Millionen in Not: Jemen-Gespräche starten in Schweden
Tausende Tote und und Millionen Menschen in Not – mit dieser Hypothek nehmen die Kontrahenten des Bürgerkriegs im Jemen an diesem Donnerstag in Stockholm neue Friedensgespräche auf.
UN-Vermittler Martin Griffiths bestätigte am Vorabend über Twitter, dass dann der politische Prozess zwischen der international anerkannten Regierung und den schiitischen Huthi-Rebellen neu gestartet werden solle. In den vergangenen vier Jahren waren alle Bemühungen um eine Lösung des blutigen Konflikts gescheitert.
Entsprechend äußerte sich auch die jemenitische Menschenrechtsaktivistin Tawakkul Karman wenig optimistisch über ihre Erwartungen an die Unterredungen in Schwedens Hauptstadt. Sie erwarte keinen Durchbruch. „Ich gehe davon aus, dass die Konfliktparteien die Gespräche ohne eine umfassende Lösung für einen nachhaltigen Frieden beenden werden“, sagte die 39 Jahre alte Friedensnobelpreisträgerin der Deutschen Presse-Agentur. Für denkbar hält sie allenfalls Fortschritte wie einen Gefangenenaustausch.
Nach ihrer Meinung fehle es UN-Vermittler Martin Griffiths an einer umfassenden Vision für einen dauerhaften Frieden. Er schlage nur Teillösungen vor. „Jeder Friedensplan müsste einen sofortigen Waffenstillstand in allen Gebieten beinhalten, ansonsten ist er zum Scheitern verurteilt.“ Die Journalistin gehörte 2011 während der arabischen Aufstände zu den wichtigsten Aktivistinnen im Jemen. Für ihr Engagement erhielt sie im selben Jahr den Friedensnobelpreis. Andere Beobachter bewerten die Aussichten für die Gespräche wesentlich positiver als Karman.
Nach den Rebellen waren am Mittwoch auch die Vertreter der Regierung am Konferenzort Stockholm eingetroffen. Die UN bezeichnen die Situation im Jemen, das mehr als 28 Millionen Einwohner hat, als schwerste humanitäre Krise der Welt. In den vergangenen knapp vier Jahren starben in dem Konflikt nach UN-Angaben allein etwa 10 000 Zivilisten.
Im Jemen kämpfen die Huthis gegen die Regierung, die von einer saudisch geführten Koalition unterstützt wird. Das sunnitische Saudi-Arabien sieht in den Rebellen einen Verbündeten seines schiitischen Erzfeindes Iran. Das Bündnis hat mit seinen Luftangriffen maßgeblich zur Eskalation beigetragen. Die Infrastruktur ist infolge von Bombenangriffen und Gefechten teilweise zerstört, in einigen Regionen gibt es keine medizinische Versorgung. In den vergangenen Jahren scheiterte eine Reihe von Friedensgesprächen an den verhärteten Fronten der Konfliktparteien.
Die USA riefen in Hinblick auf die Konsultationen in Stockholm zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. „Die Menschen im Jemen haben viel zu lange gelitten“, teilte US-Außenamtssprecherin Heather Nauert am Dienstag (Ortszeit) mit. Die USA unterstützten den UN-Sondergesandten Martin Griffiths bei dessen Bemühungen.
In den vergangenen Wochen hatte es einige Maßnahmen gegeben: Erst am Montag waren 50 verletzte Rebellen „aus humanitären Gründen“ aus Sanaa ausgeflogen worden. Ihre Behandlung im benachbarten Oman war eine Bedingung der Huthis für die Teilnahme an Friedensgesprächen. Auch ein umfassender Gefangenenaustausch zwischen Regierung und Rebellen scheint bevorzustehen. Es wäre nach UN-Angaben die erste unterschriebene Vereinbarung zwischen den Konfliktparteien in dem fast vier Jahre andauernden Konflikt.
In Stockholm wird es Beobachtern zufolge auch erst einmal darum gehen, Vertrauen zwischen den Delegationen zu schaffen, nachdem diese jahrelang nicht mehr von Angesicht zu Angesicht miteinander geredet hatten. Ein Durchbruch in Stockholm ist Beobachtern zufolge zwar nicht außer Reichweite, gerechnet werden könne damit aber nicht. (dpa/so)
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