Nach Angriff auf Netanjahus Flugzeug: Israel geht gegen Huthis im Jemen vor

Am Wochenende ging Israels Armee an mehreren Fronten gegen vom Iran gesteuerte Proxy-Milizen vor. Unter anderem gab es Angriffe auf Ölhäfen der Huthis im Jemen. Immer noch ist offen, wie der Iran auf die Ausschaltung der Hisbollah-Führung reagieren wird.
Im Libanon könnten nach Angaben des geschäftsführenden Ministerpräsidenten bis zu einer Million Menschen vertrieben werden.
Im Libanon könnten nach Angaben des geschäftsführenden Ministerpräsidenten bis zu einer Million Menschen vertrieben werden.Foto: Sylvain Rostaing/Le Pictorium via ZUMA Press/dpa
Von 30. September 2024

Am Sonntag, 29. September, hat Israels Luftwaffe Ziele der vom Iran gesteuerten Huthi-Milizen im Westen des Jemen angegriffen. Von diesen aus sollen zuvor mehrere ballistische Raketen auf Israel abgeschossen worden sein. Am Samstag waren dabei mehrere Menschen verletzt worden. Der Terrormiliz zufolge sollte das Flugzeug des Premierministers Benjamin Netanjahu das Ziel des Angriffs gewesen sein. Dieser war nach seinem Besuch bei der UNO in New York auf dem Ben Gurion Flughafen in Tel Aviv gelandet.

Israel fliegt Angriffe auf Ölhäfen der Huthis

Der Gesundheitsbehörde der Huthis zufolge kamen vier Menschen bei den Angriffen ums Leben, 29 wurden verletzt. Die Offensive war umfangreicher als im vergangenen Juli. Damals war Israel gegen Ziele in Hodeidah-Hafen vorgegangen, nachdem eine von dort gestartete Drohne Tel Aviv angegriffen und einen Mann in dessen Apartment getötet hatte. Neben Hodeidah war einer Erklärung der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) zufolge diesmal auch der Hafen Ras Isa ein Angriffsziel.

Israels Luftwaffe bleibt an mehreren Fronten im Einsatz. So flog sie am Wochenende auch weiterhin Einsätze im Libanon, in Gaza und Berichten zufolge auch in Syrien. In all diesen Gebieten sind Terrorgruppen aktiv, die vom Iran mit Waffen und Logistik versorgt werden und eine Gefahr für die Sicherheit des jüdischen Staates darstellen.

Die IDF teilte mit, dass man Ölhäfen im Visier hatte. Über diese verschiffe das Huthi-Regime nicht nur Versorgungsgüter, sondern auch iranische Waffen in die gesamte Region. Die Angriffe sollen Unterbrechungen in der Stromversorgung der Hafenstadt nach sich gezogen haben.

Gallant: „Wir treffen unsere Feinde auch in weiter Entfernung“

Israels Verteidigungsminister Joaw Galant erklärte zu dem über eine Distanz von 1.800 Kilometern geführten Angriff, man wolle damit auch eine Botschaft aussenden: „Kein Ort ist für uns zu weit entfernt“, um gegen Bedrohungen für israelische Bürger vorzugehen.
Generalstabschef Generalleutnant Herzi Halevi betonte:

„Wir wissen, wie man weit entfernte Ziele erreicht, wir wissen, wie wir sogar noch weiter entfernte Ziele erreichen, und wir wissen, wie man sie präzise trifft.“

Im Laufe der vergangenen elf Monate hatte das Huthi-Regime mehr als 220 ballistische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf Israel abgefeuert. Die meisten davon waren auf die südisraelische Stadt Eilat gerichtet. Zudem griff die Terrormiliz internationale Handelsschiffe im Roten Meer an.

Mehrfrontenkrieg ist für Kabinett in Jerusalem mittlerweile Realität

Ähnlich wie die ebenfalls vom Iran gesteuerte libanesische Hisbollah begründen die Huthis ihre Angriffe mit der „Solidarität mit Palästina“. Seit dem Massaker der terroristischen Hamas an mehr als 1.200 Menschen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober führt die Regierung in Jerusalem eine Anti-Terror-Offensive in Gaza.

Die nach Angaben der von der Hamas geführten Behörden zufolge fünfstellige Zahl an zivilen Todesopfern rief Kritik aus mehreren Ländern an der Operation hervor. Die Regierung in Jerusalem wirft der Terrororganisation vor, durch fehlenden Zivilschutz und die militärische Nutzung ziviler Einrichtungen die Zahl der Opfer gezielt in die Höhe zu treiben.

Zuletzt gelang es den israelischen Streitkräften, den Führer der Hisbollah, Hassan Nasrallah, und die gesamte Kommandoetage der Organisation mit gezielten Militärschlägen auszuschalten.

Regierungskoalition in Israel nach Rückkehr von Gideon Sa’ar gestärkt

Die jüngsten Eskalationen von Kampfhandlungen haben in Israel selbst zu einem Zusammenrücken zuvor zerstrittener politischer Kräfte geführt. Eine Woche nach seiner Ablehnung des Angebots, das Verteidigungsministerium von Joaw Galant zu übernehmen, kündigte der Chef der Partei „Neue Hoffnung“, Gideon Sa’ar, seine Rückkehr in die Regierung an.

Wie die „Times of Israel“ berichtet, erklärte Premierminister Benjamin Netanjahu am Sonntag in einer gemeinsamen Pressekonferenz:
„Ich bin sehr erfreut über die Tatsache, dass Gideon Sa’ar mein Angebot angenommen und sich bereit erklärt hat, in die Regierung einzutreten. Dieser Schritt trägt zur Einigkeit in unseren Reihen bei und zur Einigkeit gegenüber unseren Feinden.“

Sa’ar erklärte, „in schwierigen und herausfordernden Zeiten“ sei sein Schritt der „patriotische und richtige“. Es sei wichtig, „Israel zu stärken, seine Regierung, seine Einheit und sein Zusammenwirken“. Mit Sa’ar und seiner Partei verfügt die Regierung Netanjahu über 68 von 120 Sitzen in der Knesset. Damit ist sie nicht mehr von den sechs Stimmen der ultrarechten Partei „Otzma Jehudit“ abhängig, die zuletzt häufig gedroht hatte, die Regierung scheitern zu lassen.

Uneinigkeit über mögliche Reaktionen im Iran

Unterdessen scheint innerhalb des iranischen Regimes Uneinigkeit über mögliche Reaktionen auf die Ausschaltung der Hisbollah-Führung zu herrschen. Dies geht aus Gesprächen zwischen Quellen aus den sogenannten Revolutionsgarden und der „New York Times“ hervor.

Wie das Blatt schreibt, hat der Schlag gegen Nasrallah dort Bedenken ausgelöst, Israel könne sogar den geistlichen Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, ins Visier nehmen. Dieser sei an einen sicheren Ort gebracht worden. Von dort aus hatte er dem jüdischen Staat Rache für die Hisbollah-Führung angedroht.

Während Hardliner fordern, nicht vor einem vollumfänglichen Krieg gegen Israel zurückzuschrecken, warnen moderatere Kräfte vor einer Eskalation. In einem solchen Fall wäre mit Schlägen Israels gegen die iranische Infrastruktur zu rechnen, die schwere Schäden für die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Landes bedeuten könnten. Innerhalb des Obersten Nationalen Sicherheitsrats gebe es derzeit erhebliche Meinungsverschiedenheiten.

Präsident Massud Peseschkian soll von direkten Angriffen gegen Israel abraten. Man würde damit „in eine Falle“ tappen, da die Regierung Netanjahu „einen regionalen Krieg anzetteln“ wolle. Beobachter gehen davon aus, dass der Iran nun versuchen wird, die Kommandostruktur der Hisbollah neu aufzubauen und die Aufrüstung der Proxys zu intensivieren.



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