5,3 Millionen Spanierinnen gehen für gleiche Rechte auf die Straße
Millionen Spanierinnen haben mit Protestaktionen anlässlich des Weltfrauentags auf Nachteile für ihr Geschlecht in Beruf und Gesellschaft aufmerksam gemacht.
Landesweit legten am Donnerstag 5,3 Millionen Menschen für zwei Stunden die Arbeit nieder und fanden sich zu Kundgebungen zusammen, wie die größten Gewerkschaften Spaniens, UGT und CCOO, mitteilten.
Fast 300 Züge fielen aus, Radio- und Fernsehsendungen mussten ohne weibliche Moderatoren auskommen.
Feministinnen riefen zu Aktionen auf
Die Mobilisierung in Madrid hatte bereits um Mitternacht begonnen: Im Zentrum der spanischen Hauptstadt schlugen Aktivisten lautstark auf Kochtöpfe. Tagsüber fuhren U-Bahnen in Madrid und Barcelona weniger regelmäßig als üblich. Feministische Organisationen hatten Frauen zudem aufgerufen, kein Geld auszugeben und keine Hausarbeiten zu erledigen.
Zehn kleine Gewerkschaften hatten zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Frauen, die Kranke oder Alte pflegen und deshalb nicht bei den Protesten mitmachen konnten, wollten Schürzen als symbolische Gesten an den Balkonen befestigen.
Die Hauptkundgebung wurde für Donnerstagabend erwartet. Die Initiatoren der Proteste wollen die Gleichstellung von Frauen und Männern insbesondere beim Gehalt unterstützen. Außerdem prangerten sie Gewalt und sexuelle Übergriffe gegen Frauen an.
An der Bewegung beteiligten sich prominente Schauspielerinnen des Landes, darunter Penélope Cruz und Rossy de Palma. Cruz sagte mehrere Veranstaltungen ab und erklärte, dass sich ihr Partner, der Hollywoodstar Javier Bardem, am Donnerstag um die Kinder kümmern werde.
Die Proteste schlugen sich auch in Medienunternehmen nieder. Im populären Radiosender Cadena Ser waren keine weiblichen Stimmen zu hören. Moderatorinnen von Vormittagssendungen im Fernsehen tauchten nicht vor der Kamera auf. Journalistinnen verließen die Redaktion der großen Tageszeitung „El País“.
Frauenrechte
Der Kampf für die Rechte der Frauen ist in Spanien ein prominentes Thema. So empfahl etwa der Europäische Rat das 2004 in Spanien verabschiedete Gesetz zu Gewalt gegen Frauen als Vorbild für die anderen Mitgliedsländer.
Frauen verdienen in Spanien 14,9 Prozent weniger als Männer. Der EU-Durchschnitt liegt nach Angaben des EU-Statistikamts Eurostat bei 16,2 Prozent.
Der Weltfrauentag diene dazu, eine Debatte anzustoßen und Probleme ins Bewusstsein zu heben, sagte der spanische Regierungschef Mariano Rajoy am Donnerstag vor Mitgliedern seiner konservativen Partei.
„Es gibt noch viele Dinge, die verändert werden müssen“, sagte Spaniens Vize-Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría bereits am Mittwoch. „Sogar als Vizeministerpräsidentin erlebt man unzumutbares sexistisches Verhalten“, fügte sie hinzu. (afp)
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