Myanmars Junta demonstriert mit Militärparade Stärke – viele Tote bei Protesten
Nach seiner gewaltsamen Machtübernahme hat Myanmars Militär mit einer großen Parade am Samstag seine Stärke demonstriert. Soldaten mit Fackeln und Flaggen marschierten am Samstag, dem Tag der Armee in Myanmar, flankiert von Militärfahrzeugen durch die Hauptstadt Naypyidaw. Der Chef der Militärjunta, General Min Aung Hlaing, verteidigte erneut den Militärputsch vom 1. Februar und sicherte zu, nach Neuwahlen die Macht an eine neue Regierung abzugeben.
Zugleich richtete der General eine Warnung an die Junta-Gegner. „Terrorismus, der schädlich für die Ruhe und Sicherheit des Staates sein kann“, sei nicht hinnehmbar, sagte er. „Die Demokratie, die wir uns wünschen, wäre eine undisziplinierte, wenn wir sie nicht respektieren und das Gesetz brechen.“
Seit dem Militärputsch sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal vorgeht. Mehr als 2600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, mehr als 280 Menschen wurden nach Angaben myanmarischer Menschenrechtsaktivisten getötet. Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zum demokratischen Prozess.
Mit dem Tag der Armee erinnert Myanmar an den Beginn des Widerstands gegen die japanische Besatzung. Normalerweise nehmen an der Militärparade aus diesem Anlass auch ausländische Regierungsvertreter teil. Die Militärjunta wird aber von vielen Staaten nicht anerkannt, sodass am Samstag nur acht ausländische Delegationen teilnehmen, darunter Vertreter von China und Russland.
Die Protestbewegung hatte aus Anlass der Parade zu neuen Demonstrationen gegen den Putsch aufgerufen. Beobachter befürchten eine Eskalation der Konfrontation zwischen dem Militär und seinen Gegnern.
Schüsse auf Demonstranten
In der Stadt Lashio im Shan-Staat an der Grenze zu Thailand und China eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf demonstrierende Studenten und töteten nach Angaben eines Sanitäters mindestens drei junge Menschen. Sein Team habe die Toten wegen der vielen Schüsse nicht bergen können, berichtete er. „Die Armee und die Polizei kamen einfach und schossen ohne Vorwarnung los“, sagte der örtliche Journalist Mai Kaung Saing.
Viele Opfer gab es auch in der Wirtschaftsmetropole Yangon, die sich in den vergangenen Wochen zum Brennpunkt der Proteste entwickelte. Gegen Mitternacht eröffneten dort Polizisten das Feuer auf eine Gruppe Menschen, die vor einer Wache die Freilassung inhaftierter Freunde forderten. Sie erschossen mindestens fünf Menschen, wie Augenzeugen berichteten. Erst gegen vier Uhr morgens kehrte demnach wieder Ruhe ein. Stunden später waren Rauchschwaden über der Stadt zu sehen.
Nördlich von Yangon endete eine Kundgebung vor dem berüchtigten Insein-Gefängnis noch vor dem Morgengrauen in Chaos und Panik, als Soldaten auch dort gezielt auf Demonstranten schossen. Mindestens ein Demonstrant wurde getötet. Dabei handelte es sich um einen 21-jährigen Polizisten, der sich der Protestbewegung angeschlossen hatte. Er sei zu Hause seinen Schusswunden erlegen, sagte sein Vater zu AFP und fügte hinzu, er trauere um seinen Sohn, sei aber gleichzeitig auch stolz auf ihn.
„Dieser 76. Tag der Armee wird als ein Tag des Terrors und der Unehre in Erinnerung bleiben“, erklärte die Delegation der Europäischen Union in Yangon in den Online-Netzwerken. Auch die Vertretungen Großbritanniens und der USA verurteilten „die Tötung unbewaffneter Zivilisten“. (afp)
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