Mehrere ausländische Helfer einer NGO in Gaza getötet – Israel kündigt Untersuchung an

Der Krieg in Gaza geht unvermindert weiter. Nun kamen bei einem Luftangriff sieben Mitarbeiter einer NGO ums Leben, sie stammen aus Polen, Australien, Irland und Großbritannien. Auch im Iran gab es einen Angriff, der Israel zugeschrieben wird.
Zelte der Organisation World Central Kitchen im Gazastreifen.
Zelte der Organisation World Central Kitchen im Gazastreifen.Foto: Uncredited/Israeli Army/AP/dpa
Epoch Times2. April 2024

Bei einem Luftangriff im Gazastreifen kamen sieben Helfer der Hilfsorganisation World Central Kitchen ums Leben. Die US-Organisation hat angekündigt, ihre Arbeit im Gazastreifen vorerst einzustellen.

Die Organisation erklärte, die israelischen Streitkräfte hätten „trotz Absprachen“ einen Konvoi getroffen, „als er das Lager in Deir al-Balah verließ“. Das Team habe dort 100 Tonnen Nothilfe abgeladen, die auf dem Seeweg geliefert worden seien. Die Opfer stammten demnach aus Australien, Polen, Großbritannien. Zu ihnen zählten auch eine Person mit doppelter Staatsangehörigkeit aus den USA und Kanada sowie Palästinenser.

World Central Kitchen landete im März 2024 im Gazastreifen an. Sie kamen unter anderem mit einem Lastkahn, bugsiert von der Organisation Open Arms, mit 200 Tonnen Lebensmitteln von Zypern in den Hafen von Gaza.

Seit Oktober hat World Central Kitchen etwa 43 Millionen Mahlzeiten in Gaza (rund 2,2 Millionen Menschen) geliefert. Auch in Rafah betreibt die Organisation eine Küche. Die gelieferte Menge entspricht etwa einem Drittel der Menge, die das Welternährungsprogramm normalerweise liefert, so das „Wall Street Journal“. Mittlerweile sei ein zweites Frachtschiff sowie ein Unterstützungsschiff unterwegs. 

Israels Armee: Untersuchen Umstände des „tragischen Vorfalls“

Die israelische Armee schrieb in der Nacht auf Telegram, das Militär führe „eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen“. World Central Kitchen, gegründet von dem in den USA lebenden Starkoch José Andrés, schrieb auf der Plattform X, ihr seien die Berichte bekannt. „Das ist eine Tragödie“.

Humanitäre Helfer und Zivilisten sollten niemals zur Zielscheibe werden, hieß es. Die Organisation betreibt im Gazastreifen zusammen mit örtlichen Partnern mehrere Gemeinschaftsküchen, die Mahlzeiten für die palästinensische Bevölkerung zubereiten. Sie hat dabei auch die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort übernommen.

In der Stellungnahme der israelischen Armee heißt es, die eigenen Streitkräfte unternähmen umfangreiche Anstrengungen, um die sichere Lieferung von humanitärer Hilfe zu ermöglichen und arbeiteten eng mit World Central Kitchen zusammen, um die Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe zu versorgen.

Netanjahu will Sender „Al Jazeera“ stoppen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte unterdessen eine rasche Schließung des arabischen TV-Senders „Al Jazeera“ im Land an. „Al Jazeera“ habe der Sicherheit Israels geschadet, gegen israelische Soldaten gehetzt und sei ein „Terror-Kanal“, erklärte Netanjahu die Vorwürfe.

Israels Parlament hatte das sogenannte „Al Jazeera“-Gesetz gebilligt, das eine Schließung ausländischer TV-Sender ermöglicht, falls diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden sollten. „Al Jazeera“ hat seit Beginn des Gaza-Kriegs ausführlich über die Lage in Gaza berichtet und Bilder von Tod und Zerstörung gezeigt, die in israelischen TV-Sendern kaum zu sehen sind.

USA: Israel hat jedes Recht zur Verteidigung

Die „Washington Post“ berichtete am Freitag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte im Pentagon und Außenministerium, die US-Regierung habe in den vergangenen Tagen „in aller Stille“ neue Bomben und Kampfflugzeuge für Israel genehmigt.

Israel sei umgeben von Akteuren, die auf dessen Zerstörung aus seien, nicht nur die Hamas, sondern auch der Iran und seine Stellvertreter, etwa die libanesische Hisbollah-Miliz. „Wir glauben, dass Israel jedes Recht hat, sich gegen diese Gegner zu verteidigen“, sagte Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums, in Washington. Rüstungslieferungen an das Land zögen sich mitunter über mehrere Jahre hin.

Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Israels und unterstützen das Land jährlich mit Milliardenbeträgen, von denen ein beachtlicher Teil in Raketenabwehr und andere Militärtechnik fließt.

Israel wird Bedenken zu Rafah-Offensive berücksichtigen

Nach US-Angaben will Israel Bedenken der Vereinigten Staaten gegen die geplante Offensive in Rafah im Gazastreifen berücksichtigen. Das sei das Ergebnis eines „konstruktiven Gesprächs“ über Rafah zwischen hochrangigen Regierungsvertretern, teilte das Weiße Haus mit.

Nach einer Video-Schalte mit Vertretern beider Seiten veröffentlichte das Weiße Haus eine gemeinsame Stellungnahme. Beide Seiten verfolgten das gemeinsame Ziel, die Hamas in Rafah zu besiegen, hieß es.

„Die US-Seite äußerte ihre Bedenken gegenüber verschiedenen Vorgehensweisen in Rafah.“ Die israelische Seite wiederum habe sich bereiterklärt, diese Bedenken zu berücksichtigen und weitere Gespräche zu führen. Entsprechende Folgegespräche sollen in der kommenden Woche stattfinden.

Israel will in Rafah nahe der ägyptischen Grenze die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen. Die US-Regierung hält eine großangelegte Bodenoffensive wegen der Hunderttausenden palästinensischen Zivilisten, die dort Schutz vor den Kämpfen gesucht haben, für falsch und hat Israel Alternativen aufgezeigt.

Irans Revolutionswächter bestätigen Tod von Generälen

Nach einem Luftangriff in Syrien haben Irans Revolutionswächter (IRGC) den Tod von zwei Generälen bestätigt. Bei der Attacke auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in der Hauptstadt Damaskus seien die beiden Brigadegeneräle Mohammed-Resa Sahedi und Mohammed Hadi Hadschi Rahimi ums Leben gekommen, erklärten die IRGC am Abend. Fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden seien bei dem Angriff getötet worden.

Irans Außenamtssprecher Nasser Kanaani verurteilte die Attacke scharf und machte Erzfeind Israel für die Tötung der Generäle verantwortlich: „Die Dimensionen dieses hasserfüllten Angriffs werden untersucht, und die Verantwortung für seine Folgen liegt beim aggressiven zionistischen Regime“, sagte der Sprecher laut Mitteilung seines Ministeriums.

Das „feige Verbrechen“ werde „nicht unbeantwortet bleiben“, erklärte Irans Präsident Ebrahim Raisi in einer von der Präsidentschaft veröffentlichten Stellungnahme. Darin verurteilte der Präsident den Angriff als „unmenschlichen, aggressiven und verachtenswerten Akt der Invasion“ und als „eklatante Verletzung internationaler Regeln“.

Raisi warf Israel vor, „blinde Ermordungen auf seine Agenda gesetzt“ zu haben. „Tag für Tag erleben wir die Stärkung der Widerstandsfront und den Abscheu und Hass der freien Nationen gegen die illegitime Natur“ Israels, erklärte er.

Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahain erklärte im Onlinedienst X, Teheran habe den USA eine „wichtige Botschaft“ zukommen lassen. Diese sei einem Vertreter der Schweizer Botschaft in Teheran übermittelt worden. Der Iran habe dabei „die terroristische Dimension des Angriffs und das Verbrechen des israelischen Regimes erläutert und die Verantwortung der US-Regierung hervorgehoben“.

Teheran und Moskau machen Israel für den Angriff verantwortlich, Peking verurteilte den Angriff auch. „Die Sicherheit diplomatischer Einrichtungen darf nicht angetastet, und die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit Syriens muss geachtet werden“, sagte Außenministeriumssprecher Wang Wenbin. China sei gegen „jegliche Aktionen, die zu einer Eskalation der Spannungen“ führe.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari lehnte eine Stellungnahme ab.

Japan will Zahlung an UNRWA wieder aufnehmen

Die japanische Regierung will derweil das UN-Palästinenserhilfswerk wieder finanziell unterstützen. Das kündigte Außenministerin Yoko Kamikawa laut der Nachrichtenagentur „Kyodo“ an. Die Entscheidung erfolgte angesichts der akuten humanitären Situation im Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk UNRWA ist stark in die Kritik geraten. Mitarbeitern wurde vorgeworfen, am Massaker der terroristischen Hamas vom 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel beteiligt gewesen zu sein.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte umfassende Aufklärung der Vorwürfe versprochen. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten wurde beendet. Mehrere Länder stellten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an UNRWA ein, darunter die größten Geldgeber, die USA und Deutschland. Auch Japan hatte eine geplante Zahlung von 35 Millionen Dollar eingefroren. (dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion