Nach dem Tod eines Studenten: Hongkonger demonstrieren
Der tödliche Sturz eines Studenten von einem Parkhaus hat in Hongkong erneut Proteste ausgelöst. Hunderte Menschen schlossen sich heute einem spontanen Protestmarsch gegen Polizeigewalt an.
Auch an anderen Orten in der Stadt kam es zu Kundgebungen und Mahnwachen. Obwohl nicht geklärt ist, warum der 22-jährige Student in den Tod stürzte, machten die Demonstranten die Polizei verantwortlich.
Wie die Hongkonger Krankenhaus-Behörde mitteilte, starb der 22-Jährige am Freitag an seinen schweren Verletzungen. Wie lokale Medien berichteten, war der Informatik-Student am Montag am Rande von Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten von einem Parkhaus gestürzt. In einigen Berichten hieß es, dass der Student vor Beamten flüchten wollte. Er wurde mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert, in dem er bis Freitag im Koma lag.
Seit dem 9. Juni demonstrieren die Hongkonger gegen die eigene Regierung. Sie kritisieren einen wachsenden Einfluss der Pekinger Führung auf die ehemalige britische Kronkolonie. Immer wieder kommt es dabei zu schweren Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten.
Wie die Polizei mitteilte, wurde der Student etwa 120 Meter von einer Stelle entfernt gefunden, an der die Beamten Tränengas eingesetzt hatten. Die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ berichtete, dass der Student von der dritten in die zweite Etage des Parkhauses gestürzt war.
In den seit fünf Monaten anhaltenden Proteste feuerte die Polizei mehrfach mit scharfer Munition, wodurch mindestens zwei Demonstranten verletzt wurden. Todesopfer im direkten Zusammenhang mit den Zusammenstößen gab es bislang jedoch nicht.
Schon in den vergangenen Tagen hatten Studenten und Mitglieder der Protestbewegung mit Wut und Entsetzen auf das Unglück reagiert. Nach dem am Freitag verkündeten Tod des jungen Mannes wurde damit gerechnet, dass dies am Wochenende zu einer neuen Protestwelle führen dürfte.
Einige Demonstranten am Freitag forderten „Rache“ und nannten die Polizisten der Stadt „Mörder“. Andere trugen weiße Rosen als Zeichen der Trauer.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom als eigenes Territorium regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten. (dpa)
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