter Raub besonders verbreitet sind.

Bereitschaft zur Auswanderung

Einwanderungsanwältin Pollak betonte, es sei wichtig zu beachten, dass Af­ri­kaan­der ihren Einwanderungsstatus in den USA gefährden könnten, wenn sie nach Südafrika zurückreisen – falls ihnen die USCIS den Flüchtlingsstatus aufgrund von vergangener Verfolgung oder der Angst vor zukünftiger Verfolgung in Südafrika gewähren sollte.

Die Af­ri­kaan­der, die sich vor der amerikanischen Botschaft in Pretoria versammelt hatten, sagten alle, sie seien bereit, ihr Heimatland sowie Freunde und Familie zu verlassen.

„Schon mal von Computern, Zoom und WhatsApp gehört?“, sagte ein junger Mann, der in zerrissenen schwarzen Jeans und einer abgenutzten Baseballkappe gekleidet war.

Elmari Viljoen (33) betonte: „Südafrika fühlt sich einfach nicht mehr wie mein Zuhause an.“ Weiter sagte er: „Die Ironie liegt darin, dass ein Führer eines Landes, das so weit entfernt ist, unsere Schwierigkeiten anerkennt, während wir für unseren eigenen Führer unsichtbar sind.“

Snyman stimmte Viljoens Meinung zu. „Wenn ich rauskomme, komme ich nie wieder zurück.“ Er betonte: „‚The Star-Spangled Banner‘ ist eine lekker [großartige] Melodie.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Afrikaners Stand in Line for Trump’s Refugee Offer“. (deutsche Bearbeitung kz)



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