„Marktmacht bündeln“: Gemeinsamer Gaseinkauf der EU wird konkret
Wegen der massiv gestiegenen Energiepreise hat die Europäische Union erstmals gemeinsame Gaskäufe verabredet, nun wird das Projekt konkret: Nach Angaben der EU-Kommission vom Mittwoch wollen 77 europäische Unternehmen gemeinsam Gas ordern. Zusammen wollen sie knapp zwölf Milliarden Kubikmeter beziehen – etwa ein Achtel dessen, was Deutschland vor dem Ukraine-Krieg im Jahr verbrauchte. Für Anbieter endet die Frist am kommenden Montag.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, nannte die Beteiligung „solide“. Ursprünglich hatten mehr als hundert Firmen an der neuen Einkaufsplattform Interesse signalisiert. Ob deutsche Unternehmen dabei sind, teilte der Slowake nicht mit. Die Firmen kämen aus der „überwältigenden Mehrheit“ der 27 Mitgliedsländer und aus einigen Nicht-EU-Staaten, sagte Sefcovic.
Die EU will so ihre Marktmacht bündeln und gemeinsam billiger einkaufen. Zudem will sie noch unabhängiger von Russland werden, das von Angeboten ausgeschlossen ist. Die Bundesregierung hatte der Plattform im vergangenen Jahr nach längerem Zögern zugestimmt. Andere Länder hatten Deutschland vorgeworfen, auf dem Gasmarkt als Platzhirsch aufzutreten.
Die nun veröffentlichte Order für Pipeline- und Flüssigerdgas (LNG) ist nur ein erster Schritt, die Verträge dafür sollen vor dem Sommer besiegelt werden. Rund alle zwei Monate soll es dann laut Sefcovic neue Ausschreibungen am Weltmarkt geben. Die EU-Länder wollen für mindestens 15 Prozent ihrer jeweiligen Speicherziele Angebote über die Plattform einholen. (afp/dl)
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