Menschen in Haiti trifft Hurrikan völlig unvorbereitet – in der zweitgrößten Stadt weiß niemand Bescheid
Wer im Armenviertel von Haitis zweitgrößter Stadt Cap-Haïtien „Irma“ anspricht, trifft auf Überraschung und Schock.
Der gewaltige Wirbelsturm ist nur noch wenige Stunden von der Küste der Hafenstadt entfernt, doch niemand hier weiß Bescheid. „Wir haben keinen Strom und sind deshalb von allen Informationen abgeschnitten“, sagt die 25-jährige Jacquie Pierre resigniert.
Ihr Nachbar Pierre Valmy steckt seinen Kopf aus seiner Blechhütte. „Wir haben oftmals Überschwemmungen, aber wenn hier ein Wirbelsturm eintrifft, sind wir verloren“, sagt er verzweifelt. Der bitterarme Karibik-Staat hat sich von Hurrikan „Matthew“ kaumt erholt, der im vergangenen Oktober den Süden verwüstete und über 500 Menschen den Tod brachte.
Zwar sagt Zivilschutz-Koordinator Jean-Henri Petit, die Behörden hätten ihre Lehren aus der damaligen Tragödie gezogen. Doch ohne die Unterstützung der UN-Stabilisierungsmission (Minustah), die in Erwartung ihres baldigen Mandatsendes bereits einen Großteil ihrer schweren Ausrüstung abgezogen hat, kann der Zivilschutz nicht viel ausrichten. Ganze drei Krankenwagen stehen für die rund eine Million Einwohner zur Verfügung, die rund um Cap-Haïtien leben. Stabile Notunterkünfte gibt es so gut wie keine.
Um zu verhindern, dass die Menschen wie bei „Matthew“ in ihren Hütten ausharren, deren Blechdächer kaum den Böen standhalten, sollen sie nach dem Willen der Behörden Schutz bei Verwandten oder Freunden suchen, die über stabilere Betonbehausungen verfügen. Doch wer in den Slums hat schon solche Freunde? „Im Leben gibt es immer einen Ort zum Sterben“, kommentiert Pierre Valmy, dann geht er zum Dominospielen zu seinen Freunden. Ihnen erzählt er nur, dass mit „schlechtem Wetter“ zu rechnen sei. (afp)
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