Nach Tötung von Haniyeh: Sinwar ist neuer Hamas-Anführer
Knapp eine Woche nach der Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Haniyeh hat die islamistische Terrorgruppe den Hamas-Führer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, zum neuen Anführer der Organisation bestimmt. Das teilte die Hamas auf der Plattform Telegram mit. Er sei nun der Leiter des politischen Büros der Hamas, hieß es.
Kompromissloser Radikaler
Sinwar ist für seine radikale Haltung bekannt. Er vertritt die Ansicht, dass Israel kein Existenzrecht hat und sucht in Konfliktsituationen stets den Ausweg in der Gewalt. In internen Botschaften zeigt er eine „kalte Missachtung von Menschenleben“ und geht davon aus, dass Israel durch den Krieg mehr zu verlieren habe als die Hamas.
Sinwar war in der Vergangenheit für den Aufbau einer internen Sicherheitspolizei der Hamas verantwortlich, die verdächtige Informanten jagte und tötete. Er verbrachte wegen mehrfachen Mordes lange Zeit in israelischer Haft, bevor er 2011 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikam.
Aktuell wird vermutet, dass sich Sinwar im unterirdischen Tunnelsystem der Hamas im südlichen Gazastreifen versteckt hält. Das israelische Militär hat nach Medienberichten genaue Informationen zu seinem Aufenthaltsort und versucht, ihn im Rahmen der Offensive in Chan Yunis zu fassen.
Sinwars kompromisslose Haltung und seine Rolle als Initiator des 7. Oktober-Angriffs machen ihn zu einer Schlüsselfigur in dem anhaltenden Konflikt und zu einem der Hauptziele der israelischen Militäroperation im Gazastreifen.
Sinwars früherer Stellvertreter Mohammed Deif, der Kommandeur der Al-Kassam-Brigaden und damit des militärischen Flügels der Hamas, war im Juli Ziel eines israelischen Raketenangriffs geworden. Israel hatte ihn in der vergangenen Woche für tot erklärt. Haniyeh wiederum war vergangene Woche bei einem Attentat in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden.
Danach war offen, wer nun die Hamas anführt – wobei der Iran mitredet. Dieser lehnte einen Kandidaten ab.
Der „Schlächter von Chan Junis“
Sinwar gehört zur Gründergeneration der Hamas. Als sich die Hamas während des ersten Palästinenseraufstands, der Intifada, Ende der 1980er Jahre im Kampf gegen die israelische Besatzung formierte, war Sinwar am Aufbau des militärischen Hamas-Arms, der Kassam-Brigaden, beteiligt.
In den Anfangsjahren der islamistischen Bewegung war Sinwar für den Kampf gegen mutmaßliche Kollaborateure mit Israel in den eigenen Reihen zuständig. Dabei ging er so brutal vor, dass er als „Schlächter von Chan Junis“ bekannt wurde. (dpa/red)
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