Nach FTX-Pleite: Sam Bankman-Fried wollte sich als Anti-Woke-Kämpfer bei Tucker Carlson inszenieren

Im November 2022 musste die Krypto-Börse FTX Insolvenz anmelden. Ihr Gründer Sam Bankman-Fried wurde ein Jahr später unter anderem der Veruntreuung von Kundengeldern in Milliardenhöhe schuldig gesprochen. Um sich finanziell zu regenerieren, hatte er einige Ideen gesammelt.
Skizze von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried während seines Prozesses vor dem Bundesgericht in Manhattan.
Skizze von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried während seines Prozesses vor dem Bundesgericht in Manhattan.Foto: Elizabeth Williams/AP/dpa
Von 18. März 2024

Der Gründer der insolventen Krypto-Börse FTX, Sam Bankman-Fried, wartet derzeit auf die Verkündung seines Strafmaßes. Ein Gericht in New York hatte ihn im November des Vorjahres unter anderem wegen Veruntreuung von Kundengeldern in Milliardenhöhe schuldig gesprochen. Während seine Anwälte eine Strafe von maximal sechs Jahren fordern, plädiert die Staatsanwaltschaft auf mindestens 40 bis 50 Jahre. Theoretisch wären bis zu 110 Jahre möglich.

Bankman-Fried soll Kundengelder in einer selbst kreierten Kryptowährung ohne Gegenwert gehalten haben. Einige der Mittel habe er ohne Autorisierung verwendet, um den Hedgefonds Alameda Research aufzubauen. Weitere Kundengelder habe er für politische Kampagnen gespendet. Dazu habe er über Jahre hinweg einen systematischen Betrug zuungunsten seiner Kunden inszeniert.

Anklagebehörde stellt Bankman-Fried in eine Reihe mit Bernie Madoff

Die Staatsanwaltschaft fordert außerdem, Bankman-Fried zur Zahlung von Schadensersatz in einer Höhe von elf Milliarden US-Dollar zu verurteilen. Die Anklagebehörde hält eine Strafe für angemessen, die sich an jener für den mittlerweile verstorbenen Investmentbanker Bernie Madoff orientiert. Dieser wurde 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt, nachdem er unter anderem des Anlagebetrugs schuldig gesprochen worden war. Er soll einen Gesamtschaden von mindestens 65 Milliarden US-Dollar verursacht haben.

Als strafverschärfenden Faktor reklamiert die Anklagebehörde, dass Bankman-Fried sich im Angesicht des drohenden Prozesses Strategien zurechtgelegt hat, um sein Image wieder aufzubessern. Er habe Ideen in einer Liste zusammengefasst und bereits sondiert, auf welche Weise er diese publik machen könne.

In der – wie Bankman-Fried selbst schreibt – „Liste möglicherweise schlechter Ideen“ waren auch solche, die neuerliche potenzielle Betrugshandlungen umfasst hätten. Dafür wollte Bankman-Fried potenziell auch den populären US-Moderator Tucker Carlson instrumentalisieren.

FTX-Mittel sollen auch in Strohmann-Programme geflossen sein

Wie der „Business Insider“ berichtet, stand auf Platz 3 der Liste der Plan, ein „Coming-out als Republikaner“ zu inszenieren. Dabei wollte er die Konkursanwälte kritisieren, die FTX übernommen hatten und versuchten, das Geld der betrogenen Kunden zurückzubekommen.

Zudem wollte er die Geldflüsse der sogenannten „Super-PACs“ ansprechen. Das sind Lobbygruppen, die den Wahlkampf einzelner Kandidaten mitfinanzieren.

Tatsächlich war Bankman-Fried einer der größten Spender für linksliberale politische Anliegen. Allein im Wahljahr flossen aus seinen Beständen etwa 70 Millionen US-Dollar in Kampagnen der Demokraten – lediglich George Soros spendete mehr. Nur etwas mehr als 200.000 US-Dollar gingen an republikanische Kandidaten. Diese kamen den Trump-kritischen Senatorinnen Lisa Murkowski und Susan Collins zugute.

Bei Tucker Carlson wollte er sich zum einen als „Kämpfer gegen die Woke-Agenda“ inszenieren. Zum anderen wollte er versuchen, die Botschaft loszuwerden, dass ein Kartell von Anwälten ehrliches Unternehmertum zerstöre und Werte vernichte, um ihre eigene Inkompetenz zu verschleiern.

Zeugenaussagen und E-Mails zufolge soll Bankman-Fried tatsächlich auch FTX-Mittel in Strohmann-Programme investiert haben. Diese hätten auch Schwarzgeldkassen mit rechtsgerichtetem Hintergrund umfasst. Die Summe sei jedoch vergleichsweise gering gewesen.

Bankman-Fried wollte Kontrolle über FTX wiedererlangen

Auch an anderer Stelle fanden sich Ideen, die Bankman-Fried angedacht hatte, um zu Geld zu kommen. Dazu wollte er irgendeine „x-beliebige Unterstützergruppe auftun“ und nannte die als rechtsextrem geltende „Alt-Right“ als mögliches Zielpublikum.

Bankman-Fried wollte nach der Insolvenz den Zugriff auf FTX wiedererlangen, indem er das Narrativ verbreitete, die Insolvenzverwalter – im Regelfall Anwälte – hätten von deren Konzept keine Ahnung. Wie in seiner Liste vermerkt, behauptete er, es wäre ihm möglich, die Kunden zu entschädigen, würden diese mit ihm zusammenarbeiten. Dies hatten auch seine Anwälte als Argument für eine geringe Strafe angeführt.

Die Staatsanwaltschaft zweifelt an der Darstellung. Anders als Bankman-Fried es darstelle, würden Besitzer von Bitcoin auf der FTX-Plattform nicht von dessen Anstieg profitieren. Sie würden lediglich einen Bruchteil des Dollarbetrages erhalten, den dieser im November 2022 aufgewiesen hätte.

Bereits jetzt zeichne sich ab, dass nur ein kleiner Teil der Forderungen der Gläubiger aus der Insolvenzmasse befriedigt werden könnte.



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