Militärchefs aus zwölf Ländern verurteilen Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar

Epoch Times28. März 2021

Nach dem bislang blutigsten Tag der Proteste gegen die Militärherrschaft in Myanmar haben internationale Vertreter mit Entsetzen auf das brutale Vorgehen der Junta reagiert.

In einem ungewöhnlichen gemeinsamen Aufruf verurteilten die Militärchefs von einem Dutzend Ländern – darunter Deutschland – am Sonntag die Gewalt gegen Zivilisten. Die USA zeigten sich „entsetzt“ über das „Terrorregime“ der Generäle, nachdem am Samstag landesweit nach UN-Angaben mindestens 107 Menschen – darunter sieben Kinder – von Sicherheitskräften erschossen wurden.

„Ein professionelles Militär folgt internationalen Verhaltensstandards und ist verantwortlich für den Schutz – nicht die Verletzung – des Volkes, dem es dient“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung, an der sich auch Großbritannien, Italien, Griechenland, die Niederlande, Dänemark, Japan, Südkorea, Kanada, Australien und Neuseeland beteiligten.

Generalinspektor der Bundeswehr unterzeichnet Schreiben

Für Deutschland unterzeichnete der Generalinspektor der Bundeswehr, Eberhard Zorn, das Schreiben. Die Generalstabschefs forderten Myanmars Armee auf, „die Gewalt einzustellen und darauf hinzuwirken, den Respekt und die Glaubwürdigkeit bei Myanmars Volk wiederherzustellen, den sie durch ihre Handlungen verloren hat“.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) unterstützte den Aufruf auf Twitter und forderte ein Ende der militärischen Gewalt. „Die Bürger Myanmars haben das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit“, schrieb sie.

Maas: Nachrichten aus Myanmar „zutiefst schockierend“

Außenminister Heiko Maas (SPD) nannte die Nachrichten aus Myanmar „zutiefst schockierend“. Statt die Bevölkerung zu schützen, „hat das Militär friedliche Demonstranten und sogar Kinder getötet“, hieß es in einer Erklärung des Ministers am Sonntag.

„Wir werden weiter mit unseren internationalen Partnern entschieden dafür eintreten, dass diese sinnlose Gewalt, die mit jedem Tag nur weiter ausufert, endet und Myanmar auf den Weg der Demokratie zurückkehren kann.“

Die gewaltsame Niederschlagung von Protesten gegen die Militärherrscher am Samstag habe gezeigt, dass die Junta im Interesse einiger weniger „das Leben des Volkes opfern will“, erklärte am Samstag in Washington auch Maas‘ US-Kollege Antony Blinken. „Das mutige Volk von Myanmar lehnt das Terrorregime der Militärs ab.“

China und Russland nahmen als Gäste an Militärparade teil

Am Samstag, dem mit einer Militärparade begangenen Tag der Streitkräfte in Myanmar, waren mehr als hundert Menschen bei den Protesten im ganzen Land getötet worden. Flankiert von Militärfahrzeugen und unter den Augen acht ausländischer Delegationen – darunter Russland und China – marschierten Soldaten mit Flaggen und Fackeln durch die Hauptstadt Naypyidaw.

Bereits im Morgengrauen hatten Sicherheitskräfte in mehreren Städten das Feuer auf Demonstranten eröffnet, die seit dem Putsch am 1. Februar unermüdlich und trotz des immer härteren Vorgehens der Generäle weiter auf die Straße gehen.

In einer Rede verteidigte Junta-Chef Min Aung Hlaing den Staatsstreich erneut. Er gab an, nach Neuwahlen die Macht an die dann neue Regierung abgeben zu wollen. Zugleich richtete der General eine Warnung an die Junta-Gegner: „Terrorismus“ sei nicht hinnehmbar, sagte er. „Die Demokratie, die wir uns wünschen“, müsse respektiert werden. An der Militärparade in der Hauptstadt von Myanmar nahm der stellvertretende russische Verteidigungsminister Alexander Wassiljewitsch Fomin teil. Ein Großteil der Waffensysteme von Myanmar stammen aus Russland.

Mindestens 420 Tote seit Beginn der Proteste

Seit dem Militärputsch vor rund acht Wochen sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal vorgeht. Mehr als 2.600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, insgesamt mehr als 420 Menschen wurden nach Angaben von örtlichen Menschenrechtsaktivisten getötet.

Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zur Demokratie.

Trotz der Gefahren gingen die Demonstranten auch am Sonntag in Teilen von Myanmars größter Stadt Yangon  und in den Städten Dawei, Bago, Myingyan und Monywa wieder auf die Straße.

Wieder gab es Tote und Verletzte. „Ein Mädchen wurde in den Kopf geschossen und starb im Krankenhaus, während zwei Männer erschossen wurden und auf der Stelle tot waren“, sagte ein Rettungshelfer in Monywa der Nachrichtenagentur AFP. (afp)



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