Massenhafter sexueller Missbrauch Schutzbefohlener durch katholische Priester und Lehrer dokumentiert
An 308 römisch-katholischen Internaten, Grund-, Tages- und Sonderschulen in Irland soll es zwischen 1927 und 2013 mindestens 2.395 Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben haben. Das hat eine 700 Seiten starke Studie im Auftrag der irischen Regierung ans Licht gebracht, wie Medien berichten.
Die Studienautoren gehen von einer in Wahrheit noch höheren Zahl an sexuell motivierten Straftaten aus: „Es besteht Grund zu der Annahme, dass weitere Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch in Schulen auftauchen werden und dass die Zahl der Fälle die in den Aufzeichnungen der Ordensgemeinschaften verzeichnete Zahl übersteigen wird“, heißt es laut „t-online“ in dem Papier.
Untersuchungskommission soll kommen
Auf jeden Fall soll nach dem Willen der irischen Regierung nun eine Untersuchungskommission ins Leben gerufen werden. Die irische Bildungsministerin Norma Foley zieht nach Angaben der Zeitung „The Irish Independent“ auch ein Entschädigungsprogramm für Überlebende in Betracht.
Die Studie war laut „The Guardian“ seit dem Jahr 2022 unter der Federführung der Rechtsanwältin Mary O’Toole erstellt worden. Sie stützte sich nicht nur auf Interviews mit rund 200 Betroffenen, sondern auch auf Informationen aus den Schulen und bei 73 katholischen Orden, die als Träger jener Bildungseinrichtungen fungiert hatten und zum Teil noch immer als solche dienen. Bei 42 dieser Orden habe es bereits früher Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegeben. Diese hätten ihre internen Unterlagen für die Untersuchung zur Verfügung gestellt.
Fast 900 Täter an 300 Schulen
Den Aufzeichnungen zufolge sollen 884 Täter in die pädophilen Straftaten involviert gewesen sein. Aufgeschlüsselt nach Schulen, könne ihre Zahl allerdings „höher sein als die Gesamtzahl der mutmaßlichen Missbrauchstäter eines bestimmten religiösen Ordens“, heißt es nach Angaben des „Irish Independent“ in der Studie. Einzelne mutmaßliche Täter seien möglicherweise mit mehr als einer Schule in Verbindung gebracht worden. Es könne auch zu Doppelungen gekommen sein.
Bei den Tätern habe es sich um Priester oder Lehrer gehandelt, die es in den allermeisten Fällen auf Knaben abgesehen hätten, laut „Irish Independent“. Das Blatt hatte am 3. September eine Liste der Orden, ihrer Schulen, der Anzahl der jeweiligen Vorwürfe und der mutmaßlichen Missbrauchstäter veröffentlicht.
Etwa die Hälfte der Täter und Opfer verstorben
Die Vorfälle reichten bis in die 1960er-Jahre zurück und endeten in den 1990er-Jahren. Ein Großteil der Straftaten habe sich in den frühen und mittleren 1970er-Jahren ereignet. Etwa jeder zweite Täter sei wahrscheinlich inzwischen verstorben. Die Opfer seien wahrscheinlich zu mehr als 50 Prozent tot. Nicht wenige unter ihnen seien durch Selbstmord ums Leben gekommen.
Im Bericht sei häufig davon zu lesen, dass die Täter ihre schlafenden Schutzbefohlenen in Schlafsälen vergewaltigt hätten. Manche Pädophilen seien nicht einmal in den Klassenzimmern vor sexuellen Übergriffigkeiten zurückgescheut, obwohl andere Schüler dabei gewesen seien. Zuweilen seien auch Medikamente im Spiel gewesen, um die Opfer zu isolieren und ihren Widerstand zu brechen.
Viele Überlebende hätten gegenüber den Studienautoren gesagt, dass ihre Kindheit an dem Tag geendet habe, an dem sie zum ersten Mal missbraucht worden seien, so der „Irish Independent“.
Bildungsministerin schockiert
Die irische Bildungsministerin Norma Foley habe das Ausmaß des Missbrauchs bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse in Dublin als „schockierend“, die Studie selbst als „erschütterndes Dokument“ bezeichnet, berichtet die britische Nachrichtenagentur Press Association. Die gesammelten Berichte zeugten nach Foleys Worten von „fürchterlichem sexuellem Missbrauch und Gewalt“.
Die Straftaten hätten sich auch auf den schulischen Erfolg, die psychische Gesundheit und damit auch auf das gesamte soziale Leben der Opfer ausgewirkt, habe Foley zu bedenken gegeben. Bei vielen hätten später Drogen oder Alkohol eine Rolle gespielt. Einige der Opfer hätten es nicht einmal mehr gewagt, das Grab ihrer eigenen Eltern zu besuchen – aus Angst, den Grabstein ihres Peinigers zu sehen.
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