Nach schweren Ausschreitungen in Dublin: 34 Festnahmen – Rücktritt der Innenministerin gefordert
In Irland dauern die Ermittlungen zum Messerangriff vom Donnerstagnachmittag, 23. November, vor einer Schule am Parnell Square in Dublin weiter an. Dabei erlitten eine 30-jährige Frau und drei Kinder im Alter zwischen fünf und sechs Jahren zum Teil schwere Verletzungen. Im Verdacht steht ein Mann im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, der ebenfalls schwer verletzt wurde. Er soll zum Zeitpunkt des Schulschlusses an der „Gaelscoil Choláiste Mhuire“-Vorschule mehrere Personen angegriffen haben.
Zwei der Kinder konnten mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die zuständige Polizeibehörde Garda Síochána hat derweil auf ihrer Seite und in sozialen Medien Zeugen der Attacke aufgerufen, sich zu melden. Vor allem mögliche Videoaufnahmen könnten, so die Beamten, zur Aufklärung der Hintergründe beitragen.
Nach den schweren Ausschreitungen in Dublin wächst die Kritik an der irischen Justizministerin Helen McEntee und dem Polizeichef Drew Harris. Die Chefin der wichtigsten Oppositionspartei Sinn Fein, Mary Lou McDonald, forderte beide zum Rücktritt auf, wie die Zeitung „Irish Times“ am Samstag berichtete.
Welle unbewiesener Behauptungen über den Vorfall in Dublin
Über den Urheber der Attacke und das Motiv dahinter gibt es bis dato keine belastbaren Erkenntnisse. Einen terroristischen Hintergrund halten die Behörden nach derzeitigem Stand für unwahrscheinlich. Man geht zudem von einem isolierten Vorfall aus, der keinen Zusammenhang mit anderen Ereignissen im Land oder in der EU habe. Ermittlungen gingen, so Superintendent Liam Geraghty, allerdings weiterhin in alle Richtungen.
Über den über 50-Jährigen, der als „Person of Interest“ gilt, hinaus gehe die Polizei derzeit von keinem weiteren Tatbeteiligten aus. In sozialen Medien machten jedoch sehr schnell Gerüchte über den möglichen Täter die Runde.
Vor allem rechtsextreme Accounts waren sich schnell sicher, dass eine Person mit Migrationshintergrund aus einem mehrheitlich islamischen Land verantwortlich sei. Begleitet waren die Verdächtigungen häufig von rassistischen Kommentaren und teilweise Gewaltaufrufen.
Busse in Brand gesetzt und Geschäfte geplündert
Offenbar verfehlten diese auch nicht ihre Wirkung. So kam es am Donnerstagabend in Dublin zu schweren Ausschreitungen, an denen sich nach Polizeiangaben etwa 50 Personen beteiligten. Diese riefen den Berichten zufolge erst fremdenfeindliche Parolen. Anschließend durchbrachen einige von ihnen eine Absperrung.
Neben Vandalismus und Brandstiftung an Fahrzeugen soll es auch zur Plünderung von 13 Geschäften gekommen sein. Zum Ziel von Brandstiftung wurden den Einsatzkräften zufolge auch Busse und eine Straßenbahn. Auch an elf Polizeifahrzeugen soll es Beschädigungen gegeben haben.
In einer Stellungnahme ging Polizeipräsident Drew Harris davon aus, dass die Ausschreitungen in unmittelbarem Zusammenhang mit den Vorfällen vom frühen Nachmittag standen.
Statement from Garda Commissioner Drew Harris on serious public disorder in Dublin City Centre, Thursday 23rd November 2023 pic.twitter.com/cukeK7ZpVZ
— Garda Info (@gardainfo) November 24, 2023
Gewaltbereite Extremisten suchen auch in Irland nach ihrer Chance
Der Polizei zufolge sollen bis zu 400 Polizeibeamte im Einsatz gewesen sein, um die Ordnung wiederherzustellen. Es habe im Kontext der Ausschreitungen 34 Festnahmen gegeben. 32 Beteiligte sollen sich am darauffolgenden Tag vor Schnellgerichten verantworten müssen.
Die Ausschreitungen sind der Polizei zufolge von Personen aus der Hooligan-Szene ausgegangen. Die meisten der Beteiligten verfügten bereits über ein einschlägiges Vorstrafenregister. In Irland, das selbst eine lange Geschichte der Auswanderung aufweist, spielen rechtsextreme Bestrebungen bis dato politisch keine Rolle. Allerdings hatte es in den vergangenen Monaten in einigen Gemeinden Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte gegeben, unter die sich einschlägige Agitatoren gemischt hatten. Die meisten Asylsuchenden, die zuletzt nach Irland gekommen waren, stammen aus der Ukraine.
Unter den drei Personen, die sich am Donnerstag dem Täter entgegengestellt und wahrscheinlich noch Schlimmeres verhindert hatten, waren zwei nicht-irische Staatsangehörige. Neben dem Vater eines der Kinder, das die Vorschule besuchte, intervenierten noch ein 17-jähriger französischer Restaurant-Trainee und ein brasilianischer Lieferdienstfahrer.
Als Letztgenannter auf seiner Tour bemerkte, wie zwei Personen mit bloßen Händen versuchten, dem Angreifer das Messer zu entreißen, setzte er seinen Motorradhelm als Waffe gegen diesen ein.
Von der Leyen „schockiert“ über den Messerangriff in Dublin
Mittlerweile soll sich die Lage in Dublin wieder beruhigt haben. Da es Hinweise auf mögliche weitere geplante Ausschreitungen gebe, bliebe jedoch vorerst ein größeres Polizeiaufgebot in der Stadt. Dem „Independent“ zufolge hat es für Freitag eine Empfehlung für Unternehmen aus der Stadt gegeben, ihre Mitarbeiter nach Möglichkeit im Homeoffice zu beschäftigen.
Irlands Präsident Michael D. Higgins und Premier Leo Varadkar haben den Betroffenen der Messerattacke ihre Anteilnahme ausgesprochen. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte sich „schockiert“ über die „brutale Attacke“.
Polizeipräsident Harris äußerte sich jedoch auch besorgt über die Gewalt und Randale am Abend in der Hauptstadt. Er sprach von „Szenen, die wir seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben“, und fügte hinzu:
„Ich denke, wir haben ein Element der Radikalisierung gesehen. Wir haben eine Gruppe von Menschen gesehen, die buchstäblich einen Fingerhut voll Fakten nehmen und daraus eine Badewanne voller hasserfüllter Annahmen machen und sich dann auf eine Art und Weise verhalten, die aufrührerisch und störend für unsere Gesellschaft ist.“
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