Todeslisten in New York aufgetaucht: Polizei fürchtet um das Leben von Top-Managern

Eine Woche nach dem Mord an dem UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson fürchtet die Polizei um das Leben weiterer Firmenchefs. Der mutmaßliche Täter wird in den sozialen Medien teilweise als Robin Hood gefeiert. Gegen Brian Thompson und weitere Führungskräfte wurde seit Jahresbeginn wegen des Verdachts auf Insidergeschäfte ermittelt.
Titelbild
Luigi Mangione, der mutmaßliche Mörder des UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson, kurz nach seiner Verhaftung. Die Polizei fürchtet nun Nachahmungstäter, nachdem „Fahndungsplakate“ mit den Namen weiterer Krankenversicherungschefs in New York auftauchten.Foto: Altoona Police Department via Getty Images
Von 13. Dezember 2024

Nach dem Mord an dem UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson kursiert in New York eine „Todesliste“ mit Namen weiterer Firmenchefs von Krankenversicherungen. Die Polizei befürchtet zudem, dass das Verbrechen Nachahmungstäter animieren könnte, heißt es in einem Beitrag von „ABC News“.

So sind „Wanted“-Plakate mit den Gesichtern von Top-Führungskräften aus dem Gesundheitswesen in New York eine Woche nach dem Mord aufgetaucht. Nach Ansicht der Polizei besteht ein erhöhtes Risiko für Führungskräfte im Gesundheitswesen.

Das Konterfei des Täters zieren Tassen und T-Shirts

Die New Yorker Polizei teilte mit, dass die Plakate in Manhattan Bilder von Unternehmensleitern sowie kugelförmige Grafiken enthalten, die warnen: „UnitedHealthcare tötete gewöhnliche Menschen um des Profits willen. Infolgedessen wurde Brian Thompson sein Anspruch auf Leben verweigert. Wer wird als Nächstes abgelehnt?“

In den sozialen Medien wird der mutmaßliche Täter, Luigi Mangione, mitunter gefeiert. So heißt es in einem Kommentar: „CEOs sollten alle so tun, als hätten sie eine Zielscheibe auf dem Rücken.“ In einem Post auf einer Social-Media-Plattform bezeichnete ein Nutzer Mangione als den „Robin Hood, von dem wir nicht wussten, dass wir ihn brauchen“. Des Weiteren gibt es glorifizierende Zusammenschnitte von Fotos, die Mangione als muskulösen, sportlichen Mann am Strand oder bei einer Bergtour zeigen.

In den sozialen Medien kursieren auch Posts, die die Namen und Gehälter von acht CEOs von Krankenversicherungen zeigten, wobei einige sie mit einer Hitliste verglichen.

Auch versuchen Zeitgenossen Kapital aus der Situation zu schlagen und bieten Tassen, T-Shirts, Kapuzenpullover und einiges mehr über Internetshops an. Auf fast allen prangt das Konterfei des 26-Jährigen. Dazu gibt es die Forderung „Free Luigi“ (Befreit Luigi), „Deny, Defend, Depose“ (Leugnen, verteidigen, absetzen), oder „Mama, I’m in love with a criminal“ (Mama, ich liebe einen Kriminellen).

Kathryn Wylde von der Organisation „Partnership for New York City“ sagte, dass die Plakate und die Kommentare in den sozialen Medien keine Angelegenheit eines Einzelnen, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem sei. „Dem müssen wir begegnen“, forderte sie im Gespräch mit „ABC News“.

Waren abgelehnte Behandlungskosten das Tatmotiv?

Laut „NBC News“ untersuchen die Ermittler derzeit, ob ein abgelehnter Versicherungsanspruch ein Tatmotiv sein könnte. In einer Reihe von archivierten Beiträgen von einem inzwischen gelöschten Reddit-Konto schrieb Mangione ausführlich über eine chronische Rückenerkrankung. Sie habe ihm immense Schmerzen bereitet.

Die Weigerung der Krankenversicherer, für eine Krebsbehandlung, einen chirurgischen Eingriff oder eine andere lebensrettende Behandlung zu zahlen, ist für viele Menschen in den USA frustrierend und mitunter ein großes finanzielles Problem.

Auch in Chicago ermittelt die Polizei, nachdem unbekannte am vergangenen Wochenende „Kill your CEO“ (Töte deinen CEO) auf die Fenster mehrerer Geschäfte gesprüht hatte.

Gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal „20 Minuten“ erklärte der Medizinethiker Jürg Streuli, warum Menschen Mangione so viel Sympathie entgegenbringen. So werde das Opfer nicht als einzelne Person, sondern als Symbol eines feindlichen Systems wahrgenommen. Damit zeige sich die Wut und Hilflosigkeit der Menschen in den USA gegenüber einem mächtigen, ethisch fragwürdigen Gesundheitssystem, erläutert der Leiter der Stiftung Gesundheitskompass.

Aktien stürzen nach Bekanntwerden von Ermittlungen ab

Die UnitedHealth Group war in diesem Jahr Gegenstand eines vernichtenden Berichts eines Senatsausschusses, schreibt die „New York Times“. Aus dem Bericht geht etwa hervor, dass die Versicherer sich weigerten, für die Pflege älterer Menschen zu zahlen, die sich von Stürzen oder Schlaganfällen erholen. Das von Thompson geführte Unternehmen wurde für einen sprunghaften Anstieg der Ablehnungsquoten für post-akute Pflege für Menschen mit einer bestimmten Sorte von medizinischen Versorgungsplänen verantwortlich gemacht. Demnach stieg die Quote der abgelehnten Fälle von 10,9 Prozent im Jahr 2020 auf 22,7 Prozent im Jahr 2022.

Wie die „New York Times“ weiter berichtet, wurden Thompson und zwei weitere Führungskräfte der UnitedHealth Group Anfang des Jahres des Insiderhandels und Betrugs beschuldigt. Thompson soll 15 Millionen Dollar an persönlich gehaltenen Unternehmensaktien verkauft haben. Und dies zu einem Zeitpunkt, als das Justizministerium eine kartellrechtliche Untersuchung der UnitedHealth Group einleitete. Die Untersuchung hatten weder Thompson noch andere Führungskräfte offengelegt. Als die Nachricht von der Untersuchung bekannt wurde, stürzte der Aktienkurs des Unternehmens ab. Der Klage zufolge gingen dadurch fast 25 Milliarden Dollar an Aktionärswert verloren.

Thompson leitete den Versicherungskonzern seit 2021. Das Unternehmen beschäftigt rund 140.000 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 281 Milliarden Dollar. Unter Thompsons Führung stiegen die Konzerngewinne von zwölf Milliarden Dollar (2021) auf mehr als 16 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Der 50-Jährige erhielt nach Angaben der Zeitung im vergangenen Jahr eine Gesamtvergütung von 10,2 Millionen Dollar. Sein Grundgehalt von einer Million Dollar wurde durch umfangreiche Bargeld- und Aktienzuteilungen aufgestockt.

Brian Thompson wurde Anfang der Woche in seinem Heimatort Maple Grove (Minnesota) beigesetzt.

 



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