Mauretanien im Blick: Spanien will legale Migration fördern und Menschenschmuggel eindämmen
Spaniens Premierminister Pedro Sánchez befindet sich derzeit auf einer dreitägigen Reise durch mehrere afrikanische Staaten. Die erste Station war dabei am Dienstag, 27. August, Mauretanien. Darüber hinaus sind der Senegal und Gambia als weitere Besuchsziele eingeplant. Eines der zentralen Themen ist dabei das Unterbinden irregulärer Migration.
Alle drei Länder, die Sánchez bereist, sind häufige Ausgangspunkte von Flüchtlingsbooten, die über die westafrikanische Küste über den Atlantik die Kanarischen Inseln ansteuern. Diese sind lediglich etwas mehr als 100 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt.
Mauretanien: Schlüsselpartner im Kampf gegen irreguläre Migration
Bis dato haben in diesem Jahr 31.000 Asylsuchende Spanien erreicht. Von diesen sind allein 22.300 über die Kanarischen Inseln ins Land gekommen. Dem Innenministerium zufolge bedeutet das eine Verdopplung der Zahlen gegenüber dem Vorjahr. Knapp die Hälfte davon war allein in den ersten beiden Monaten des Jahres auf die Inselgruppe gelangt.
Gleichzeitig haben – Stand: Ende Mai – 4.808 Menschen den Versuch, Spanien auf dem Seeweg anzusteuern, nicht überlebt. Das kam einem Tagesschnitt von 33 Toten pro Tag oder einem Todesfall alle 45 Minuten gleich.
Premier Sánchez hat nun dem Präsidenten von Mauretanien, Mohamed Ould Ghazouani, in der Hauptstadt Nouakchott die Teilnahme seines Landes an einer Art Saisonarbeiter-Programm vorgeschlagen. Arbeitswillige aus Mauretanien sollen die Möglichkeit haben, temporär nach Spanien zu kommen und dort in Bereichen wie der Landwirtschaft zu arbeiten.
Spanien benötigt Arbeitskräfte: Sánchez schlägt Saisonnier-Programm vor
Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitskräften des Landes bei der Bekämpfung von Menschenschmuggel intensiviert werden. Trotz einer in zunehmendem Maße aufkommenden fremdenfeindlichen Rhetorik in Europa sei die Migration als solche kein Problem, betonte Sánchez.
Spanien benötige eingewanderte Arbeitskräfte, um den Folgen der Überalterung im eigenen Land entgegenzuwirken. Es sei jedoch „ein Bedarf, der gewisse Probleme mit sich bringt“. Deshalb sei es erforderlich, „das Phänomen der Migration auf humane, sichere und geordnete Weise zu steuern, zum Nutzen unserer jeweiligen Gesellschaften“. Spanien sei bis vor nicht allzu langer Zeit selbst ein Land von Migranten gewesen, die auf der Suche nach einem besseren Leben hohe Risiken eingegangen seien.
Bei den Schutzsuchenden, die es auf die Kanaren schafften, handelt es sich hauptsächlich um solche aus Mali, die vor dem dort seit 2012 wütenden Bürgerkrieg flüchten. Dazu kommen hauptsächlich junge Männer aus dem Senegal, Mauretanien und angrenzenden Ländern, die in Europa nach wirtschaftlichen Möglichkeiten suchen.
Mauretanien und Spanien vereinbaren weitere Zusammenarbeit
Sánchez war bereits im Februar mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Mauretanien. Dort stellte diese dem Land, das von Wüsten geprägt ist und in dem bis zu 15 Prozent der Bewohner noch in Leibeigenschaft leben sollen, 210 Millionen Euro in Aussicht. Im Gegenzug soll Mauretanien bei der Eindämmung irregulärer Migration kooperieren.
Das Land selbst ist mit massiven sozialen Veränderungen konfrontiert – im Jahr 1957 lebten noch 90 Prozent der Bevölkerung als Nomaden, mittlerweile zieht es eine Mehrheit in die Städte. Zudem beherbergt es an seiner Grenze etwa 200.000 Geflüchtete aus Mali.
Dennoch gilt Mauretanien als verhältnismäßig stabil. Der im Juni als Präsident wiedergewählte Ghazouani dankte Sánchez für die „ständige Bereitschaft Madrids, unser Land zu entwickeln“. Es sei von großer Bedeutung, reguläre Migrationswege für dessen Bürger zu schaffen.
Sánchez-Besuch folgt massivem Grenzandrang bei Ceuta
Der Publikation „The Olive Press“ zufolge hat der spanische Premier für Teilnehmer an seinem Saisonnier-Programm 250.000 Jobs in Aussicht gestellt. Die meisten Stellen sollen in Spanien in der Landwirtschaft besetzt werden, einige sollen aber auch vor Ort in Mauretanien entstehen.
Sánchez und sein Gastgeber kamen auch überein, Anfang 2025 ein weiteres hochrangiges Treffen in Mauretanien abzuhalten. Spanien rief einem Bericht der englischsprachigen Epoch Times zufolge auch einen spanisch-mauretanischen Wirtschaftsrat ins Leben. Dieser solle Investitionen ankurbeln. Außerdem werde das Cervantes-Institut eine Zweigstelle in Mauretanien eröffnen, um die spanische Sprache und Kultur zu fördern.
Der Besuch des Premiers steht unter dem Eindruck eines neuerlichen Versuchs Tausender Asylsuchender, die Grenze von Marokko zur spanischen Enklave Ceuta zu überwinden. Cristina Pérez, die Vertreterin der spanischen Regierung in Ceuta, sprach am Montag von durchschnittlich 700 Übertrittsversuchen pro Tag seit dem 22. August.
Am vergangenen Sonntag sei mit 1.500 sogar ein neuer Höchststand an Versuchen zu verzeichnen gewesen. Wie viele davon erfolgreich waren, ließ sie offen.
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