„Mit Skianzug ins Freibad“: Handelsverband in Österreich gegen Testpflicht beim Shoppen
Wie die in Wien erscheinende Zeitung „Heute“ berichtet, ist in einem Begutachtungsentwurf zum Covid-19-Maßnahmengesetz in Österreich vorgesehen, dass ein sogenannter „Nachweis über eine lediglich geringe epidemiologische Gefahr“ für Personen verordnet werden könnte, die als Kunden eine Betriebsstätte betreten wollen.
In der Praxis würde dies einer Testpflicht gleichkommen für alle, die in einem Ladengeschäft einkaufen wollen. Ausgenommen wären nur Supermärkte.
Bei Dienstleistern bereits jetzt in Kraft
Für Einzelhändler und Dienstleister, die bis dato ihre Geschäfte und Betriebsstätten Lockdown-bedingt geschlossen halten müssen, wäre diese Maßnahme als Erleichterung gedacht: Sie könnten wieder öffnen und Kunden empfangen, sofern diese ihre Corona-Immunisierung nachgewiesen hätten. Bei bestimmten Dienstleistern wie Frisören oder Fußpflegern besteht diese Verpflichtung jetzt schon.
Eine Dauerlösung sieht man aufseiten der Betroffenen darin jedoch nicht. Im Gegenteil: Viele befürchten, dass eine solche Maßnahme ihnen längerfristig sogar schaden könnte.
Testpflicht würde „zwei Drittel der Umsätze kosten“
In der „Kleinen Zeitung“ läuft Rainer Will, der Vorsitzende des österreichischen Handelsverbandes, gegen die Überlegung Sturm. Zumindest im Non-Food-Bereich, also etwa bei Elektronik- oder Sportgeschäften, würden Zutrittstests einer „ultimativen Bestrafung“ gleichkommen.
Eine Testpflicht, die „wissenschaftlich nicht haltbar“ sei, so Will unter Verweis auf jüngste Clusteranalysen der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES), würde den Handel „zwei Drittel der Umsätze“ kosten.
Die Analysen, so betont der Handelsverband, ließen deutlich erkennen, dass die meisten Infektionen nicht beim Einkaufen stattfänden, sondern im Haushalt und in der Freizeit.
Keine weiteren Lockerungen in Österreich bis Sommer
Eintrittstests im Handel wären, erklärt Will weiter, „so, als würde man mit dem Skianzug ins Freibad gehen“. Der Abschreckungseffekt für die Kunden wäre möglicherweise so groß, dass sich ein Öffnen der Geschäfte gar nicht lohnen würde.
Der Handelsverband rechnet vor, dass während der bisherigen drei Lockdowns in Österreich Umsatzverluste für den Handel im Umfang von fast einer Milliarde Euro pro Woche entstanden seien. Seit Beginn der Krise mussten, so die „Kleine Zeitung“, 22.500 österreichische Geschäfte bis zu 90 Einkaufstage geschlossen halten.
Am Montagabend (22.3.) konnten sich Bund und Länder in Österreich auf keine weiteren Öffnungen vor Ostern einigen. Stattdessen sind in einigen stark von Corona betroffenen Gebieten sogar teilweise Verschärfungen geplant. Ein eigener Krisengipfel soll dabei insbesondere das weitere Vorgehen in Ostösterreich behandeln.
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