Nach 22 Jahren: Sind die USA auf den nächsten Großangriff vorbereitet?
Als sich vor 22 Jahren die schwersten Terroranschläge auf amerikanischem Boden ereigneten, brach die Kommunikation zusammen. Mobilfunkmasten wurden ebenso zerstört wie die Vermittlungsstellen des Festnetzes. Die Menschen bildeten lange Schlangen vor den Telefonzellen in New York City, in der Hoffnung, ihre Angehörigen zu erreichen.
Heute ist die amerikanische Infrastruktur robust genug, um Angriffen wie dem vom 11. September zu widerstehen, aber es gibt neue Schwachstellen.
„Stellen Sie sich vor, was passieren könnte, wenn die Kommunistische Partei Chinas (KPC) unser Stromnetz hackt“, fragte die Vorsitzende des Energie- und Handelsausschusses des Repräsentantenhauses, die Republikanerin Cathy McMorris Rodgers, bei einer Anhörung im Juli.
Die Kongressabgeordnete bezog sich dabei auf einen früheren Bericht des Office of the Director of National Intelligence (DNI: Direktor der Nationalen Nachrichtendienste (PDF), in dem China als „mit ziemlicher Sicherheit in der Lage“ bezeichnet wurde, Cyberangriffe durchzuführen und damit kritische Infrastrukturdienste in den USA stören zu können.
„Sie könnten die Stromversorgung zu wichtigen nationalen Sicherheitseinrichtungen wie Militärstützpunkten unterbrechen, Krankenhäuser von der Stromversorgung abschneiden, großflächige Stromausfälle verursachen und verhindern, dass wichtige Energieressourcen zu den Menschen gelangen, die sie am dringendsten benötigen“, fügte Rodgers hinzu.
Die Anhörung fand nur eine Woche nach dem Einbruch chinesischer Hacker in die E-Mail-Konten einer Gruppe hochrangiger US-Beamter statt. Betroffen war auch Handelsministerin Gina Raimondo. Deren Ministerium hatte zuvor durch eine Reihe von Exportkontrollen den Zugang der KPC zu fortschrittlicher Halbleiterausrüstung und -technologie eingeschränkt. Diese ist ein wichtiger Schlüssel für Chinas kommunistischen Führer Xi Jinping, der nach globaler Vorherrschaft strebt.
Kriege im Weltraum und auf der Erde
Der Angriff vom 11. September 2001 war ein Beispiel unkonventioneller Kriegsführung. Zuvor versuchten die USA, sich gegen eine Invasion von außen zu schützen. Etwa mit einer Bombe oder einer Atomrakete, so Antonio Graceffo, China-Analyst und Gastautor der Epoch Times. Der 11. September hat gezeigt, dass tödliche Bedrohungen auch von innen kommen könnten.
Cyberangriffe, künstliche Intelligenz und andere Mittel könnten „allgemeines Chaos und Verwüstung in den Vereinigten Staaten anrichten“ und neue Verteidigungsfronten eröffnen. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine habe der Welt aber gezeigt, dass die Gefahr eines konventionellen Krieges noch nicht gebannt sei.
„Die Leute dachten immer, wenn wir einmal Kriege im Weltraum führen, wird es keine Kriege mehr auf der Erde geben“, sagte Graceffo der Epoch Times. „Nun, nein, es wird beides geben und wir müssen auf beides vorbereitet sein. Und das ist unglaublich teuer.“
Unmittelbar nach dem 11. September 2001 begannen die Vereinigten Staaten einen „globalen Krieg gegen den Terror“ (GWOT: Global War On Terror), der zwei Kriege in Afghanistan und im Irak umfasste. Präsident Barack Obama hat die Bezeichnung GWOT im Mai 2013 offiziell zurückgezogen. Der Irakkrieg endete im Oktober 2011, und das US-Militär schloss seinen Rückzug aus Afghanistan im August 2021 ab.
Während sich die USA auf den islamischen Extremismus konzentrierten, habe sich Russland erholt und China sei aufgestiegen.
Graceffo sagte, dass die Vereinigten Staaten aus sicherheitspolitischer Sicht „abgelenkt“ seien und fügte hinzu, dass sie drei Bereiche im Auge behalten müssten: China und Russland, den islamischen Extremismus sowie den Iran und Nordkorea.
Chinas Abschwung könnte noch gefährlicher werden
„Die Regime in China und Russland sind zweifellos terroristisch. Sie sind zwar wirtschaftlich viel mächtiger und besitzen Massenvernichtungswaffen. Zudem verfolgen sie weiterreichende Ziele der territorialen Expansion, die zu globaler Hegemonie führen“, sagte Anders Corr gegenüber The Epoch Times. Er ist Direktor von Corr Analytics und Herausgeber des „Journal of Political Risk“. Corr ist ebenfalls Gastautor bei The Epoch Times.
Dass die KPC angesichts des wirtschaftlichen Abschwungs in China auf globale geopolitische Aggressionen zurückgreifen könnte, ist eine weitverbreitete Sorge. Sie könnte damit versuchen, eine innenpolitische Krise abzufangen und Wohlstand als Legitimation ihrer Herrschaft durch Nationalismus zu ersetzen.
Die strukturellen Probleme der chinesischen Wirtschaft standen im Mittelpunkt des Interesses, nachdem sich die Wirtschaft seit dem Ende von Xi Jinpings Null-COVID-Politik im Dezember nur mäßig erholt hatte. Das Verbrauchervertrauen ist eingebrochen, da sich die beiden Wachstumsmotoren – der Immobilien- und der Exportsektor – stark verlangsamt haben.
Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen ist mit 4,9 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal dieses Jahres auf den niedrigsten Stand seit 26 Jahren gefallen. Demgegenüber steht ein Allzeithoch von 334 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Die Razzien der chinesischen Behörden bei amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sind nicht gerade hilfreich. Darüber hinaus hat ein neues chinesisches Gesetz zur Bekämpfung von Spionage multinationale Unternehmen alarmiert, von denen sich einige, darunter Sequoia Capital, von ihrem China-Geschäft getrennt haben.
Niedrigere Investitionsrenditen in China, kombiniert mit viel höheren Zinssätzen in den USA, haben das Risiko, sich mit der KP Chinas einzulassen, während man in China Geschäfte macht, immer ungerechtfertigter gemacht, sagte der chinesische Wirtschaftsexperte Christopher Balding gegenüber The Epoch Times.
Seit April hat China durchweg schlechtere Wirtschaftsdaten als erwartet vorgelegt und Peking hat im August die Meldung der Jugendarbeitslosenquote eingestellt.
Xi hat das chinesische Volk zu „historischer Geduld“ aufgerufen. KP-Funktionäre drängen Chinas Jugend, deren Arbeitslosenquote zurzeit bei über 20 Prozent liegt, „das Opfer zu suchen“ oder sich durch Härte zu mäßigen. Solche Appelle dürften bei den chinesischen Haushalten auf wenig Gegenliebe stoßen.
Höhere Militärausgaben
Chinas Problem mit dem verschuldeten Immobiliensektor und den Kommunalverwaltungen besteht seit mindestens einem Jahrzehnt. Dennoch habe die kommunistische Regierung die westlichen Ratschläge, ihr Wachstum auf den Konsum zu verlagern, nicht befolgt. Dies könnte strukturelle Veränderungen mit sich bringen, die ihre Machterhaltung schwächen würden, schreiben führende Vertreter der Long Term Strategy Group, einer in Washington ansässigen Verteidigungsberatungsfirma. Die Autoren argumentieren, dass die KPC das wirtschaftliche Problem stattdessen durch Investitionen in ihr Militär zu lösen versuche.
Amerikas Militärausgaben im Verhältnis zum BIP sind sehr niedrig. Sie liegen nach Angaben der Weltbank nur 0,4 Prozent über dem historischen Tiefstand von 3,1 Prozent vor dem 11. September 2001.
Laut Weltbank lagen Chinas Militärausgaben in den vergangenen 20 Jahren konstant unter 2 Prozent des chinesischen BIP. Die Long Term Strategy Group geht aber davon aus, dass das Ausgabenniveau und Chinas militärische Entwicklung nicht miteinander vereinbar seien.
„Wir schätzen, dass Chinas Militärausgaben zwischen 2015 und 2019 real fast doppelt so schnell gewachsen sind wie Chinas offizielles BIP“, schreiben die Leiter der Gruppe.
Corr plädiert für stärkere Allianzen zwischen den Demokratien, um die Bedrohung „umfassend durch diplomatische, wirtschaftliche und militärische Maßnahmen“ zu bekämpfen.
„Russland und China sollten vom Welthandel abgeschnitten werden, um ihre Wirtschaft auszuhungern“, sagte er. Das hätte eine Senkung der Steuereinnahmen zur Folge und würde so die Ausweitung ihrer militärischen Macht einschränken. Ihm zufolge sollten die G-7-Länder die Führung in einer solchen globalen Kampagne übernehmen. Zudem sollten die Demokratien über die „neuesten und stärksten Waffen“ verfügen, die „eine unabhängige nukleare Abschreckung für Taiwan und die Ukraine“ einschließen.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „22 Years On, Is the US Ready for a Next Big Attack?“ (deutsche Bearbeitung jw)
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