Militärchefs aus zwölf Ländern verurteilen Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar
Nach dem bislang blutigsten Tag der Proteste gegen die Militärherrschaft in Myanmar haben internationale Vertreter mit Entsetzen auf das brutale Vorgehen der Junta reagiert.
In einem ungewöhnlichen gemeinsamen Aufruf verurteilten die Militärchefs von einem Dutzend Ländern – darunter Deutschland – am Sonntag die Gewalt gegen Zivilisten. Die USA zeigten sich „entsetzt“ über das „Terrorregime“ der Generäle, nachdem am Samstag landesweit nach UN-Angaben mindestens 107 Menschen – darunter sieben Kinder – von Sicherheitskräften erschossen wurden.
Мьянма вчера. За день просто расстреляли на улицах 114 человек. Как куропаток.
Чтобы запугать и не допустить протестов.
А в это время на военном параде в столице важно присутствовал зам. Шойгу Александр Фомин.
Больше никто не приехал. pic.twitter.com/BE7FmKjgrX— Krychek (@Krychek5) March 28, 2021
„Ein professionelles Militär folgt internationalen Verhaltensstandards und ist verantwortlich für den Schutz – nicht die Verletzung – des Volkes, dem es dient“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung, an der sich auch Großbritannien, Italien, Griechenland, die Niederlande, Dänemark, Japan, Südkorea, Kanada, Australien und Neuseeland beteiligten.
Generalinspektor der Bundeswehr unterzeichnet Schreiben
Für Deutschland unterzeichnete der Generalinspektor der Bundeswehr, Eberhard Zorn, das Schreiben. Die Generalstabschefs forderten Myanmars Armee auf, „die Gewalt einzustellen und darauf hinzuwirken, den Respekt und die Glaubwürdigkeit bei Myanmars Volk wiederherzustellen, den sie durch ihre Handlungen verloren hat“.
Elf meiner Amtskollegen & ich fordern die Armee Myanmars auf, die Gewalt gegen die eigene Zivilbevölkerung einzustellen. Die Armee eines Landes dient immer dem Schutz – und nicht der Verletzung – des eigenen Volkes. ?? ?????????????????????? https://t.co/MrzhpLk1Kp
— General Eberhard Zorn (@BundeswehrGI) March 28, 2021
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) unterstützte den Aufruf auf Twitter und forderte ein Ende der militärischen Gewalt. „Die Bürger Myanmars haben das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit“, schrieb sie.
Maas: Nachrichten aus Myanmar „zutiefst schockierend“
Außenminister Heiko Maas (SPD) nannte die Nachrichten aus Myanmar „zutiefst schockierend“. Statt die Bevölkerung zu schützen, „hat das Militär friedliche Demonstranten und sogar Kinder getötet“, hieß es in einer Erklärung des Ministers am Sonntag.
Die Nachrichten aus #Myanmar sind zutiefst schockierend. Aufgabe von Sicherheitskräften ist es, die Bevölkerung zu schützen. Stattdessen hat das Militär friedliche Demonstranten und sogar Kinder getötet. Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Angehörigen der Opfer. (1/3)
— Heiko Maas ?? (@HeikoMaas) March 28, 2021
„Wir werden weiter mit unseren internationalen Partnern entschieden dafür eintreten, dass diese sinnlose Gewalt, die mit jedem Tag nur weiter ausufert, endet und Myanmar auf den Weg der Demokratie zurückkehren kann.“
Tw // death
Including Ma Zin Mar Aung,total 2 death in MyinGyan today. This man died from severe wounds at around 4:00PM. Our people are being Killed everyday. Save Myanmar !!!
JUNTA MASSACRE #Mar28Coup #MilkTeaAlliance #WhatsHappeningInMyanmar pic.twitter.com/JloxySNMXa— Milk Tea Alliance Myanmar ?? (@MilkTeaMM_MTAM) March 28, 2021
Die gewaltsame Niederschlagung von Protesten gegen die Militärherrscher am Samstag habe gezeigt, dass die Junta im Interesse einiger weniger „das Leben des Volkes opfern will“, erklärte am Samstag in Washington auch Maas‘ US-Kollege Antony Blinken. „Das mutige Volk von Myanmar lehnt das Terrorregime der Militärs ab.“
Junta’s Terrorists doing massive shooting at unarmed civilians in Kale tsp.
JUNTA MASSACRE #Mar28Coup #OpCCP #WhatsHappeningInMyanmar pic.twitter.com/I8tFybvwyI— Milk Tea Alliance Myanmar ?? (@MilkTeaMM_MTAM) March 28, 2021
China und Russland nahmen als Gäste an Militärparade teil
Am Samstag, dem mit einer Militärparade begangenen Tag der Streitkräfte in Myanmar, waren mehr als hundert Menschen bei den Protesten im ganzen Land getötet worden. Flankiert von Militärfahrzeugen und unter den Augen acht ausländischer Delegationen – darunter Russland und China – marschierten Soldaten mit Flaggen und Fackeln durch die Hauptstadt Naypyidaw.
Bereits im Morgengrauen hatten Sicherheitskräfte in mehreren Städten das Feuer auf Demonstranten eröffnet, die seit dem Putsch am 1. Februar unermüdlich und trotz des immer härteren Vorgehens der Generäle weiter auf die Straße gehen.
In einer Rede verteidigte Junta-Chef Min Aung Hlaing den Staatsstreich erneut. Er gab an, nach Neuwahlen die Macht an die dann neue Regierung abgeben zu wollen. Zugleich richtete der General eine Warnung an die Junta-Gegner: „Terrorismus“ sei nicht hinnehmbar, sagte er. „Die Demokratie, die wir uns wünschen“, müsse respektiert werden. An der Militärparade in der Hauptstadt von Myanmar nahm der stellvertretende russische Verteidigungsminister Alexander Wassiljewitsch Fomin teil. Ein Großteil der Waffensysteme von Myanmar stammen aus Russland.
Russia complicit in #CrimesAgainstHumanity committed by #Myanmar military. Yesterday’s military parade featured Russian arms incl T-72 & BRDM tanks, MiG-29 & Yak-130 fighter jets, Mi-24, Mi-35 & Mi-17 helicopters. They must be held to account! Global arms embargo now! pic.twitter.com/5ZxYrW1dIt
— Justice For Myanmar (@JusticeMyanmar) March 28, 2021
Mindestens 420 Tote seit Beginn der Proteste
Seit dem Militärputsch vor rund acht Wochen sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal vorgeht. Mehr als 2.600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, insgesamt mehr als 420 Menschen wurden nach Angaben von örtlichen Menschenrechtsaktivisten getötet.
Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zur Demokratie.
Trotz der Gefahren gingen die Demonstranten auch am Sonntag in Teilen von Myanmars größter Stadt Yangon und in den Städten Dawei, Bago, Myingyan und Monywa wieder auf die Straße.
Wieder gab es Tote und Verletzte. „Ein Mädchen wurde in den Kopf geschossen und starb im Krankenhaus, während zwei Männer erschossen wurden und auf der Stelle tot waren“, sagte ein Rettungshelfer in Monywa der Nachrichtenagentur AFP. (afp)
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