Mitglieder der bosnischen Präsidentschaft werfen Lawrow „Respektlosigkeit“ vor
Teile der Präsidentschaft von Bosnien-Herzegowina haben ein Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow ausgeschlagen, der den Balkanstaat anlässlich der Beendigung des Bosnien-Kriegs im Jahr 1995 besuchte. Bosniens kroatische und muslimische Präsidentschaftsmitglieder warfen Lawrow am Dienstag „Respektlosigkeit“ vor. Der Außenminister hatte am Montag den serbischen Präsidenten des Landes, Milorad Dodik, getroffen, woraufhin die anderen Staatsvertreter dem geplanten Treffen am Folgetag fernblieben.
„Leider zeigte Lawrow eine Respektlosigkeit gegenüber den Institutionen und dem Verfassungssystem von Bosnien-Herzegowina“, sagte Zeljko Komsic, das kroatische Mitglied der Präsidentschaft, auf einer Pressekonferenz. Lawrow wurde am Dienstag deshalb nur von Dodik empfangen, dem derzeitigen Vorsitzenden des Präsidentschaftsgremiums.
Bosnien-Herzegowina setzt sich zusammen aus der serbischen Teilrepublik Srpska und der muslimisch-kroatischen Föderation Bosnien und Herzegowina. Alle drei Teile sind in der Präsidentschaft des Staates vertreten, der Vorsitz rotiert.
Komsic sagte, er sei vor allem durch das Fehlen einer bosnischen Flagge während des Treffens mit Dodik beleidigt worden. Auf dieser sei nur die Flagge der Republik Srpska zu sehen gewesen. Dieser Schritt zeige „Verachtung und Verweigerung gegenüber den Institutionen des Landes, das Lawrow offiziell besucht“.
Die ungewöhnlich scharfe Reaktion spiegelt eine wachsende Kluft innerhalb der beiden politischen Teile des Balkanstaates wider: die serbische Region gilt als pro-russisch, während die muslimisch-kroatische Föderation auf eine Nato-Mitgliedschaft drängt. Alle Teile Bosnien-Herzegowinas streben jedoch eine Mitgliedschaft in der EU an. „Wir können keine Geisel irgendwelcher Spiele Russlands sein, was die Beziehungen zu EU- und Nato-Ländern betrifft“, betonte Komsic.
Lawrow besuchte Bosnien anlässlich der Beendigung des Bosnien-Kriegs im Jahr 1995 und dem vor 25 Jahren unterzeichneten Friedensabkommen von Dayton. Der Friedensvertrag hatte 1995 den drei Jahre zuvor begonnenen Bosnien-Krieg beendet, in dessen Verlauf etwa 100.000 Menschen getötet worden waren.
Die Hälfte der 3,5 Millionen Einwohner Bosnien-Herzegowinas sind Muslime, rund 30 Prozent sind ethnische Serben. Die mehrheitlich katholischen Kroaten machen 15 Prozent der Bevölkerung aus. (afp)
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