Jüngste Kämpfe in Libyen forderten mindestens 21 Todesopfer

Seit Beginn der Offensive des abtrünnigen libyschen Generals Chalifa Haftar auf die Hauptstadt Tripolis sind nach Angaben der Regierung mindestens 21 Menschen getötet worden. Der Kampf um Tripolis war am Sonntag weiter eskaliert.
Titelbild
Loyale Streitkräfte der von den Vereinten Nationen unterstützten Einheitsregierung Libyens trafen am 6. April 2019 von ihrem Standort in Misrata aus in Tajura, einem Küstenvorort der libyschen Hauptstadt Tripolis, ein.Foto: MAHMUD TURKIA/AFP/Getty Images
Epoch Times7. April 2019

Der militärische Konflikt um die libysche Hauptstadt Tripolis ist am Sonntag eskaliert. Während Kämpfer des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar nach eigenen Angaben erstmals Vororte von Tripolis aus der Luft angriffen, starteten regierungstreue Truppen eine Gegenoffensive. Nach Regierungsangaben wurden seit Beginn von Haftars Offensive mindestens 21 Menschen getötet. Die Vereinten Nationen forderten eine Waffenruhe, um Verletzte und Zivilisten in Sicherheit zu bringen.

Haftars Libysche Nationale Armee (LNA) rückt seit Donnerstag auf die Hauptstadt vor, in der die Einheitsregierung von Ministerpräsident Fajes al-Sarradsch ihren Sitz hat. Daraufhin starteten die Regierungstruppen eine Gegenoffensive unter dem Titel „Vulkan der Wut“. Ziel sei es, alle Städte von „unrechtmäßigen Kämpfern“ zu befreien, sagte ihr Sprecher Mohammed Gnunu.

Bereits am Samstag waren Haftars Einheiten etwa 50 Kilometer südlich der Hauptstadt aus der Luft angegriffen worden. Das Flugzeug sei in der westlibyschen Stadt Misrata gestartet, erklärte die LNA.

Die Kämpfe um Tripolis waren nach einer nächtlichen Pause am Morgen wieder aufgeflammt. Das Gesundheitsministerium in Tripolis sprach von mindestens 21 Toten und 27 Verletzten seit Donnerstag, ließ dabei aber offen, ob unter den Toten auch Zivilisten waren. Der libysche Rote Halbmond hatte am Samstag von einem getöteten Arzt berichtet.

Die Vertretung der Vereinten Nationen in Libyen rief für Sonntagnachmittag zu einer zweistündigen Waffenrunde in den Kampfgebieten südlich der Stadt auf. Nur so könnten Rettungskräfte und der Rote Halbmond Verletzte und Zivilisten in Sicherheit bringen. Wegen der unsicheren Lage zog das US-Militär nach eigenen Angaben eine ungenannte Zahl von Soldaten aus Libyen ab. Die Sorge vor einem erneuten Bürgerkrieg wächst.

Ministerpräsident al-Sarradsch hatte Haftar vor einem „Krieg ohne Gewinner“ gewarnt und gesagt, aus zahlreichen Regionen würden zusätzliche Einheiten in der Hauptstadt zusammengezogen. Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie mindestens eine Miliz aus Misrata, die sogenannte Brigade 166, zur Verstärkung kam, um vor Tripolis an der Gegenoffensive gegen die LNA teilzunehmen. Auch kriegserprobte Kämpfer aus Sentan und aus Sawija, die bereits am Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi beteiligt waren, stießen hinzu.

Einwohner von Tripolis richteten sich auf einen längeren Kampf um die Stadt ein. An Tankstellen und Supermärkten bildeten sich Schlangen. „Wir müssen jetzt alles horten, was man braucht“, sagte eine Frau in einem Supermarkt in der Hauptstadt. „Man weiß ja nie, was geschieht.“

Seit der Militärintervention der Nato in Libyen und dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle.

Haftar unterstützt mit seinen Truppen eine Gegenregierung, die im Osten Libyens herrscht. Ihm war es in der Vergangenheit gelungen, mit einer Reihe erfolgreicher Militäreinsätze den Osten und große Teile des Südens Libyens unter seine Kontrolle zu bringen. Experten halten es aber für möglich, dass er sich nun mit der Offensive auf Tripolis übernimmt.

Trotz der Kämpfe will die UNO nach eigenen Angaben an einer für Mitte April geplanten Allparteienkonferenz festhalten. Zu ihr werden in der Stadt Ghadames mehr als hundert Delegierte erwartet, die Termine für Parlaments- und Präsidentschaftswahlen festlegen sollen.(afp)



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