Ermittlungen und Verdachtsmomente: Der Fall Anis Amri im Tages-Überblick
Neun Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche ist ein mutmaßlicher Kontaktmann des Terrorverdächtigen Anis Amri festgenommen worden. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 40-jährigen Tunesier aus Berlin, wie die Bundesanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Mehrere Medien berichteten unterdessen, ein automatisches Lkw-Bremssystem habe die tödliche Fahrt des Attentäters gestoppt.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft durchsuchten Ermittler des Bundeskriminalamts Wohn- und Geschäftsräume des mutmaßlichen Kontaktmanns in Berlin, laut einem Medienbericht am Mittwochmorgen im Stadtteil Tempelhof. Die Nummer des Festgenommenen sei in Amris Mobiltelefon gespeichert gewesen, erklärte die Bundesanwaltschaft.
Ermittlungen und Verdachtsmomente
Die Ermittlungen deuteten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte. Inwieweit sich der Verdacht erhärten lasse, bleibe abzuwarten. Bis Donnerstag werde geprüft, ob ein Haftbefehl beantragt werde, hieß es.
Focus Online berichtete unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise, Amri habe noch zehn Minuten vor dem Anschlag über sein Handy Sprachnachrichten und Fotos verschickt. Demnach könnten weitere Islamisten in Berlin und im Ruhrgebiet in die Attentatspläne eingeweiht gewesen sein.
Amri soll bei dem Anschlag mit einem Lastwagen am 19. Dezember zwölf Menschen getötet haben. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich.
Medienberichten zufolge verhinderte offenbar ein automatisches Lkw-Bremssystem, dass der Attentäter noch mehr Menschen tötete. Wie „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR unter Berufung auf Ermittler meldeten, kam der Lastwagen nur deshalb nach 70 bis 80 Metern zum Stehen, weil die Zugmaschine mit einem solchen System ausgerüstet war. Dieses reagiere auf einen Aufprall und betätige dann automatisch die Bremsen.
Zunächst war spekuliert worden, der polnische Lastwagenfahrer könne dem Attentäter ins Lenkrad gegriffen und damit Schlimmeres verhindert haben. Offenbar wurde der Pole jedoch schon einige Zeit vor dem Anschlag durch einen Kopfschuss verletzt und war nicht mehr handlungsfähig.
Amris Werdegang in Deutschland
Wie „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR weiter berichteten, beschäftigte sich das Gemeinsame Terrorismus-Abwehrzentrum (GTAZ) zwischen Februar und November dieses Jahres mindestens siebenmal mit Amri. Interne Behördenunterlagen, die nur fünf Tage vor dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt entstanden, beschreiben demnach seinen Werdegang in Deutschland.
Demnach habe der Tunesier im Internet Anleitungen zum Bau von Rohrbomben und zur Herstellung von Sprengstoff gesucht. Zudem habe er offenbar schon im Februar Kontakt zur IS-Miliz gesucht und sich als Selbstmordattentäter angeboten. Mindestens zweimal sei im GTAZ die Frage diskutiert worden, ob Amri einen Anschlag in Deutschland plane. Beide Male sei dies als unwahrscheinlich eingestuft worden.
Eine lange Reise …
Amri wurde in der Nacht zum 23. Dezember bei einer Polizeikontrolle in Mailand erschossen. Seine Flucht führte ihn offenbar auch durch die Niederlande: Der Tunesier sei in der Nacht zum 22. Dezember von der niederländischen Stadt Nimwegen mit einem Fernbus ins ostfranzösische Lyon gefahren, verlautete aus französischen Ermittlerkreisen.
Ein Sprecher der niederländischen Staatsanwaltschaft erklärte, Amri sei „sehr wahrscheinlich“ auf Videoaufnahmen zu sehen, die ihn am 21. Dezember in Nimwegen zeigten. Die Stadt liegt nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Wie Amri von Berlin aus dorthin gelangte, ist noch unklar. Von Lyon aus fuhr der 24-Jährige später mit dem Zug in die französische Alpenstadt Chambéry und dann nach Italien.
In Deutschland verstärkte der Anschlag von Berlin indes den Wunsch nach mehr Abschottung. Laut einer Umfrage des Insa-Instituts für die „Bild“-Zeitung vom Donnerstag stieg die Zahl derjenigen, die sich eine Obergrenze für die Aufnahme von Asylsuchenden in Deutschland wünschen, auf 67 Prozent. Vor dem Anschlag waren es demnach 63 Prozent gewesen. (afp)
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