Nach Milei-Interview: Spanien beruft Botschafterin aus Argentinien ab

Nach seiner Rückkehr nach Argentinien hat Präsident Milei in einem Interview noch weitere Spitzen gegen Spaniens Ministerpräsident Sánchez und dessen Gattin losgelassen. Daraufhin hat die Regierung in Madrid die Abberufung ihrer Botschafterin angeordnet.
Titelbild
Argentinischer Präsident Javier Milei.Foto: Tomas Cuesta/Getty Images
Von 22. Mai 2024

Die diplomatischen Unstimmigkeiten zwischen Spanien und Argentinien drohen eine weitere Eskalationsstufe zu erreichen. Nach seiner Rückkehr hat Präsident Javier Milei gegenüber Medien in Buenos Aires weitere spitze Bemerkungen gegen den spanischen Regierungschef Pedro Sánchez fallen lassen. Mittlerweile hat die spanische Regierung die Botschafterin des Landes aus Argentinien abberufen.

Äußerungen bei Veranstaltung von Vox als Auslöser

Am vergangenen Sonntag, den 19. Mai, hatte Milei in Madrid an einer Großveranstaltung der rechten Partei „Vox“ mit zahlreichen internationalen Gästen teilgenommen. Dabei hatte er Sánchez als einen jener „üblen Menschen“ bezeichnet, die sich „an die Macht klammern“. Ohne explizit deren Namen zu nennen, aber aus dem Kontext heraus eindeutig erkennbar, hatte er zudem dessen Frau Begoña Gómez als „korrupt“ bezeichnet.

Daraufhin hatte Spaniens Außenminister José Manuel Albares Milei zu einer öffentlichen Entschuldigung aufgefordert. Andernfalls werde Spanien „alle Maßnahmen ergreifen, die wir für angemessen halten, um unsere Souveränität und unsere Würde zu verteidigen“.

Bereits im Vorfeld der Vox-Veranstaltung hatte es wechselseitige Schmähungen gegeben. Spaniens Verkehrsminister Óscar Puente deutete Anfang des Monats bei einem Kongress der sozialistischen Regierungspartei an, Milei könnte Drogen konsumieren. Dieser erklärte daraufhin, Sánchez und dessen Regierung führten Spanien „ins Verderben“.

Zudem deutete er bereits damals an, Gómez für korrupt zu halten. Die Organisation „Saubere Hände“ hatte die Ehefrau von Sánchez angezeigt. Diese sei in mögliche Fälle von Korruption oder unerlaubter Einflussnahme verwickelt. Ob die Vorwürfe Substanz haben, ist noch unklar.

Milei bezeichnet Sánchez als „feige“ und „Gespött der Welt“

Eine Entschuldigung lehnte Milei ab. Im Interview mit dem Sender LN+ nach seiner Rückkehr legte er stattdessen noch nach. Er bestritt zwar, in seiner Rede in Madrid auf Sánchez und Gómez Bezug genommen zu haben. Allerdings wies Milei auf die Ermittlungen gegen Gómez hin – und bezeichnete Sánchez als „unheimlichen und arroganten Sozialisten“. Die Abberufung der Botschafterin nannte er „blödsinnig“.

Wie das Portal „Amerika 21“ berichtet, nannte Milei Sánchez daraufhin „totalitär“, „feige“ und „lächerlich“. Der spanische Premier habe einen „Minderwertigkeitskomplex“ ihm gegenüber, so Milei, und mache sich zum „Gespött der Welt“. Sánchez würde „Frauen unter den Rock kriechen, um mich anzugreifen“. Damit spielte Argentiniens Präsident darauf an, dass Arbeitsministerin Yolanda Díaz und die Wissenschaftsministerin Diana Morant Mileis Angriffe auf den Regierungschef und dessen Ehefrau kritisiert hatten.

Albares nannte am Dienstag Mileis Aussagen gegenüber LN+ als den Grund für den Abzug der spanischen Botschafterin. Die Zeitung „Página 12“ zitiert ihn mit der Aussage:

„Es gibt keinen Präzedenzfall, dass ein Staatsoberhaupt in die Hauptstadt eines anderen Landes kommt, um die Institutionen zu beleidigen. Wir haben in gutem Glauben alle Gastfreundschaft angeboten, die der Präsident der Argentinischen Republik verdient. Dies ist ein einmaliger Fall in der Geschichte der internationalen Beziehungen.“

Diplomatische Verwicklungen könnten wirtschaftliche Interessen beeinträchtigen

Milei erklärte, Argentinien habe nicht vor, seinen Botschafter aus Spanien abzuziehen. Er machte mögliche „Seilschaften des Kirchnerismus“ im eigenen Land für die diplomatischen Verwicklungen verantwortlich.

Albares deutete demgegenüber an, die Regierung in Madrid könne Milei zur „unerwünschten Person“ erklären. Der nächste offizielle Besuch Mileis wäre für den 21. Juni eingeplant. Die Agentur „Latinapress“ weist auf potenziell nachteilige Folgen für die wirtschaftlichen Interessen beider Länder hin, sollten die Verwicklungen eskalieren.

Die wirtschaftliche Krise, die Milei geerbt hat, hatte die Abhängigkeit Argentiniens von internationalen Organisationen und Industrieländern erhöht. In vielen Fällen ist die Regierung in Buenos Aires auf intakte diplomatische Verhältnisse angewiesen, um bessere Bedingungen für Umschuldungen zu erhalten.

Spanien wiederum gehört innerhalb der EU zu den Befürwortern des Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Ländern. Milei steht zwar dem Mercosur und der argentinischen Mitgliedschaft im Block kritisch gegenüber. Für die Grundidee des Abkommens weist er jedoch Sympathie auf. Erst im Februar hatten sich die Außenminister Argentiniens und Spaniens getroffen, um mögliche Bedingungen für ein Zustandekommen zu erörtern.

Milei neben Orbán und Meloni in Madrid umjubelt

Bei der Veranstaltung von Vox hatte Milei zu den Stargästen gehört. Weitere Redner waren Frankreichs Oppositionspolitikerin Marine Le Pen, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli und der frühere chilenische Präsidentschaftskandidat José Antonio Kast.

Milei äußerte in seiner Rede unter anderem, die Tür zum Sozialismus zu öffnen, sei „eine Einladung zum Tod“. Man dürfe vor den Linken nicht zurückweichen und müsse einen Kulturkampf führen. Argentiniens Präsident schloss mit den Worten:

„Wir haben uns verdient, was wir haben, es hat uns Blut und Schweiß gekostet, dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind, und niemand wird sich uns in den Weg stellen. Verteidigen wir wieder die Werte, die den Westen groß gemacht haben: Leben, Freiheit und Eigentum.“



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